Die letzten Zeugen - Das Buc

GERTRUDE (TRUDE) LEVI


 
 

Diese Geschichte wurde im Projekt "Die Letzten Zeugen" erstellt.

Im Anschluß finden Sie den Bericht zum Schulbesuch im Mai 2008 in Wien

»Wie eine Oma, die ich sehr lieb habe ...«

Aus der Korrespondenz zwischen Ana Marija Cvitic und Trude Levi

Liebe Trude, Danke für deine liebe Mail.

Meine Professorin hat gemeint, ich solle etwas über dich ins Jahrbuch schreiben. Aber wie soll ich es sagen?
Du bist einer der Menschen, die mich durch ihre Art und ihre Taten in einer Weise inspirieren, dass ich sofort versuche, all das Neue, das ich durch sie gelernt habe, in mein Tun einfließen zu lassen. Deine klugen und welterfahrenen Zitate geben mir den Ansporn, besonders die schwierigen Situationen mit einer optimistischen Grundhaltung zu bewältigen und aus ihnen zu lernen. Lass es nie zu Selbstmitleid kommen, weißt du noch? Wenn es mir sehr schlecht geht, und ich enttäuscht bin, denke ich an dich und deine Vergangenheit. Und auch wenn sich die Gedanken dadurch noch dunkler verfärben, eben weil du, neben Millionen anderen Menschen für das absichtlich verursachte Leid an Unschuldigen stehst, so bist du trotzdem ein kleines Lichtlein, das mir hilft, nicht über Dummheit und Ignoranz zu verzweifeln.
Du hast Leid erfahren, aber du bist daran gewachsen.
Wenn man nicht Schlimmes überwunden hat, kann man dann noch sagen, man habe richtig gelebt? Für mich bist du so etwas wie eine wahnsinnig intellektuelle, gebildete, warmherzige, inspirierende Oma, die ich sehr lieb habe.
Du hast so viel zu meiner geistigen Erziehung beigetragen, wahrscheinlich weißt du das gar nicht! Trude, ich sehe dich als eine starke Persönlichkeit und als eindeutige Bereicherung für jeden, der das Glück hat, dich kennen zu lernen oder eine deiner Reden zu hören. Wir können von dir lernen, dass man nicht darauf zählen kann, von anderen aufgebaut und getröstet zu
werden. Das ist gut so, wir sind selbst dafür verantwortlich. Nur so wachsen wir. Wir sind diejenigen, die unser Leben führen.
„Versuche solange wie möglich glücklich zu sein“, hast du mir beigebracht. Letztendlich hat man doch keine andere Wahl, als zu versuchen, glücklich zu sein.
Ana Maria

Liebe Ana, danke für deine lieben Worte!

Ich schäme mich richtig, dass ich bis jetzt nicht geschrieben habe. Ich werde dir in den nächsten Tagen unbedingt eine längere E-Mail schreiben. Ich bin sehr unter Druck und sehr müde, da ich wenig Zeit zum Schlafen habe. Ich fasse mich heute kurz, aber ich gratuliere dir, dass du alle deine Prüfungen hinter dir hast! Ich umarme dich fest in Gedanken und bitte verzeih mir!
Deine Trude

Liebe Trude,

manchmal spaziere ich am Morgen durch die Innenstadt von Wien, die Sonne scheint ganz leicht, die Luft duftet nach Brot und frischen Blättern, die Menschen sind zu Hause und schlafen oder lesen
Zeitung. Und dann packt mich die Zufriedenheit mit dem Hier und Jetzt und ich habe die Welt sehr lieb. Ich möchte sie umarmen und ihr sagen, dass es großartig ist, hier zu sein und dass ich ein solches Glück habe. Trude, wenn man sich den Rest der Welt anschaut, dann bin ich sehr großer Glückspilz. Ich bin frei, ich bin gesund, ich bin jung, ich habe Menschen um mich, die mich gern haben! Ich habe die Möglichkeit mich zu bilden, um zumindest ansatzweise den Zusammenhang zwischen den Dingen und
Menschen zu verstehen … Ich werde geistig und seelisch gefördert und ich habe das Glück, in einem Land zu leben, in dem es keinen Krieg, keinenTerror, keinen Hunger und sehr wenig Armut gibt. Ich danke allem, das mir zu diesem Glück verholfen hat. Liebe Trude, du hast recht. Man soll sich einfach über die großen kleinen Dinge im Leben freuen.

Liebe Ana,

nochmals vielen Dank für deine lieben Worte. Ich freue mich sehr von dir zu hören und ich bin dankbar, dass du mir so treu bist. Mir geht es gut, ich habe kaum Schmerzen nach der Operation. Mittlerweile schreibe ich wieder Geschichte! Monatlich erscheint in unseren Lokalen (Holocaust Survivor Center) eine Geschichte von mir. Das macht mir natürlich sehr viel Spaß!
Unsere Reise nach Odessa war hochinteressant und die Gesellschaft dort irrsinnig hilfreich. Ich wollte schon lange nach Odessa und diesmal hatte ich die Gelegenheit mit einer Gruppe vom London Jewish Cultural Center mitzufahren. Die Stadt muss einmal eine sehr schöne und elegante gewesen sein, aber heute haben die Leute wenig Geld. Zur Zeit des Kommunismus hat sich kaum jemand um die herrlichen Gebäude gekümmert, sie waren einst von sehr hoher Klasse! Aber heute ist man froh, wenn man vorbei geht und einem nichts auf den Kopf fällt.
In fünf Tagen habe ich zehn Vorträge gehalten und bin jedes Mal todmüde nach Hause gekommen. An einem Abend hat man eine große Veranstaltung für mich gemacht, um mein deutsches Verdienstkreuz zu feiern. Das war sehr schön und sehr nett, aber auch sehr anstrengend. Ich bin ja doch schon 84 Jahre alt!
Ich denke viel an dich! Du und deine Familie seien herzlich umarmt,
Deine Trude.


Diese Begegnung fand im Projekt "38/08" statt.

 5. Mai 2008

Nationaler Gedenktag gegen Gewalt und Rassismus
Journée commémorative nationale contre la violence et le racisme

Am 5. Mai fuhren wir, der III. Jg. mit Mag. Traude Roßmann und Mag. Sabine Pölzl, nach Wien, um an der Gedenkveranstaltung von « A letter to the stars » teilzunehmen. Hunderte von Schülern gedachten der Opfer des II. Weltkriegs und hatten Denk.Mal-Werke für Ermordete vorbereitet, die sie zwischen den Bäumen des Heldenplatzes befestigten.

Danach begann die von Harald Krassnitzer moderierte Veranstaltung, in deren Verlauf viele Zeitzeugen zu Wort kamen und Schüler und Schülerinnen ihre Projekte (Tänze, Lieder) in Erinnerung an die Ermordeten zeigten.

Da wir schon  seit Dezember mit unserer Zeitzeugin  in E-mail-Kontakt standen, waren wir schon gespannt, sie endlich persönlich kennenzulernen.  Im Club 4 am Stephansplatz erzählte uns Frau Levi  ihre Geschichte. Anfangs waren wir etwas müde, doch dann fesselte uns Frau Levi mit ihrer Erzählung und die für das Gespräch vorgesehenen zwei Stunden vergingen wie im Flug. Um 17 Uhr mussten wir abbrechen, um unseren Zug nach Hause zu erreichen.

Wir danken den ÖBB und der GKB für das Sponsern der Bahnkarten.

"Die Gedenkzeremonie war sehr traurig, aber wir haben diesen Tag in Wien genossen.. "

« Diese Exkursion hat uns sehr gut gefallen. »

« Wir fanden es großartig, dass so viele Jugendliche sich an diesem Projekt beteiligten. »

« Leider hatten wir nur wenig Zeit für das Zeitzeugengespräch. »

« Frau Levi ist eine beeindruckende Frau. »

« In unserer Nachbesprechung wurden noch historische Details geklärt und Gegenwartsbezüge zur Ausländerfeindlichkeit / Rassismus hergestellt. – die Schülerinnen waren fassungslos angesichts der Ideologie des Nationalsozialismus. »

 
Frau Trude Levi – Curriculum vitae

Frau Levi wurde 1924 in Szombathely/ Ungarn geboren. Zwanzigjährig wurde sie zuerst in ein Ghetto gebracht, dann nach Auschwitz deportiert und schließlich nach Hessisch-Lichtenau, einem Nebenlager von Buchenwald. Dort arbeitete sie in einer Munitionsfabrik, wo sie Sabotage betrieb.

Sie konnte den Todesmarsch nur überleben, weil SS-Männer glaubten, dass sie bald sterben werde und sie keine Kugel verschwenden wollten.

Nach der Befreiung kehrte sie nicht nach Ungarn zurück, sondern  lebte  zuerst in Frankreich, dann in Israel und Südafrika, bevor sie sich endgültig in Großbritannien (London) niederließ.

Heute schreibt sie Bücher über ihr Leben in den Konzentrationslagern, hält Vorträge in Großbritannien, Deutschland und Österreich. Sie arbeitet gegen Rassismus und Antisemitismus.

III. Jg. und Mag. Traude Roßmann 

 
Madame Levi - Curriculum vitae

Gertrude Levi est née en Hongrie en 1924.

Aujourd’hui elle habite à Londres. Elle écrit des livres sur sa vie dans les camps de concentration et après. Le 5 mai 2008 elle nous a raconté sa biographie et nous a montré des photos de la famille.

D’abord Madame Levi était dans un ghetto dans sa ville avec sa mère. Puis elle devait aller dans un wagon pour de bestiaux de la Hongrie à Auschwitz et puis à Birkenau. A Hessisch-Lichtenau elle faisait des trous faux dans la deuxième usine de munition où on a produit des bombes.

Elle a survécu à une marche de mort parce que les SS ne voulaient pas gaspiller une balle pour la tuer. Ils croyaient qu’elle mourrait bientôt.

Après la guerre elle refusait de retourner en Hongrie. Elle avait perdu sa nationalité hongroise et travaillait illégalement, parce qu’elle n’avait pas de permis de travail.

Elle a vécu en France, en Israël, en Afrique du Sud et finalement elle s’est installée en Angleterre.

Maintenant elle écrit des articles, des histoires, fait des lectures au R.U., en Autriche, en Allemagne, une fois en Hongrie et aussi une fois en Suisse. Madame Levi est invitée à des conférences, à des dialogues, elle travaille contre le racisme et nous a expliqué le système nazi : non seulement que les Nazis ont fait construire des usines de mort où on a déporté tous les juifs d’Europe mais aussi ils ne respectaient pas la mort. Ils tiraient profit même des cadavres.

Elle est une femme impressionnante.

Daniela Böhmer, Elisabeth Hausegger, Marlene Hiden, Nina Murg, Carina Weißenbacher, 2008

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