KARL
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Der rote Baron, der für seine Hilfe ins KZ Auschwitz kam.
Baron Karl von Motesiczky war ein aktiver NS-Gegner, der nach Wien zurückkehrte, um seinen jüdischen Freunden zu helfen. Er half vielen Verfolgten zu fliehen, wurde selbst verraten - und starb im KZ Auschwitz.
Baron Karl von Motesiczky war ein aktiver NS-Gegner. Er war ein begüterter Mann, der ein großes Gut in Hinterbrühl am Kröpfelsteig besaß. Seine Mutter, Baronin Motesiczky, die ihren Sohn zu seiner demokratischen Anschauung erzogen hatte, floh nach dem Anschluss nach Holland. Karl befand sich am 13. März 1938 in Norwegen, beschloss jedoch, nach Wien zurückzukehren, um seinen jüdischen Freunden zu helfen.
Karl blieb in Wien und beschloss seiner Mutter erst zu folgen, sowie er seine Rettungsaufgaben erfüllt haben würde. Sein Haus wurde zum Treffpunkt jüdischer Familien und christlicher Nazigegner. Als ihnen Gefahr drohte von der Gestapo verhaftet zu werden, gewährte ihnen Karl in seinem Haus Unterschlupf. Im Sommer 1938 nahm er die jüdische Familie Urbach mit ihrem vierjährigen Buben ins Haus. Zu seinen jüdischen Freunden, die sein Haus frequentierten, zählten die Pianistin Eva Gal und Isa Strasser sowie die christlichen Nazigegner Ernst Wildgans, die Przibrams, Dr. Ella und Kurt Lingens.
Der Gärtner von Herrn Motesiczky war ein geheimer Nazi. Nach dem Anschluss stellte sich aber heraus, dass er der Partei unter falschen Voraussetzungen beigetreten war und der Familie Motesiczky immer treu ergeben war. Im September 1938 warnte er die Familie Urbach vor ihrer bevorstehenden Verhaftung und so gelang es ihnen mit Motesiczkys Hilfe nach Schweden und später nach Amerika zu fliehen.
Für Juden, die ins Ausland flüchten wollten, bediente sich Motesiczky der Hilfe des früheren Schauspielers Klinger.
Im Frühjahr 1942 wandte sich sein Bekannter, der polnische Jude Alex Weissberg-Cybulski, der mit der polnischen Untergrundbewegung zusammenarbeitete, an Motesiczky mit der Bitte, ihm und seinen Freunden die Flucht ins Ausland zu ermöglichen. Motesiczky konnte einige Mitglieder der Untergrundbewegung retten.
Im Juli 1942 kamen die Brüder Goldstein aus Krakau mit ihren Frauen nach Wien. Weissberg-Cybulski hatte sie geschickt, um einen Fluchtweg in die Schweiz auszuprobieren. Die Flüchtlinge hatten gefälschte Papiere, die sie als polnische Landarbeiter auswiesen. Einer der Brüder und dessen Frau wurden im Gut Motesiczkys versteckt. Der zweite wurde bei anderen Freunden untergebracht.
Motesiczky wandte sich an Klinger, wusste jedoch nicht, dass Klinger ein Angehöriger der Judenpolizei und Informant der Polizei, also ein Spitzel war. Er brachte die Ehepaare Goldstein an die Grenze, lieferte sie aber den Deutschen aus und verriet ihren Helfer Motesiczky.
Sein Gut in Hinterbrühl wurde nach dem Krieg zu einem SOS-Kinderdorf, wo eine Gedenktafel für Karl Motesiczky enthüllt wurde.
Siehe Meisels (1996) "Die Gerechten Österreichs"
Siehe auch Gutman et al (2005) "Lexikon der Gerechten unter den Völkern: Deutsche und Österreicher"