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Diese Geschichte wurde im Projekt "Überlebende" erstellt.
Die Lebensgeschichte von Herta Aron wurde im Rahmen des Projekts "Holocaust - Die Überlebenden" von den Schülern Dominik Heschl, Daniel Gapp, Stefan Gugl und Daniel Pfurtscheller von der BHAK Innsbruck aufgezeichnet.
Herta Aron wurde als 13-Jährige allein nach Tel-Aviv geschickt
Herta Aron wurde am 26.9.1927 in Wien geboren. Als zwölfjähriges Mädchen begann sie zu Fuß ihre Flucht nach Belgien. 1940 konnte sie mit dem Kindertransport von Antwerpen nach Palästina ausreisen. ihr Vater wurde in Auschwitz ermordet. Ihre Mutter traf sie 1950 wieder. Heute lebt Herta Aron in Frankfurt.
Frau Herta Aron erblickte am 26. September 1927 in Wien als einziges Kind von Herrn Moses Markus Müller, geboren am 7.5.1895 in Buszasz (Polen), und von Frau Karoline Kreindel geb. Schmid, die am 15. 7. 1903 in Stanislau (Polen) geboren worden war, das Licht der Welt. Ihre Großeltern mütterlicherseits stammten ebenfalls aus Polen. Ihr Vater arbeitete in Wien als Geschäftsführer in der Ledergroßwarenhandlung „Überall“ in der Ferdinandstraße.Frau Aron kann sich nur noch daran erinnern, dass sie 1938 nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland völlig unerwartet und unter Drohungen mit ihren Eltern sofort die Wohnung verlassen musste. Sie durften überhaupt nichts mitnehmen, und ihr Vater wurde angehalten, vor ihrem Wohnhaus die Straße zu putzen.
Ihrem Vater, der von den Nationalsozialisten bedroht worden war, gelang die Flucht nach Antwerpen, und Frau Aron verließ als 12-Jährige 1939 mit ihrer Mutter ebenfalls illegal Österreich. Sie schrieb uns, dass sie nachts zu Fuß und durch die Wälder die Flucht aus Wien antreten mussten, da die Grenzen streng kontrolliert wurden. Schließlich trafen sie ihren Vater in Antwerpen. Bezüglich ihres Aufenthaltes in Belgien berichtete uns Frau Aron, dass sie als Kind das Ganze noch nicht begreifen konnte. Aber sie spricht von einer traurigen Kindheit.
Im Feber 1940 wurde Frau Aron von ihren Eltern mit einem Kindertransport alleine nach Tel-Aviv geschickt, wo ihre Familie Verwandte hatte. Man kann sich vorstellen, was das bedeutet, als 13-Jährige alleine diese weite Reise antreten zu müssen, deshalb hat Frau Aron wohl auch das Wort „allein“ in ihrem Brief unterstrichen.. Ihr Vater wurde in Auschwitz ermordet, ihre Mutter konnte sich nach Limoges (Frankreich) retten, wo sie in einer Mansarde bei Christen Unterschlupf fand. 1950 kam ihre Mutter ebenfalls nach Israel. Sie verstarb 1986.
Eigentlich wollte Frau Aron nach eigener Aussage Medizin studieren. Da sie aber aufgrund ihrer Flucht und ihres Aufenthaltes in diversen Ländern Sprachprobleme hatte, konnte sie kein Abitur machen. So wurde sie nach eigener Aussage zunächst in Israel, u.a. in Jerusalem, Krankenschwester, die mit viel Idealismus ihre Arbeit verrichtete.
1952 heiratete Frau Aron. Im selben Jahr wurde ihr erster Sohn, 1962 ihr zweiter geboren, der 1988 tödlich verunglückte. Ab 1962 arbeitete sie 20 Jahre an der Universitätsklinik in Frankfurt am Main, wohin sie mit ihrem inzwischen verstorbenen Mann, der dort geboren worden war und bis zur Machtübernahme der Nationalsozialisten auch dort gelebt hatte, aus gesundheitlichen Gründen übersiedelte.
Wenn es der Gesundheitszustand erlaubt, reist Frau Aron auch heute noch gerne nach Wien, um dort eine Freundin zu besuchen, die sie allerdings nicht aus ihrer Jugendzeit kennt.
Auf unsere Frage, ob Frau Aron auch heute noch an all die furchtbaren Dinge denkt, mit denen sie in der NS-Zeit konfrontiert wurde, schrieb sie uns: „So etwas kann nicht vergessen oder verdrängt werden.“
Dominik Heschl, Daniel Gapp, Stefan Gugl, Daniel Pfurtscheller, BHAK Innsbruck