Die letzten Zeugen - Das Buc

GERDA ALBERT


 
 

Diese Geschichte wurde im Projekt "Botschafter" erstellt.

Meine Begegnung mit Gerda Albert

Wie Matthias Derflinger seine Begegnungs-Reise nach New York erlebte.

Strömender Regen. Fließende Gewässer, beinahe reißende Bäche auf den Straßen New Yorks. Am Haus angekommen.

Freundlich wurde ich von Gerda Albert aufgenommen. Meine Kleidung war, wegen des starken Regens, total durchnässt, deshalb bekam ich ein frisches, trockenes Paar Socken und ein Handtuch dargeboten. Ich freute mich.
Gleich zu Beginn überreichte ich Gerda mein Paket der Erinnerung. Es war schön die Freude, die sie in diesem Moment hatte, zu beobachten, die sich durch ihre glitzernden Augen und der beinahen Sprachlosigkeit zeigte.
Der Vormittag verging schnell. Wir betrachteten alte Fotos und diskutierten gleichzeitig über ihre Bedeutung. Sie holte Fotos aus ihrem Büro und ich zeigte ihr Fotos, die ich ihr mitgebracht hatte. Ganz erstaunt war Gerda über Fotos von ihrem alten Haus, die sie blitzschnell wieder erkannte.
Wir unterhielten uns in einem irrwitzigen Mischmasch aus Deutsch und Englisch, das für uns akzeptabel war, aber für Außenstehende garantiert missverständlich gewesen sein müsste.
Gemeinsam aßen wir zu Mittag. Alles wurde perfekt vorbereitet, sodass nichts vollkommener hätte sein können. Wir aßen und tranken, bis unsere Mägen überfüllt waren. Ich musste innerlich lächeln, auch wenn ich bis jetzt nicht weiß, warum, als ich die Bescheidenheit Gerdas bemerkte, die sich darin zeigte, dass sie ihre Arbeit zwar wertschätzte, aber nicht hervorhob, sodass jeder es ihr anmerken hätte können.
Nach dem Essen überfiel mich die Müdigkeit. Eine Müdigkeit, die ich nicht verbergen konnte, und trotzdem lehnte ich das Schlafen ab, das mir unmissverständlich angeboten wurde.
Gerda erzählte mir ihre Lebensgeschichte. Ich war sehr beeindruckt, über Erlebnisse und Geschichten, an die sie sich noch erinnern konnte. Ich hatte mir alles viel schwieriger vorgestellt. Mit schwieriger meine ich die Angst vor Gesprächslücken und die Angst Fragen zu stellen. Aber diese Angst war schnell beseitigt und so ging alles wie von selbst. Wir saßen auf der Couch direkt vor dem Kamin und unterhielten uns sehr lange. Ich dachte es seien gerade fünf Minuten vergangen, doch in dieses Gespräch vertieft, bemerkte ich nicht die Ewigkeit, die vergangen war.
Als ich Abschied nehmen musste, empfand ich die Freundschaft, die sich hier neu entwickelt hatte. Ich musste lächeln, als ich mit den Worten „Vielleicht komme ich wieder mal nach Wien, jetzt habe ich ja Freunde dort“ verabschiedet wurde.

Home > Die Letzten Zeugen > Gerda Albert