PAUL LEDERERgeb. 1925-02-02lebt heute in den USA |
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Diese Geschichte wurde im Projekt "Überlebende" erstellt.
Paul S. Lederer wurde am 2.Februar 1925 in Wien geboren. Im Mai 1938 gelang es der Familie Europa zu verlassen und nach New York zu emigrieren. 1944 wurde Paul von der US-Army eingezogen und war in England, Frankreich und Belgien stationiert. Heute lebt er in Maryland, USA.
Mein Deutsch ist ein bisschen "rostig", ich bin jetzt Amerikaner
Die Schülerin Karin Eichler vom BRG Waltergasse in Wien recherchierte die Lebensgeschichte des heute 80-jährigen Paul S. Lederer.
Ich habe mich mit dem Schicksal von Paul Lederer auseinandergesetzt. Er wurde am 2.Februar 1925 im Krankenhaus Rudolfinerhaus in Wien geboren. Sein Vater besaß ein Geschäft in Pottenstein an der Triesting. 1929 zog die Familie nach Wien und wohnte in der Schelleingasse 43 im 4. Bezirk. Von dort war es nicht weit in die Ressel-Realschule, wo Paul am 28. April 1938 auf einen Erlass des Stadtschulrates hin als Jude die Schule verlassen musste.Sein Vater war Offizier im 1. Weltkrieg und dabei verwundet worden. Das beeindruckte offenbar auch die anrückenden SS-Trupps, die die Verhaftungen durchführten. Jedenfalls führt Paul die Tatsache, dass sein Vater der Deportation entkam, auf diesen Umstand zurück. Sein Vater verlor Arbeit und Wohnung und erkannte die Ausweglosigkeit der Lage.
Im Mai gelang es der Familie, auf dem Schiff „REX“ Europa zu verlassen und nach New York zu emigrieren. Dort besuchte er, nachdem er in kurzer Zeit erstaunlich gut Englisch konnte, die Stuyvesant High School, an der er bald unter den Besten zu finden war. Danach besuchte er das New Yorker City College, wo er Ingenieur der Elektrotechnik wurde. 1844 wurde er von der US Army eingezogen und war in England, Frankreich und Belgien stationiert. Als er an den Pazifik verlegt wurde, warf Amerika die Atombomben über Japan ab. Damit war für ihn der Krieg zu Ende.
Im August 1951 wurde seine erste Tochter Janice geboren, 1954 und 1959 folgten die Kinder Bob und Karen. Paul lebt heute mit ihnen und den beiden Enkelkindern April und Rosa in Maryland, USA. Schwer hat er mit dem Tod seiner Frau Judy zu kämpfen, mit der er 50 Jahre verheiratet war und die leider vor zwei Jahren an der Parkinsonkrankheit gestorben ist. Er ist aber sehr tapfer, hat sich einer Selbsthilfegruppe für Menschen mit Verlusterlebnissen angeschlossen und freut sich an seinem Hausgenossen, dem Kater Nipper.
Sein Deutsch ist, wie er sagt, ein bisschen „rostig“. Er fühlt sich als Amerikaner und Amerika, das ihm alles gewährt hat, verpflichtet. Er fühlt Bedauern mit Österreich, dass ein – wie er sagt – kleines unbedeutendes Land ist und trauert mit den Vätern und Müttern, die ihre Kinder einer Wahnsinnsidee opfern mussten.
Ein Besuch in Österreich war emotional sehr schwierig. Er besuchte Pottenstein, sein Wohnhaus und die Gräber seiner Großeltern. Zu unserem Projekt meint er bewundernd, dass wir ehrliche Bemühungen zeigen, die Jugend vor einer solches Verderben bringenden Ideologie zu warnen, findet aber, dass diese Warnung ziemlich spät kommt.
Sein Lebensmotto lautet: "Die Zeit heilt alle Wunden."
Karin Eichler, BRG Waltergasse, Wien, 2005