Die letzten Zeugen - Das Buc

GERDA ALBERT


 
 

GERDA ALBERT

(früher Fürst)
geb. 1935-01-15
lebt heute in den USA

Ermordete Verwandte


Diese Geschichte wurde im Projekt "Botschafter" erstellt.

Matthias Derflinger,  Schüler an der BAKIP in Wien 8, ist als Botschafter der Erinnerung im April 07 in New York der Überlebenden Gerda Albert begegnet, die 1938 aus Wien vertrieben wurde.

Mit 4 Jahren nach New York

Die Lebensgeschichte von Gerda Albert, geschrieben von Matthias Derflinger.

Gerda Albert wurde am 15. Jänner 1935 in Wien geboren. Sie wohnte im ersten Bezirk Wiens, nur eine halbe Minute vom heutigen Stephansdom entfernt, in der Rotenturmstraße. In Wien lebte sie knappe vier Jahre lang. Kurz vor ihrem vierten Lebensjahr, 1938, flüchtete Gerda mit ihren Eltern in die USA. Ihr Vater hatte damals die Entscheidung getroffen, Österreich für immer zu verlassen. Über Freunde erhielt er viele Informationen und den Rat zu flüchten. Der Vater war Geschäftsmann und hatte einen kleinen Laden, mit dessen Hilfe er die Familie ernähren konnte. 


„Alles ging damals blitzschnell, ich kann mich kaum noch erinnern“, erzählt die 72-Jährige aus ihrem Leben. Ihre Wohnung, das Geschäft ihres Vaters, alles wurde liegengelassen und nur die wichtigsten Dinge wurden mitgenommen. Ihre Großeltern, ihre Tanten und einen Cousin musste sie ebenfalls in Wien zurücklassen. Sie konnten aufgrund ungarischer Reisepässe die Stadt nicht verlassen. Der Großvater des damals 4-jährigen Mädchens beging Selbstmord, der Rest der Familie wurde in Auschwitz ermordet.

Gerda ging in New York zur Schule. Schon früh interessierte sich Gerda für Kunst und studierte somit Design. Während des Studiums fand sie viele neue Freunde, zu denen sie bis heute noch in enger Verbindung steht. Bald lernte sie ihren Mann kennen, der heute leider schon verstorben ist. Auch ihre Eltern leben heute nicht mehr. Gerda erinnert sich, dass ihr Vater es sehr schwer hatte, Arbeit zu finden. „In New York hat er zwar Arbeit gefunden, aber seine Kollegen waren nicht gerade freundlich zu ihm“, sagt sie.

Gerda ist von Beruf Grafik-Designerin und gestaltet meistens Verpackungen. Sie ist zweifache Mutter und bereits Großmutter. Heute lebt Gerda Albert, etwas außerhalb von Manhattan, in Jackson Hights, in einem kleinen Apartment.


Im Jahr 2006 erfährt Gerda vom Projekt „A letter to the Stars“ und beginnt sich viel mehr Gedanken über ihre Vergangenheit zu machen als bisher. Sie nimmt kurzfristig am Projekt „Blumen der Erinnerung“ teil, um für ihre Großeltern weiße Rosen vor die ehemalige Wohnung in Wien zu legen. Noch heute fühlt sie sich zu Wien hingezogen und meint, dass sie eigentlich als Wienerin in einer anderen Großstadt groß geworden ist. Ihre Freunde sind heute noch die Kinder der Freunde ihres Vaters.


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