Die letzten Zeugen - Das Buc
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Kurt Hellmann

1020 Wien, Schmelzg. 12/12a

Kurt Hellmann

Geburtsdatum: 09.06.1895 in Vöcklabruck

Letzter bekannter Wohnort:

1020 Wien, Schmelzg. 12/12a

Deportation

Mauthausen am 12.01.1945

Todesdatum

19.02.1945

Denk.Mal

Dieses Denk.Mal
von Daniela Lickl ist Kurt Hellmann gewidmet.


Geschichte des Opfers

recherchiert im Jahr 2003 von Helena Hochrainer, GFS/Kramsach

Ich bekam Akten zugeschickt von: Stifung Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstandes A- 1010 Wien, Wipplingerstrasse 8 Tel. o1/539 36 / 90 319 Seine Frau und Zeugen erzählen von seiner Gefangennahme und seinem Tod. Bei ursula schwarz@ doew.at sind Informationen vorhanden. Kurt Hellmann wurde am 09.06.1895 in Vöcklabruck, Oberösterreich geboren und im Jahre 1933 getauft. Er war der Sohn jüdischer Eltern. Sein vollständiger Name lautete Kurt Israel Egon Hellmann. Er war Professor an Real Gymnasien in Wien. 1927 heiratete er Emma Maria Antonia Ordnung, welche nicht Jüdin war. Sie gebar ihm am 27. Mai 1932 eine Tochter namens Ingrid und am 4. Jänner 1934 einen Sohn namens Gerhard. Sie und die Kinder mussten Kurt Hellmann im zweiten Weltkrieg verleugnen, damit sie selber nicht ins KZ kamen! Kurt wurde vom 20. November 1944 bis zum 24. November 1944 im Gestapogebäude in Wien am Morizplatz fest gehalten. Er wurde verhaftet, weil er mit Ölstifte die Worte:“ Bluthund Hitler verrecke“ an eine Hauswand in der Ringstrasse geschrieben hat. Danach wurde er in die Polizeistation Rossauerlände 7/9 gebracht. Dort verbrachte Kurt die Zeit vom 24.11.1944 bis zum 12.1.1945. An diesem Tag wurde er nach Mauthausen gebracht, wo er bis zum 19.02.1945 Tage und Wochen voller Qualen erleiden musste! Ihn redeten nur seine Kamaraden mit seinem richtigen Namen an, für die anderen war er nur so ein Mensch mit der Nummer 31727, der den Beruf 27i ausführte und in der Baracke 703 wohnte, 43 Jahre alt war und dem Staat 02 angehörte. Kurz nach der Verlautbarung des Todesurteils aus Berlin, am 19.02.1945, wurde er vergast, wobei ich mir da nicht so ganz sicher bin, weil ich mehrere Arten seiner Ermordung gelesen habe. Zum Beispiel: er wurde erschossen, erschlagen, stürzte von der Fallschirmerklippe, usw. Kurt war von Beginn seiner Verhaftung bis zu seinem Tod ca. dreizehn Wochen in Gefangenschaft. Seine Frau Emma Maria Antonia Hellmann, geborene Ordnung, wurde am 27. Juni 1904 in Wien geboren. Sie wohnte in Wien Schmelzgasse 12/12a und teilte sich diese Wohnung mit ihren Kindern und ihrem Ehemann Kurt. 1940 erkrankte ihre Tochter Ingrid an Kinderlähmung. Emma suchte mit ihr einen Arzt auf, aber da ihr Vater Jude war nahm er sie nicht an, erst als sie ihren Vater verleugnete kam sie dran. Ihr linkes Bein war für immer gelähmt. Ihr Bruder Gerhard war am linken Ohr ganz taub und am rechten hatte er nur ein eingeschränktes Hörvermögen. Kurts Mutter Emma Hellmann, geb. Schön, wurde am 26.12.1879 im ung. Brod geboren und starb in Wien. Ihr Mann, dessen Namen ich nicht entziffern konnte, starb auch in Wien, Geburtstatum ist nicht bekannt. Emma Maria Antonias Mutter hieß Emma Ordnung, geb. Swarak, wurde am 20.05.1882 in Wien geboren. Sie war wie ihre Tochter römisch katholisch. Emmas Vater welcher am 26.09.1979 in Wien geboren wurde war ebenfalls römisch katholisch. Die Kinder von ihnen waren auch römisch katholisch erzogen, damit ihnen im Krieg nichts passiert. Recherche Ablauf! Begonnen habe ich damit das ich bei Google den Suchbegriff „Kurt Hellmann“ eingegeben habe aber ich fand das nicht was ich eigentlich suchte. Dann versuchte ich es unter den Suchbegriff „ Mauthausen“ & „Konzentrationslager Mauthausen“ & „ Todeslisten Mauthausen“ & „ Gemeindeamt Vöcklabruck bez. Wien“ Dort durchstöberte ich viele verschiedene Seiten und stolperte auch über Email Adressen die ich anschrieb und auch schon ein paar antworten bekam: 1. Oelm.maoe@ooenet.at Keine Antwort 2. mauthausen-memorial@mail.bmi.gv.at Keine Antwort 3. info@arch.mag.linz.at Keine Antwort 4. hiskom@oesta.gv.at Keine Antwort 5. willi.memyi@wegb.or.at Keine Antwort 6. janpante@gmy.de Keine Antwort 7. peter.gstettner@uni-klu.ac.at Keine Antwort 8. erfassung@doew.at keine Antwort 9. info@kz-gedenkstaette-neunegamme.de Keine Antwort 10. info@lag-mauthausen.de Keine Antwort 11. ReinhardAr@aol.com Keine Antwort 12. kpoe.ooe@nextra.at Keine Antwort 13. l.furtlehner@nextra.at Keine Antwort 14. office@kzverband-ooe.at negativ 15. bob.bach@gmx.at Weitergeleitet an Nr. 16. museum@utanet.at Keine Antwort 17. karl.fallend@aon.at keine Antwort 18. office@doew.at Keine Antwort 19. klahr.gesellschaft@aon.at negativ 20. neuengamme@kb.hamburg.de negativ 21. else.rieger@oebv.co.at negativ 22. eva.blimlinger@oesta.gv.at negativ 23. adrpost@oesta.gv.at Keine Antwort 24. ursula.schwarz@doew.at Akten von KURT HELLMANN Viele Adressen angeschrieben einige Antworten bekommen - Auswertung folgt.



Dieser Brief stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon in den Himmel

Lieber Kurt! Zu Anfang stelle ich mich kurz vor und zwar heiße ich Helena und wohne in deinem Geburtsbezirk Vöcklabruck. Naja, ich weiß nicht, ob ich Sie duzen darf aber ich hoffe es, sonst bitte ich um Verzeihung. Ich habe mich an dem Projekt „A Letter To The Stars“ beteiligt, da ich es schrecklich finde was mit den Unschuldigen passierte. Ich habe deshalb dich gewählt, weil ich nicht irgendjemanden nehmen wollte, sondern jemand aus meiner Heimat. Du bist übrigens der einzige Vöcklabrucker, der offiziell in einem KZ ermordet wurde. Es tut mir leid, dass das so eine schreckliche Wortwahl ist, aber ich wüsste nicht, warum ich die Wahrheit verstecken sollte. Ich weiß nicht, warum Menschen mit Behinderung, anderer Hautfarbe oder Religion so misshandelt wurden. Wenn man solche Bilder sieht, zum Beispiel in Dokumentationen, muss ich mich zusammenreißen, dass ich nicht zu weinen beginne. Für mich ist es unvorstellbar, so mies behandelt zu werden. Zurzeit gibt es wieder so etwas Ähnliches im Irak. Wenn ich Bilder aus dem Kriegsgebiet sehe, spüre ich direkt die Wut in mir hochsteigen. Ich habe mich in letzter Zeit sehr viel damit beschäftigt, etwas über dich herauszufinden. Dabei habe ich viele Informationen über dich bekommen. Unter anderem auch einen Bericht von deiner Frau. Als ich diese Worte las, hatte ich ein komisches Gefühl. Besonders bei den Worten, dass deine Kinder Krüppel geworden sind, nur weil sie zu dir standen und dir die Treue geschworen haben. Aber ihre Kräfte reichten nicht, um immer zu dir zu stehen. Als es um die Schulausbildung für die Kinder ging, verleugnete sie dich nur zum Wohl deiner Kinder. Ich frage mich des öfteren, was sie den Kindern erzählt hat, wenn sie gefragt haben: „Wo is´n da Papa?“. Ob sie ihnen die Wahrheit gesagt hat? Oder sie zum Schutz angelogen hat? Auch frage ich mich, warum du für deine eigene Meinung bestraft wurdest? Man weiß nicht genau in welchen KZs du warst. Aber dein letztes KZ war Mauthausen, so steht es zumindest in deinen Akten. Dort kannten nur die Leute deinen Namen, die ihr Schicksal mit dir teilten. Für die anderen warst du die Nummer „115 889“. Was ging da in dir vor, als man nicht mehr mit deinem Namen KURT nach dir rief sondern, zum Beispiel „ Wo ist Nummer 115 889?“? Und du musstest dich auch noch darauf melden. Es hört sich vielleicht schrecklich an, wenn ich das jetzt schreibe, aber es würde mich sehr interessieren. War der Tod in der Gaskammer für dich eine Erlösung? Oder hast du gedacht, dass du wieder frei kommst und in Freiheit alt werden kannst?? Was in diesen Wochen und Tagen der Recherche in mir vorging, war Trauer und Hass. Die restlichen Gefühle, die in mir walteten, kann ich nicht in Worte fassen. Eines weiß ich bestimmt, ich werde dich nie vergessen, weil mich deine Lebensgeschichte so fasziniert hat, dass sie immer tief in mir bleiben wird. Ich werde irgendwann meinen Kindern von deiner Geschichte erzählen. Ich gebe die Hoffnung nicht auf, dass nie mehr jemand das Schicksal, das dir und Tausenden wiederfahren ist, zustößt. Ich hoffe du hast mittlerweile deine Ruhe und deinen Frieden gefunden!! Viel Glück Helena Hochreiner



Brief an die Zukunft

Brief an die Zukunft! Wenn ich so an die Zukunft denke und mir vorstelle, was ich einmal machen und haben will, fallen mir sehr viele Sachen ein. Viele Sachen kommen mir absurd vor, weil man diese nicht unbedingt zum Leben braucht! Dann denke ich mir wieder, wenn ich mir diese unnützen Sachen spare, und das Geld Leuten gebe, die es wirklich brauchen, würde ich ihnen auch vielleicht eine bessere Zukunft bieten. Auch wenn ich damit nicht viel bewirken kann, aber es verdienen auch solche Menschen eine Zukunft in der sich ihre Träume, auch wenn nicht alle, erfüllen können. Eigentlich, wenn ich so überlege und mir die Realität anschaue, kann man, so sehe ich das, nur schwarz sehen. Es werden sich nie deine Wünsche so umsetzen, dass sie in der Realität genau so sind wie in deinen Träumen. Aber ohne Probieren kann man es nicht sagen. Durch dieses Recherchieren habe ich viele neue Ziele und zwar, man darf nie aufgeben und sich nie davon abbringen lassen. KURT HELLMANN ist zu bewundern. Er war einer von den jenigen, die zu ihrer Meinung im 2. Weltkrieg gestanden sind. Er hat sich nicht einschüchtern lassen und den Realitätsbezug nie verloren. Er hat für die Freiheit der Juden, seiner Familie und sich selbst gekämpft. Die meisten Leute haben geschwiegen, aber er wollte für alle eine bessere Zukunft. Dieser Mann ist zu bewundern, nicht nur er, sondern alle, die eine besser Zukunft für sich und die Menschheit wollten und wollen. Zur Zeit frage ich mich schon, wieso so viele Menschen in der Gegenwart Sachen vollbringen, die für andere Leute wieder verheerende Folgen in der Zukunft haben können. Es gibt so viele Kriege auf der Welt und überall an der Front wird nur an die Gegenwart gedacht. Niemand denkt daran, was ihr Handeln, in der Gegenwart, für Folgen in der Zukunft haben kann, nicht nur für sich selbst sondern auch für das betroffene Land und deren Bewohner. Also, noch einmal kurz zusammengefasst! Ich wünsche mir für die Zukunft, dass die Menschen nicht immer nur in der Gegenwart denken, sondern ihr Handeln auch auf die Zukunft gerichtet wird. Auch ich will immer zu meiner Meinung stehen und nie jemand verleugnen, nur weil es um die Dazugehörigkeit in einer Gruppe geht. Also liebe Zukunft, das was ich da jetzt geschrieben habe sind meine Wünsche. Ich weiß, dass nicht alle wahr werden können, aber versuchen kann man es ja einmal, dass man was ändert. Ich alleine werde es nicht schaffen, aber es gibt sicher viele Leute, die das auch so wollen aber es sich nicht sagen trauen, genauso wie früher, als sie unter Hitler litten. Ab und zu Frage ich mich schon, was uns die Zukunft einmal bringen wird? Helena Hochreiner Bitte schicken Sie diesen Brief an das Projektbüro „A Letter To The Stars“ 1060 Wien, Mariahilferstr.123/3/38. Sie unterstützen damit die Weiterführung des Projektes. Danke. Eure Meinung oder Kommentare könnt ihr mir auf meine E-Mail Adresse schicken Helena86@a1.net oder Helena2001@sms.at



Die Erstellung der Datenbank beruht auf
den vom DÖW - Dokumentationsarchiv des
Österreichischen Widerstandes - zur Ver-
fügung gestellten Forschungsergebnissen.


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