Natürlich war ich bis zum März 1938 stolz, Wiener zu sein ...
Zwi Nigal wurde am 13.4.1923 als Hermann Heinz Engel in Wien geboren. Sein Vater wurde 1944 in Auschwitz ermordet. Zwi Nigal konnte 1939 nach Palästina flüchten und kam als Soldat 1946 nach Wien zurück.Er lebt heute in Israel.Natürlich war ich bis zum März 1938 stolz, Wiener zu sein ...
Als die Nazis Österreich im März 1938 übernahmen, war ich fast 15 und lernte in der 5. Gymnasialklasse. Mein Vater arbeitete bei den ÖBB. Ich bin in Wien geboren, als einziges Kind meiner Eltern. Wir wohnten im 2. Bezirk nicht weit
Im damaligen Palästina (dem heutigen Israel), das unter britischer Herrschaft war, lebten eine Million Araber und 500 000 Juden, die fast alle als Zionisten gekommen waren. Die Juden wollten ihre verfolgten Brüder aufnehmen, aber die Engländer sperrten die Grenzen des Landes und
erlaubten nur wenigen die Einreise. Ich war unter den Glücklichen, die kommen durften (im Jänner 1939), aber meine Eltern mussten in Wien bleiben. Ende 1939 versuchte meine Mutter auf einem Schiff über die Donau, das Schwarze Meer und das Mittelmeer nach Palästina zu gelangen. Das Schiff wurde von den Engländern gekapert und alle 2000 jüdischen Immigranten, die sich auf ihm befanden, auf die Insel Mauritius im Indischen Ozean gebracht und dort bis Kriegsende interniert. Ich sah meine Mutter erst nach sieben Jahren wieder. Meinen Vater ließen die Nazis nicht weg. Er wurde 1942 in das Konzentrationslager Theresienstadt gebracht und im Oktober 1944 von den Nazis in Auschwitz ermordet.
Ich kam also im Januar 1939 in einer Gruppe von 70 Burschen und Mädchen, alle zwischen 15 und 17 Jahren, nach Palästina. Wir kamen in ein Dorf, wurden unter den Bauern verteilt und als Familienmitglieder

Ich wurde südlich von Bologna verletzt, konnte aber noch vor Kriegsende zu meiner Truppe zurückkehren. Den Krieg beendeten wir in Tarvis an der österreichischen Grenze. Wo immer wir waren, organisierten wir gegen den Willen der Engländer die Einwanderung der wenigen Juden, die die Nazizeit in Europa überlebt hatten, nach Israel. Im April 1946 war ich in Wien, fand aber keinen meiner Verwandten und Freunde. Die Armee entließ mich in Palästina Ende 1946.
In Palästina war es unruhig: Im Dezember 1947 brach der jüdische Freiheitskrieg aus, in dem sich die Juden behaupten konnten. Die Engländer verließen das Land im Mai 1948, der Staat Israel wurde ausgerufen. Ich war natürlich in der israelischen Armee, die es mir ermöglichte, mein Mittelschulstudium zu beenden und vier Jahre an der Technischen Hochschule in Haifa zu studieren.
Ich diente in der israelischen Armee und beendete meinen aktiven Dienst als Oberstleutnant, arbeitet dann in der Industrie und nach meinem Ausscheiden in den Ruhestand machte ich als Hobby einen Kurs für Fremdenführer, wurde aber doch zur Arbeit als solcher herangezogen und mache das auch heute noch. Wir haben zwei Söhne und sieben Enkelkinder und leben nicht weit vom Meer etwas nördlich von Tel Aviv. Viele Grüsse euch, eurer Familie, euren Lehrern und Klassenkameraden dort im schönen Österreich und, wie wir auf Hebräisch sagen, „Shalom“.
Brief von Zwi Nigal an die SchülerInnen des
International Business College Wien Hetzendorf
Claudia M. und Gerald W.