Die letzten Zeugen - Das Buc

WANDA SEMRAD


 
 

WANDA SEMRAD

gemeinsam mit:

wirkte in Polen, Jagielnica

Mit Mut und Menschlichkeit jüdischen Arbeitern das Leben gerettet

Wanda Semrad beschützte mit ihrem Mann Ludwig, dem Leiter der Zigarrenfabrik von Jagielnica in Polen, die jüdischen Arbeiter und war so mutig, dass sie mit Versteckten an der Hand sogar "zwischen den Mördern hindurch marschierte".

Der Wiener Ludwig Semrad wurde 1941 von den Deutschen nach Jagielnica in Polen zur Leitung einer von Juden beschlagnahmten Zigarettenfabrik geschickt.

Semrad ließ den bisherigen jüdischen Direktor der Fabrik Wolkowicz auf seinem Posten. Er beschloss so viele jüdische Hilfsarbeiter wie möglich aufzunehmen, um sie vor der Deportation in ein Todeslager zu retten. Er erklärte der Gestapo, dass er dringend 50 jüdische Hilfsarbeiter benötige und wandte erfolgreich das Mittel der Bestechung an, um sie für seine Fabrik zu bekommen.

Die Gattin des jüdischen Direktors der Fabrik Bella Wolkowicz sagte aus, dass ihr Mann viele Jahre in der Zigarettenfabrik gearbeitet hatte. "Beim Einmarsch der Deutschen 1941 befürchteten wir, dass man ihn entlassen würde. Wir waren erstaunt, als der Direktor Ludwig Semrad ein herzliches Gespräch mit meinem Gatten führte, ihm mitteilte, dass es ihm erlaubt wäre, seinen Posten weiter zu behalten, obwohl er Jude sei. Er versprach auch meinem Mann, dass er ihm helfen werde, falls es nötig sei. Anfangs wussten wir nicht, wie wir die Worte des neuen Direktors bewerten sollten, dessen Verhältnis so anders war, als das der deutschen Gruppe, die in der Fabrik arbeitete. Aber bald konnten wir feststellen, dass er und seine Frau Wanda, eine Polin, ehrliche freundschaftliche Verhältnisse zu uns, wie auch zu anderen Juden, die man zur Arbeit nahm, schufen".

Ludwig beschäftigte Juden auch zu fiktiven Diensten, um sie vor der Deportation nach Auschwitz zu retten und der Gestapo erklärte er, dass er diese Leute für den Kriegseinsatz nötig habe. In Fällen, wo diese Erklärung keine genügende Überzeugung fand, half er mit Bestechung nach.

Den großen Mut von Wanda konnte Frau Wolkowicz bei der ersten Aktion im Sommer 1942 feststellen. Mitglieder der Gestapo und ihre ukrainischen Gehilfen gingen damals von Haus zu Haus, um Juden zu verhaften. Wanda kam gerade von der Fabrik in das Städtchen und begann zwischen den Häusern umherzuirren, bis sie Bella Wolkowicz gefunden hatte, wie sie sich bei christlichen Nachbarn im Stall versteckt hielt. Sie ergriff ihre Hand und marschierte zwischen den Mördern hindurch, bis sie in die Fabrik kamen. Auch die drei Kinder der Wolokowicz hat sie gerettet und brachte sie in einer Baracke neben der Fabrik unter, wo sie bis zur Befreiung der Stadt versteckt blieben.

"Die ganze Zeit haben uns Ludwig und Wanda ermutigt und ermuntert, dass wir keine Angst haben sollten, denn sie würden uns beschützen, damit uns nichts Böses passiere".

Semrad und seine Frau behandelten die jüdischen Hilfsarbeiter gut und sorgten für alles, was sie brauchten und entlohnten sie auch für ihre Arbeit. Die Hilfsarbeiter konnten bis zum Kriegsende in der Fabrik arbeiten und erlebten so die Befreiung.

Quelle: Meisels (1996) "Die Gerechten Österreichs"
Siehe auch Gutman et al. (2005) „Lexikon der Gerechten unter den Völkern: Deutsche und Österreicher“

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