Die letzten Zeugen - Das Buc

JULIUS NATALY


 
 

JULIUS NATALY

wirkte in Slowakei,

Der Fälscher von Dokumenten

Julius Nataly half vielen slowakischen Juden, die nach Polen deportiert werden sollten, indem er in seiner Druckerei gefälschte Dokumente herstellte, Menschen versteckte und sie mit Lebensmitteln versorgte. Unter anderem rettete er Rabbi Weissmantel, der vom Zug nach Auschwitz gesprungen war.

Julius Nataly wurde am 21. März 1901 in Wien geboren und war von Beruf Buchdrucker. Sein Großvater, der Wiener Kupferstecher Johann Neidl, übersiedelte nach dem ersten Weltkrieg aus Wien nach Pressburg und sein Enkel Julius Nataly übernahm nach dem Krieg die Druckerei seiner Eltern in Pressburg.

Nachdem die Tschechoslowakei von den Deutschen besetzt wurde, half Nataly vielen Juden, die von der Gestapo verfolgt wurden. Seine Druckerei wurde zu einer Verbindungsstelle zwischen Juden, die sich in verschiedenen Verstecken befanden. Sie brachten Nataly ihr letztes Geld und Wertgegenstände zur Aufbewahrung. Aber Nataly versteckte auch ins einer Druckerei Juden und versorgte sie mit Lebensmitteln, wobei ihm seine Frau Margarete sehr behilflich war.

Nataly war immer zu jeder Hilfe und zu jedem Opfer bereit. Als er hörte, dass Rabbiner Weissmantel aus Neutra, der aus einem Zug nach Auschwitz abgesprungen war und dabei verletzt wurde, sich in Gefahr befand, fuhr er zur Absprungstelle und brachte ihn, als slowakischer Weinbauer verkleidet, in einem 18 Kilometer langen Nachtmarsch über die deutschen Militärsperren nach Pressburg und versteckte ihn im Bunker seines Freundes, dem Sohn des Papierfabrikanten Gelles. Im Laufe der Zeit sammelten sich in diesem Bunker weitere 15 Juden, die von der Gestapo gesucht wurden.

Nach Ausbruch des slowakischen Nationalaufstandes im August 1944 drohte allen Juden in Pressburg die sofortige Deportation nach Auschwitz. Nataly nahm mehrere in seiner Druckerei auf. In der Nacht wurden gefälschte Dokumente, fremde Pässe, Identitätsausweise, Taufscheine usw. gedruckt. Die gefälschten Dokumente ermöglichte vielen ins Ausland auszuwandern oder minimierte das RIsiko von der Gestapo verhaftet zu werden.

Einer der Geretteten, der Tischler B.B. , wurde von der Gestapo gesucht. Nataly hat ihn in einem Kaffeehaus am Vorabend des Weihnachtsfests 1944 entdeckt. Nachdem er die Leidensgeschichte des Tischlers hörte, brachte Nataly ihn sofort in seine Druckerei in der Probstgasse. B.B. fand dort seinen Cousin Hauser und Nataly ließ die beiden über die Feiertage bei sich und bot ihnen Geld für ihren weiteren Fluchtweg an.

Im Jahr 1945 wurde seine Druckerei von den neuen Behörden wegen deutscher Volkszugehörigkeit enteignet. Die Behörden internierten Nataly, er wurde jedoch von Leuten befreit, denen er während der deutschen Besetzung geholfen hatte.

Nataly wollte nach dem Krieg in seine Heimat Österreich zurückkehren. Die Behörden stellten ihm jedoch keinen Pass aus und er musste sechs Jahre lang unter schweren Bedingungen als einfacher Druckereiarbeiter arbeiten. Erst 1950 gelang es ihm mit gefälschten Papieren gemeinsam mit Frau und Tochter nach Israel auszuwandern. Hier wurde seine zweite Tochter geboren. Wegen seiner beiden Kinder beschloss er 1955 nach Wien zurückzukehren und wurde aufgrund seiner Identität von den österreichischen Behörden angeklagt. Die Behörden von seiner Vorgeschichte in Kenntnis gesetzt und das Verfahren gegen ihn wurde eingestellt.

Quelle Meisels (1996)  "Die Gerechten Österreichs"

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