KURT ELBERS(früher Eisenstein)geb. 1920-06-15 lebt heute in den USA |
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Diese Geschichte wurde im Projekt "Überlebende" erstellt.
Bernhard Köstler, Schüler aus dem BRG Waltergasse in Wien, hat die Lebensgeschichte von Kurt Elbers (geb. Eisenstein), eines ehemaligen Schülers seiner Schule, des damaligen Ressel-Gymnasiums, recherchiert.
Kurt kam zurück - als Zeuge im Nürnberger Prozess
Kurt Elbers wurde am 15. Juni 1920 in Wien geboren und lebte mit seiner Familie in der Schleifmühlgasse. Im Herbst 1939 emigrierte Kurt mit seinem Bruder Heinz in die USA. Seine Eltern und viele von Kurts Verwandten wurden im KZ umgebracht. Er war als Zeuge im Nürnberger Prozess beteiligt und lebt heute in den Vereinigten Staaten.
Am 15.6.1920 als Kurt H. Eisenstein geboren, wuchs Kurt Elbers, wie er heute heißt, in einer jüdischen Familie in der Schleifmühlgasse 3 in Wien auf. Er ging damals in das Ressel-Gymnasium, das heutige BRG 4 in der Waltergasse. Er war in Französisch durchgefallen, wo ein Lehrer unserer Schule mit ihm lernte, damit er die Matura am TGM machen konnte. Sein Vater hatte Kurt, um ihn vor dem Antisemitismus zu beschützen, in der Tschechoslowakei christlich taufen lassen – aber das allein hätte nicht gereicht, ihn zu retten. Im Herbst 1938, nach dem Anschluss, aber noch vor dem Ausbruch des 2. Weltkrieges, hatte Kurt gemeinsam mit seinem Bruder Heinz Österreich verlassen. Als dann im Herbst 1939 der Krieg ausbrach, flohen Herr Elbers und sein Bruder weiter nach Amerika, wo sie heute noch leben. Aufgrund seines tschechischen Reisepasses wurde Kurt immer gut behandelt.Als die Brüder in Amerika ankamen, beantragten sie die US-Staatsbürgerschaft. Doch auf die hätten sie fünf Jahre warten müssen, wäre nicht alles anders gekommen: Das amerikanische Militär wollte die beiden deutschsprachigen Ausländer nämlich wegen ihrer guten Ausbildung. Als die Amerikaner erkannten, dass Herr Elbers fließend Deutsch, Englisch und Französisch sprach, wurde er für ein Aufgabengebiet (top secret) im Bereich der Spionage ausgebildet. Später, nach Ende des Krieges, war Kurt sogar als Zeuge beim Nürnberger Prozess beteiligt.
Seine beiden Söhne sind Doktoren in Physik und Chemie, die Enkelkinder sind ausgezeichnete Musiker. Er selbst liebt Wiener Musik und denkt voll Sehnsucht an Wien und, wie er sagt, an die ausgezeichnete Schule zurück. Es ist auch sehr rührend, wie er nach so langen Ehejahren in seine Frau verliebt ist. A never-ending love story!
Wegen ihrer heiklen Position änderten die Brüder ihren Namen von Eisenstein auf Elbers. Ein Grund dafür war auch der große Antisemitismus in Amerika.
Alle Verwandten von Kurt Elbers wurden in Konzentrationslager verschleppt und umgebracht. So auch seine Eltern.
Nach Beendigung des 2. Weltkrieges betrieb er einen kleinen, aber sicheren TV-Sender. Herr Elbers ist ein begeisterter Antiquitätensammler und restaurierte auch einige alte Schallplattenspieler und Uhren.
Trotz seines hohen Alters berichtete er uns sehr viel über sein Leben - sogar auf Deutsch. Wir freuen uns, mit ihm in Kontakt getreten zu sein und auch heute noch mit ihm in Kontakt zu stehen. Wir hoffen, dass Kurt Elbers uns noch mehr über seine Vergangenheit erzählen kann.
Florian Schulz, Bernhard Koessler, BRG Waltergasse, Wien