Die letzten Zeugen - Das Buc

MARIA GRAUSENBURGER


 
 

MARIA
GRAUSENBURGER

geb.
wirkte in Österreich,

Die Bäuerin, die Juden vor dem KZ versteckte

Maria Grausenburger versteckte eine Jüdin und ihre drei Kinder, die vom Todesmarsch nach Mauthausen flüchten konnten und sorgte mit Mut und List für deren Überleben in Grafenwörth.

Ende 1944 befanden sich Häftlinge aus Ungarn in einem Arbeitslager in Floridsdorf. Sie verrichteten in Wien Zwangsarbeit. Unter ihnen war die Familie Weiss aus Debrezin, die 50-jährige Mutter Elena mit ihren drei Kindern, der 18-jährige Ernst, der 14-jährige Tibor und ihre kleine Schwester. Der Vater, ein Tischler aus Debrezin, wurde zuvor von den Deutschen verhaftet, und nach Bergen Belsen deportiert, wo ermordet wurde.

Auf dem Todesmarsch vom Floridsdorfer Lager in das Lager Mauthausen gelang es der Familie Weiss aus der Kolonne zu entschlüpfen, als sie sich im Dorf Grafenwörth befanden. Eine Bauernfamilie im Dorf versteckte die Flüchtlinge bei sich. Doch am nächsten Tag teilten die Bauern Frau Weiss mit, dass die Gefahr von Deutschen entdeckt zu werden, zu groß sei und sie konnten nicht bleiben.

Frau Weiss wandte sich an die gegenüber wohnende Bäuerin Maria Grausenburger, eine "Kriegerwitwe", die mit ihrer Tochter auf dem Bauernhof wohnte. Frau Grausenburger willigte sofort ein, nahm die Familie Weiss in ihrem Haus auf und versorgte sie einige Tage mit Essen.

Die Familie Weiss wollte Frau Grausenburger und ihre Tochter nicht gefährden und  Frau Weiss schlug Frau Grausenburger vor sich an den Bürgermeister von Grafenwörth zu wenden, und ihm zu erzählen, dass in ihrem Haus eine faschistische Familie aus Ungarn untergekommen sei. Jene Ungarn seien vor den Russen geflohen und wollten im Dorf bleiben, um zu arbeiten. Frau Grausenburger erhielt das Einverständnis des Bürgermeisters. Die Familie Weiss nahm den typisch ungarischen Namen Varga an und erhielt offizielle Ausweise auf den erfundenen Namen und Arbeit im Dorf.

Als sich die russische Front näherte, sammelten die Deutschen alle Fremden in Grafenwörth und Umgebung und überführten sie in das Gefangenenlager Gneixendorf.

Ernst Weiss malte gut und gerne und zeigte einige seiner Bilder dem Lagerkommandanten und machte Porträts von ihm. Der fand Gefallen an dem Jungen und ließ die Familie Weiss mit den Grafenwörther Registrierungspapieren frei. Die Familie Weiss kehrte in das Haus von Frau Grausenburger nach Grafenwörth zurück.

In allen Häusern des Dorfes hatten sich inzwischen deutsche Soldaten einquartiert. Bei den Grausenburgers wohnten sechs Soldaten. Trotzdem nahm sie die Familie Weiss wieder auf und versteckte sie im Keller. Als Nachbarn sie verdächtigten, dass sie Juden in ihrem Haus versteckt halte und mit einer Anzeige drohten, behielt sie die Familie Weiss dennoch im Haus.

Sie erklärte ihr Verhalten: "Ich habe Angst, dass sie eine Frau mit drei so prächtigen Kindern töten würden. Ich sorge dafür, dass sie am Leben bleiben".

Die Familie Weiss konnte bei Frau Grausenburger drei Monate lang bis zum Einrücken der russischen Truppen bleiben.

Für ihre Heldentat wurde Maria Grausenburger 1978 vom Yad Vashem in Jerusalem die Ehrenmedaille einer "Gerechten der Völker" verliehen. Sie hat jedoch die Zeremonie ihrer Ehrung nicht mehr erlebt.

Quelle: Meisels (1996) "Die Gerechten Österreichs"

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