Diese Geschichte wurde im Projekt "Die Letzten Zeugen" erstellt."Wir teilten den Schmerz unserer Freunde."
Manuela Dorfstetter über ihre Begegnung mit den Schwägerinnen Chawa Kornreich und Miriam Wallach.
"Joffi, joffi!" meinten Chawa, Miriam, Naomi, Vered und Zeev immer wieder, als wir mit ihnen im Mai 2008 in Wien und Umgebung unterwegs waren. Joffi, was so viel wie „wunderschön, herrlich“ bedeutet, fällt auch uns ein, wenn wir an die Zeit denken, die wir mit unseren israelischen Gästen verbringen durften. Mit Hilfe der Betreuerinnen von „A Letter To The Stars“ war es für meine Tochter Elisabeth, Schülerin des BORG Wiener Neustadt, und mich, Lehrerin an der PHS Sta. Christiana Frohsdorf, möglich, Miriam und Chawa, zwei Schwägerinnen aus Haifa, einzuladen, sie an »unsere« Schulen zu holen (wobei auch der Klassenvorstand meiner Tochter, Frau Prof. Vogl, tatkräftig mithalf), Ausflüge zu unternehmen, Zeit miteinander zu verbringen und so zwei wunderbare Familien kennen zu lernen. Im Vorfeld waren wir natürlich sehr aufgeregt und ein wenig angespannt, wussten wir doch nicht, was auf uns zukommen würde, doch sobald wir den Fünf gegenüberstanden, war jede Anspannung sofort verflogen und wir hatten das Gefühl, einander schon ewig zu kennen. Glücklicherweise hatte mein Mann Werner für eine knappe Woche Urlaub bekommen, und so hatte er ausreichend Zeit, unsere Gäste abzuholen, in die beiden Schulen zu chauffieren, zu kochen. Er stand auch am Wochenende zur Verfügung, als wir Miriam und Chawa gemeinsam mit ihren Kindern die Wachau sowie die Hohe Wand zeigten und ein wenig Zeit in Wien verbrachten, wo wir auf Wunsch unserer Gäste das Mahnmal auf dem Judenplatz besuchten und zu den ehemaligen Wohnungen von Chawa bzw. Miriams Gatten Zwi fuhren, was für uns alle besonders berührend war. Besonders hier, wo Chawa die ersten Jahre ihres Lebens verbracht hatte, brach viel von den alten Verletzungen auf, wir erfuhren Teile der Lebensgeschichte und gewannen Einblick in das Schicksal einer großartigen Familie, die uns innerhalb kürzester Zeit so ans Herz gewachsen war, als ob es unsere eigene wäre. Wir teilten den Schmerz unserer Freunde um die grausam ermordeten Angehörigen, aber auch die Dankbarkeit darüber, dass Chawa ihren Bruder Zwi in Israel wieder treffen konnte und es beiden möglich war, eine neue Existenz aufzubauen und eine neue Familie zu gründen. Besonders Zwi, der vor einigen Jahres verstorben ist, aber in den Erzählungen seiner Schwester Chawa und ganz besonders denen seiner Gattin Miriam weiterlebt, wurde uns so vertraut, als ob wir ihn persönlich gekannt hätten! Und so haben wir Zeev Wallach, den Sohn von Zwi und Miriam Wallach, gebeten, uns vom Leben seiner Eltern zu erzählen.