Die letzten Zeugen - Das Buc

MIRIAM WALLACH


 
 

MIRIAM
WALLACH

(früher Reichert)
geb. 1924-08-15
lebt heute in Israel


Diese Geschichte wurde im Projekt "Die Letzten Zeugen" erstellt.

Miriam Wallach wird 1924 während eines geschäftlichen Aufenthalts ihrer Eltern in Porto als Miriam »Minni« Reichert geboren. Kurz darauf kehrt die Familie nach Berlin zurück. 1939 wird Miriam Reichert alleine nach Portugal geschickt. Sie überlebt als einzige ihrer Familie und geht nach dem Krieg nach Israel. Dort lernt sie ihren späteren Mann, Herman Wallach, kennen. Er, 1922 in Wien geboren, wurde 1939 von seinem Vater gezwungen, nach London zu flüchten.

Im Mai 2008 war Miriam Wallach im Rahmen des Projekts 38/08 zu Gast am BORG Wiener Neustadt mit Schülerin Elisabeth Dorfstetter sowie an der PHS Sta. Christiana Frohsdorf mit Lehrerin Manuela Dorfstetter.

Die einzigen Überlebenden ihrer Familie

Miriam Wallach ist mit ihren Kindern nach Wien gekommen. Ihr Sohn Zeev berichtet die Geschichte seiner Eltern Herman und Miriam.

Mein Vater Herman wurde am 12. April 1922 als Sohn von Wolf und Malka Wallach in Wien geboren. Er hatte zwei Schwestern, Chawa und Lotte, und war selbst ein hübscher und sportlicher blonder Junge, der seine Zeit beim Fußball und im berühmten jüdischen Chajes-Gymnasium verbrachte. Sein Traum war es damals, Arzt zu werden.

In seinen Erinnerungen beschrieb Herman den Anschluss als einen Tag, an dem er Tausenden Österreichern zusah, wie sie Hitler voll Freude willkommen hießen, nicht wissend, welche Katastrophe dieser kleine verrückte Mann über die Welt und ganz besonders das jüdische Volk bringen würde. Nach dem Anschluss wurde mein Vater – wie viele andere jüdische Jugendliche – gezwungen, niedrige Aufgaben zu verrichten. Unter anderem musste er mit einer Bürste die Gehsteige putzen. Dies war sehr entwürdigend für meinen Vater, einen Wiener Bürger, der nur ein Jahr zuvor noch ein stolzer österreichischer Student war und nun auf den Knien rutschend die Gehsteige schrubben musste.

Chawa wurde schon 1938 nach Israel geschickt, und am 23. August 1939 zwang mein Großvater Wolf Wallach meinen Vater Herman, Wien zu verlassen und nach London zu flüchten. Die Zeiten waren schlecht für Juden, Menschen versuchten zu fliehen, obwohl das nicht leicht war. Mein Vater beschrieb später die letzten Minuten mit seinem Vater auf dem Bahnhof – keiner der beiden konnte damals ahnen, dass dies ihr letztes Treffen sein würde. Plötzlich nahm mein Großvater seine silberne Omega-Taschenuhr und bat Herman, sie aufzubewahren. Diese silberne Uhr arbeitet noch immer, sozusagen wie das Herz der Familie Wallach, im Wohnzimmer meiner Mutter Miriam und sie zieht die Uhr jeden Tag von Neuem auf.

Eine Woche nach der Flucht meines Vaters brach der Krieg aus. Mein Großvater wurde kurz darauf verhaftet und nach Dachau geschickt, wo er auch umgebracht wurde. Meine Großmutter Malka und meine Tante Lotte, ein zwölf Jahre altes unschuldiges Mädchen, blieben alleine zurück – sie wurden gezwungen, ihre Wohnung zu verlassen und in den Keller des Hauses zu ziehen, während der Hauswart ihre Wohnung mit dem gesamten Inhalt stahl.

Mein Vater blieb bei Verwandten in London, bis er 1940 von den Engländern gemeinsam mit 2000 weiteren jungen jüdischen Männern aus Deutschland, Österreich und Holland in ein geschlossenes Lager in Australien geschickt wurde . Der Grund dafür war, dass die Engländer annahmen, einige dieser blonden, Deutsch sprechenden Juden könnten Spione sein. Einige Jahre später entschuldigte sich der englische König für diese unnötigen Leiden, die einige Männer das Leben kosteten.

Mein Vater bekam durch das Rote Kreuz einige Briefe von seiner Mutter Malka, und auch Chawa erhielt in Israel einige Briefe. Doch dann brach der Briefverkehr ab und ein fürchterliches Gefühl der Stille und Informationslosigkeit brach an. Jahre später erfuhren Herman und Chawa, dass ihre Mutter Malka und die kleine Schwester Lotte in Minsk ermordet worden waren.

1942 – also noch während des Krieges – wurde mein Vater auf seinen Wunsch nach Israel geschickt, um nach seiner einzigen überlebenden nahen Verwandten zu suchen – seiner Schwester Chawa. Israel war damals eigentlich noch Palästina, eine britische Kolonie mit nur etwa 500.000 Juden, viele von ihnen hatten Verwandte in Europa. Während dieser Zeit konnte sich niemand vorstellen, wie schlimm und fürchterlich die Lage der Juden in Europa war.

Ich versuche mir meinen Vater vorzustellen: 20 Jahre alt, zwei Jahre im geschlossenen Camp in Australien hinter sich, keine Neuigkeiten von seinen Eltern, das gesamte bisherige Leben zerbrochen und keine realistischen Träume für die Zukunft, denn in Israel hatte man große Angst, dass die Deutschen auch hierher kommen könnten. Das Beste, was dem jungen Herman damals passieren konnte, war, dass er Miriam kennen lernte und sie ihn am 18. November 1945 heiratete.

Zum Glück ist das Leben stärker als der Tod und entgegen aller Pläne Hitlers, die Juden auf dieser Welt verschwinden zu lassen, heirateten diese zwei jungen Überlebenden wie tausende andere Paare ... und mittlerweile sind wir schon eine Großfamilie mit zwei Kindern, Vered und mir, sechs Enkelkindern und zwei Urenkeltöchtern ...

Meine Mutter Miriam »Minni« Reichert wurde am 15. August 1924 während eines zweijährigen geschäftlichen Aufenthalts ihrer Eltern sowie ihrer Schwester Hella in Porto, Portugal, geboren. Als Miriam ein Jahr alt war, kehrte die Familie Reichert wieder in ihre »Heimatstadt« Berlin zurück. Mein Großvater Avraham besaß eine kleine Textilfabrik, meine Großmutter Rosa war eine Full-Time-Mutter und half ihrem Mann zusätzlich im Geschäft. Hella war zu diesem Zeitpunkt drei und Miriam ein Jahr alt – beide waren eingebettet in eine Großfamilie mit vielen Onkeln und Tanten. Die Reicherts waren nicht unbedingt religiös, aber sie führten einen zionistischen Haushalt mit traditionellem jüdischen Leben. Meine Mutter erinnert sich heute noch an die große Synagoge, in der ihr Onkel 1927 heiratete und an die netten Kaffeehäuser, in die ihr Onkel seine jungen Neffen und Nichten immer wieder ausführte. Die Familie war nicht reich, aber sie führten ein gutes Leben in der Mittelschicht.

Als die Nazi-Zeit begann, machten sich viele Menschen große Sorgen, aber mein Großvater pflegte zu sagen, dass er schließlich Deutscher sei und die schlechten Zeiten schon vorübergehen würden. Das Schimpfen gegen die Juden sei nur leeres Gerede, meinte er. Meine Mutter erinnert sich noch, dass ihre Familie den ärmeren Verwandten half, Fahrkarten nach Uruguay oder Argentinien zu besorgen. Bevor diese die Flucht antreten konnten, verbrachten sie oft noch einige Nächte bei ihnen im Haus.

Im September 1938 wurde meine 16jährige Tante Hella von ihren Eltern in ein jüdisch organisiertes Camp außerhalb von Berlin geschickt, wo Jugendliche sich für ein Leben in Israel und die landwirtschaftliche Arbeit dort vorbereiten wollten. In der Kristallnacht vom 9. auf den 10. November wurden diese jungen Leute jedoch alle von den Nazis verhaftet und nach Polen transportiert. Die Familie sah Hella danach nicht mehr wieder. Sie erhielten noch einige Briefe, in denen Hella schrieb, dass sie nichts zu Essen und keine Schuhe mehr hatte. Erst nach dem Krieg erfuhr Miriam, dass ihre Schwester in Polen ermordet worden war.

Meinem Großvater Avraham gelang es, aus Deutschland nach Antwerpen zu fliehen, von wo aus er eine Möglichkeit suchte, seine Frau Rosa und Minni zu retten. Das stellte sich jedoch als besonders schwierig heraus und er verlor viel Geld aufgrund falscher Versprechungen ...

Ich versuche mir die Gefühle meiner Großmutter vorzustellen, die wusste, dass sehr schlechte Zeiten kommen würden – ihre ältere Tochter war irgendwo in Polen, hungernd und in Gefahr und ihr Mann schrieb Briefe, in denen er erklärte, dass er nach Brüssel ziehen würde, da ihm ein Verwandter einen Job angeboten hatte, damit er überleben könne. Meine Großmutter entschied gemeinsam mit ihrer Schwester Anna, die mit ihrer Familie in Lissabon lebte, dass der einzige Weg, Minnis Leben zu retten, sei, sie nach Lissabon zu schicken und sie der Obhut ihrer Tante anzuvertrauen. Dabei konnten sie mit Miriams portugiesischer Geburtsurkunde einen portugiesischen Pass für sie lösen.

Meine Großmutter musste schließlich aus Berlin Richtung Brüssel fliehen und ließ die junge Minni alleine im Elternhaus in Berlin zurück. Es war Jänner 1939, Berlin war voller Nazis, viele Juden hatten die Stadt verlassen, die Polizei und die Nazi-Truppen verhafteten immer mehr Juden ... Minni war alleine zuhause und keiner ihrer nichtjüdischen Nachbarn wusste,  dass ihre Eltern geflüchtet waren. Sie verließ die Wohnung nur ein einziges Mal, nämlich als sie ihre Schiffskarte, die von der Tante von Lissabon aus reserviert worden war, abholte. Unterwegs begegnete sie einem jungen Nachbarn in Nazi-Uniform, der sie noch fragte, ob sie Hilfe brauche.

Drei Wochen später kam endlich der Tag der Überfahrt. Minni versperrte die Wohnungstür und fuhr mit dem Zug nach Hamburg. Zu Fuß überquerte sie die große »Übersee-Brücke« und kam an Bord eines großen deutschen Passagierschiffes. Die Reise dauerte eine Woche mit Stürmen in der Biskaya-Bucht. Minni hatte eine Privatkabine und einen Tisch in der ersten Klasse gemeinsam mit zwei deutschen Passagieren. Natürlich wusste niemand, dass sie Jüdin war! Sie wurde immer wieder gefragt, warum sie alleine reise, und aus Angst entdeckt zu werden, ging sie kaum zum gemeinsamen Essen und sperrte sich in ihrer Kabine ein.

Das Treffen zwischen Minni und ihrer Tante Anna war voller Tränen. Meine Mutter erzählte mir, dass sie im ersten Moment dachte, ihre Mutter warte am Ufer auf sie, da ihre Tante ihrer Mutter so ähnlich sah.

Die Neuigkeiten aus Belgien waren sehr schlecht: Avraham konnte kein Visum auftreiben, das eine Flucht ermöglicht hätte, das Geld schmolz dahin und Rosa wurde krank – außerdem gab es keinerlei Nachrichten von Hella aus Polen. Als der Krieg in Belgien ausbrach, wurde Avraham sofort verhaftet und in ein KZ geschickt, was für ihn den Tod bedeutete. Jahre später erfuhr meine Mutter aus deutschen Archiven, dass ihre Schwester Hella ebenfalls verhaftet und in einem Konzentrationslager ermordet worden war – ein siebzehnjähriges, unschuldiges Mädchen! Rosa schrieb ihrer Tochter noch bis zum Jahre 1943, aber dann wurde auch sie im Konzentrationslager Dachau umgebracht.

Die Tatsache, dass die gesamte Familie ermordet worden war, begriff meine Mutter eigentlich erst nach dem Krieg. Drei Mal versuchte sie ein Visum für Belgien zu beantragen und mit ihrem portugiesischen Pass einzureisen, weil sie hoffte, ihre Eltern retten zu können. Doch ihre Tante Anna hinderte sie jedes Mal daran, da sie wusste, dass Minni nichts ausrichten konnte.

Die schönsten Jahre im Leben eines jungen Mädchens, die zwischen 15 und 19, verstrichen in Miriams Leben mit Sorge um die Familie, mit Weinen und Schuldgefühlen, da sie ihre eigene Familie nicht retten konnte. Doch im Grunde wagte es niemand, sich das wahre Ausmaß der Katastrophe vorzustellen, das den geliebten Angehörigen widerfahren war.

Im Jänner 1944 besuchte Frau Vera Weizmann, die Gattin des späteren ersten Präsidenten Israels, Lissabon und warnte viele der einheimischen Juden sowie der jüdischen Flüchtlinge, dass Hitler auch in Portugal einmarschieren könne. Juden waren somit auch im neutralen Portugal nicht sicher. Frau Weizmann versuchte sie alle zu überzeugen, nach Palästina, das spätere Israel, auszuwandern. Minni entschied sich daraufhin, nach Israel zu gehen und bestieg gemeinsam mit zwei jüdischen Freundinnen ein argentinisches Frachtschiff in Richtung Palästina. Es war Kriegszeit und deutsche U-Boote waren nahezu überall. Meine Mutter war (und ist noch immer) ein besonders hübsches, gut aussehendes Mädchen von 19 Jahren und erinnert sich heute, dass ein argentinischer Marine-Offizier sie an Bord fragte: »Warum gehst du nach Palästina, dort gibt es nur Araber, Orangen und ein paar Juden – komm, lass uns lieber den Kapitän fragen, ob er uns traut.«

Minni und ihre Freunde hatten oft von Israel geträumt, nun, als das Schiff in Haifa anlegte, sah Miriam den wunderschönen Karmel und spürte, dass hier nun ihr neues Zuhause sein würde! Das Tel Aviv dieser Tage war klein, aber trotzdem schon voll von Kunst und Kultur. Immer wieder begegnete Miriam Freunden aus Berlin, die rechtzeitig vor dem Krieg ausgewandert oder geflüchtet waren. Die Juden, die aus Berlin oder anderen Teilen Deutschlands stammten und überlebt hatten, waren entweder aus sehr armen Familien, sodass die Deutschen sie in den Jahren bis 1936 schleunigst los werden wollten, oder sie kamen aus sehr reichen Familien, die ihr Geschäft verkaufen und rechtzeitig aus Deutschland fliehen konnten. Der Großteil der jüdischen Mittelschicht wurde jedoch in den KZ ermordet.

Am 18. 11. 1945 heirateten meine Eltern Minni und Herman – beide alleine und ohne Eltern. Die einzigen nahen Verwandten, die noch lebten, waren Chawa und Zvika Kornreich. Es war eine sehr kleine Hochzeit mit 16 Gästen, zwei Kuchen und einer Flasche Wein. Die Hochzeit war am Nachmittag, denn die englische Polizei verbot Juden, sich während der Nacht auf den Straßen aufzuhalten. Aber all das kümmerte niemanden, schließlich hatten der gut aussehende, blonde Herman und die hübsche Minni, die einander sechs Wochen zuvor auf der Straße begegnet waren, beschlossen, eine Familie zu gründen.

Es war eine wunderbare Ehe, die bis zum 6. März 2002 andauerte, dem Tag, an dem mein Vater verstarb. Mit den Jahren hatten meine Eltern beide langsam realisiert, dass sie ihre Familien in der Nazi-Zeit verloren hatten, aber diese Tatsache gab ihrem neuen Leben in Israel wahrscheinlich so viel Bedeutung und Kraft.

Ich wurde im Juni 1947 in Israel geboren und nach meinem Großvater Zeev (Wolf), dem Vater meines Vaters, benannt. Meine Schwester wurde am 10. Mai 1952 geboren und erhielt den Namen meiner Großmutter Vered (Rosa), der Mutter meiner Mutter. Ohne Unterstützung ihrer Eltern und trotz aller Kriege, die sie durchstehen mussten, gelang es Miriam und Herman eine neue Familie in Israel zu gründen. Meine Schwester und ihr Mann Yoram haben drei gemeinsame Töchter: Limor, Hila (benannt nach Miriams Schwester Hella) und Liat (benannt nach Hermans kleiner Schwester Lotte). Meine Frau Rina und ich haben drei Kinder: Sharon, Gilad und Einat, die jüngste Enkeltochter von Herman und Minni, die gerade ihren Militärdienst beendet. Unsere Tochter Sharon und ihr Mann Chen haben selbst schon zwei Töchter, Rotem und Shir – die Urenkelinnen von Herman und Minni.

Meine Schwester Vered und ich wuchsen auf, ohne viel über die furchtbare Vergangenheit unserer Eltern zu wissen. Unsere Eltern sprachen kaum über ihre Jugend – die verletzenden Erinnerungen waren noch zu nahe. Außerdem waren sie auch sehr damit beschäftigt, sich ein neues Leben aufzubauen und uns Kindern eine Zukunft zu ermöglichen und die Chance auf ein Studium zu bieten, wozu sie selbst nie die Möglichkeit hatten.

Wir fanden es nicht allzu verwunderlich, ohne Großeltern aufzuwachsen, hatten doch fast alle Mitschüler eine ähnliche Situation wie wir. Erst als wir beide selbst Kinder groß zogen und dabei so viel Unterstützung von unseren Eltern erhielten, wurde uns bewusst, wie schwierig das Leben von Herman und Minni auch noch in Israel gewesen sein muss.

Vered und ich hörten die Lebensgeschichte unserer Eltern eigentlich erst, als unsere eigenen Kinder für die Schule einen Familienstammbaum zeichnen sollten und ihre Großeltern deshalb zu ihrer Vergangenheit befragten. Da begannen meine Eltern ihre traurige Geschichten zu erzählen.

Wenn ich an diese Jahre im Leben meiner Eltern denke, kann ich nur sagen: Nie wieder! Und lasst uns nicht vergessen! Es ist unglaublich, dass solche Gräuel in Ländern wie Deutschland und Österreich geschehen konnten – Ländern der Kunst, Kultur und Wissenschaft.

Ich danke unseren Freunden von »A Letter To The Stars« voller Anerkennung, sie sind mutig und menschlich und versuchen nicht, Tatsachen zu verbergen. Sie sagen: »Ja, all das ist wirklich passiert, aber lasst uns daraus lernen, lasst uns nicht vergessen, sondern versuchen wir, eine neue Welt aufzubauen.«

Meine Eltern pflegten daheim – so wie viele ihrer Freunde – weiterhin die deutsche Sprache und verwendeten Hebräisch für das öffentliche Leben, so haben wir, die zweite Generation der »Yekes«, Deutsch gelernt. Nach und nach sterben immer mehr dieser deutschen Einwanderer und deshalb danke ich unseren Wiener Freunden von »A Letter To The Stars« und allen, die in diesem Projekt im Mai 2008 mitgearbeitet haben, wie Manuela und Werner Dorfstetter und ihren Kindern, deren warmherzige Art uns spüren ließ, dass das, was sie tun, wirklich von Herzen kommt.

In dieser Woche wurden erfolgreich Brücken gebaut zwischen den Überlebenden und ihren Kinder und der neuen Generation. Niemand sprach von Vergeben oder Vergessen, im Gegenteil, niemand hat in all den Gedenkveranstaltungen und Reden den Versuch unternommen, etwas zu verdecken – das Motto war vielmehr: Erinnern wir uns, damit so etwas nie wieder passiert, nicht gegen Juden und nicht gegen andere Menschen.

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