Munderfing, am 26.3.2003
Sehr geehrte Frau Roidmaier!
Wir haben uns in den letzten Wochen intensiv mit Ihrem Schicksal und dem Ihrer Familie beschäftigt.
Als wir Ihre Tochter Anna Krifta zu uns an die Schule als Zeitzeugin einluden, waren wir sehr gerührt. Sie erzählte uns von ihrer Kindheit und Jugend. Aus ihren Erzählungen erfuhren wir, was mit Ihren sechs Kindern geschah, nachdem Sie und Ihr Mann in einem Lastwagen mit anderen Glaubensgenossen abtransportiert worden waren.
Ihre Kinder weinten herzzerreißend und waren untröstlich, als die fremden Männer kamen und sie von ihren Eltern getrennt wurden. Mit einem Geländewagen brachte man Ihre Kleinen in das Armenhaus nach Friedburg, wo sich die gutmütige Frau Berner ihrer annahm. Sie betreute sie, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Besonders ihr jüngstes Kind, die niedliche Anna, wuchs ihr besonders ans Herz.
Aber den Älteren fehlten die Eltern furchtbar. Immer wieder erkundigten sie sich bei Familie Berner, wann die Eltern wieder kommen würden. Besonders der kleine Berti schrieb immer wieder Briefe an Sie und an Ihren Mann.
Auch Ihre Eltern waren sehr besorgt um Sie, besonders Ihre Mutter.
Wir Schüler waren sehr betroffen von Ihrem Schicksal. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie schrecklich es sein musste unter solchen Umständen zu leben. Wie entwürdigend muss es doch sein, wenn man sich nicht frei zu seinem Glauben bekennen darf und seine Meinung nicht frei äußern kann.
Trotzdem kamen wir nach langen Diskussionen zu dem Entschluss, dass wir es nicht über das Herz gebracht hätten unsere Kinder zu verlassen.
Freundliche Grüße dorthin, wo immer Sie jetzt sein mögen!!!
Nora Löchli und Kerstin Mangelberger, 3b
HS Munderfing