Die letzten Zeugen - Das Buc
Liste der Opfer
 
 
 
legte an der letzten Adresse
von Alexander Johannes Rosenheim Blumen der Erinnerung nieder.

Alexander Johannes Rosenheim

Geburtsdatum: 07.12.1904 in Wien

Letzter bekannter Wohnort:

1160 Wien, Deinhardtsteing. 3

Todesdatum

21.06.1944


Geschichte des Opfers

Alexander Rosenheim wurde am 7.12.1904 in Wien geboren. Er war der Sohn von Ignaz und Helena Rosenheim und der Bruder von Berta, Josef und Emil. Alexander wurde am 21.5.1944 in Landesgericht für Strafsachen in Wien geköpft.

Sein Bruder Josef Rosenheim ist als einziger Überlebender seiner Familie in der Liste "Die Letzten Zeugen" eingetragen.

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Montag, 13. November 2006

Alexander Rosenheim war mein Großcousin. Ich kenne ihn nur aus Erzählungen meines Vaters.  Es hieß bei uns in der Familie immer, der Mann von der Tante Lintschi wäre von den Nazis geköpft worden, weil er Sozialist gewesen war.

Erst in reiferen Jahren, nachdem meine 3 Kinder und mein Enkelsohn groß und erwachsen sind, habe ich Zeit gefunden, mich mit verschiedenen Dingen auseinander zu setzen.

Wie gut, dass es das Internet gibt, und ich es habe. So konnte ich den Namen Rosenheim in die Suchmaschine eingeben, und wurde tatsächlich fündig.

Es ist zwar noch verzeichnet, dass er Kommunist gewesen wäre, jedoch ist  mittlerweile erwiesen, dass die Erzählung meins Vaters, dass Alexander Sozialist war,  richtig ist. Es hätte  mich auch sehr gewundert, wenn es nicht gestimmt hätte. Mein Vater hat trotz seines hohen Alters immer noch ein sehr gutes Gedächtnis. 

Die Sonne bringt es an den Tag, und Gottes Mühlen mahlen langsam, aber unaufhaltsam.

So sei nun die Wahrheit ans Licht gebracht, lieber Großcousin. Du siehst sehr trauig aus, auf dem letzten Bild, das von dir gemacht  wurde. Wie solltest du auch lachen, musstest du doch deine Frau, Eltern und Brüder zurück lassen. musstest du doch um sie fürchten, und warst in Ungewissheit, was mit ihnen geschehen würde, und hast dir Vorwürfe gemacht.

Als ich das Bild vom Schafott im Landesgericht sah, musste ich daran denken, welche Todesangst du gehabt haben  musst, als du davor standest, zu ihm  hingehen  und dich darauf  legen musstest.

Du hörtest noch  das  Kommando zum Lösen des Fallbeils, vielleicht ein schnelles Zischen, ein kurzes Schleifen  - und dann war es vorbei. Etwas, das ich nicht nachempfinden kann, weil ich nicht weis, wie es ist, vor seinem letzen Moment, dem letzten Augenblick  zu stehen. Doch hoffe ich, dass du nichts gespürt hast, dass du keinen Schmerz empfinden musstest.

 

Ich hätte dich gerne gekannt. Sicher hätte ich Onkel  zu dir gesagt, weil du ja soviel älter bist als ich. Sicher hättest du mit  meinen Schwestern und mir gescherzt  und Spaß gemacht. Hättest uns öfter besucht, mit meinen Eltern geplaudert, oder sogar Jolly gespielt. und Kaffe getrunken.

Und- vielleicht wären wir gar alle einmal zusammen nach Schönbrunn und in den Prater gegangen.

Auch das Geburtsdatum im Archiv aus den Nazi-Protokollen ist  falsch.  Doch, wie  soll ein Historiker, der nur die nieder geschriebnen Vernehmungen aus den, Archiven liest, beurteilen können, ob das, was sich  in seinen Händen, schwarz auf weiß, bzw. auf "vergilbt"  befindet, der Wahrheit entspricht?

 


Nachtrag, 14, August 2007 

In den Archiven des DÖW ist nach den Angaben in den Anklageschrift des Nationalsozialistischen Systems vermerkt, dass Alexander Rosenheim Kommunist war. Es steht darin auch, dass mein Großcousin dies bestritten, danach aber dann doch zugegeben hätte, dass er Kommunist gewesen wäre.  Ich kann dazu nur das sagen, was ich aus meiner Familie weiß.

Das DÖW änderte die Angaben in in der Datenbank  auf mein Ersuchen hin nicht.

So muss Alexander Rosenheim dort nach den Angaben der Natinalsozialisten als Kommunist vermerkt bleiben, auch wenn er zum Zeitpunkt seiner Verhaftung laut seinen eigenen Angaben keiner war. Auch sein Bruder gibt in seinem Tonbandbrief an, dass Alexander als Sozialist illegal tätig war.

Ich danke Herrn Priller für sein Verständnis und für die Änderung der Angaben auf der betreffenden Webseite.

Hier noch meine E-Mailantwort an das DÖW zum Nachlesen.

Trotz der Unterlagen glaube ich das nicht. Akten aus der Zeit der Nazis sind sind für mich nicht glaubwürdig. Um Juden zu um zu bringen, würde ja alles mögliche erfunden.
Wie ich schon einmal erwähnte, habe ich von Ihrem Institut vor einiger Zeit von einer sehr netten Dame, leider weiß ich den Namen nicht mehr, da ich die E-Mail nicht mehr habe, die Auskunft erhalten, dass das nationalsozialistische Regime nicht zwischen Sozialisten und Kommunisten unterschied. Das Geburtsdatum stimmte nicht und  die Familie hatte ein Schuhgeschäft im 2. Bezirk.
Ich habe auch auf Ihren Seiten gelesen, dass der KZ-Verband kommunistisch dominiert war, und die Sozialisten später austraten. Das wird seine Gründe gehabt haben.
Meine Großcousine hatte, um die ihr zustehende finanzielle Entschädigung zu bekommen, wahrscheinlich gar keine Wahl, als die Angaben auf dem Fragebogen zu bestätigen. So sehe ich das.
Es mag sein, dass die Sozialisten und Kommunisten damals zusammen gearbeitet haben, weil es keine andere Möglichkeit gab, etwas zu tun. So könnte es gewesen sein.
Deshalb waren noch lange nicht alle Kommunisten, auch wenn das behauptet und schriftlich in den Akten festgehalten wurde.
Und ganz bestimmt haben dann die Sozialisten unter den Kommunisten nicht gesagt: "So, nun bin ich Kommunist!". Ich denke, dass das damals für die Widerstandskämpfer, die sie alles waren, gar nicht wichtig war.
Sicher ist, dass die Juden systematisch vernichtet wurden. Die Gründe für Verhaftungen und Hinrichtungen wurden immer gefunden.
Alexander Rosenheim und auch seine Gattin können sich leider nicht mehr äußern. Sie sind beide längst tot.
Es hätte keine Grund gegeben, zu verschweigen, dass mein Großcousin Kommunist war. Wenn Tante Lintschi diese Unterlagen aber aus bestimmten Gründen hatte bestätigen müssen, so kann ich mir vorstellen, dass sie darunter sehr gelitten hat. Verständlich wäre auch, dass sie darüber nicht gesprochen hat. 
Sie hat niemals gesagt, dass ihr Mann Kommunist gewesen war, und auch sonst niemand.
Das ist für mich glaubwürdiger, als die Protokolle und Schriften des nationalsozialistischen Regimes.
Der Jude Alexander Rosenheim ist im Widerstand gegen ein teuflisches Regime für unsere Freiheit gestorben.
Was zählt da eine vergilbte, zerbröckelnde, nach Archiv riechende Anklageschrift.
Ich denke, wir alle sind ihm etwas schuldig.





Die Erstellung der Datenbank beruht auf
den vom DÖW - Dokumentationsarchiv des
Österreichischen Widerstandes - zur Ver-
fügung gestellten Forschungsergebnissen.


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