Die letzten Zeugen - Das Buc

JOSEPHINE DUTCH


 
 
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Diese Geschichte wurde im Projekt "Botschafter" erstellt.

"Vieles sehe ich jetzt mit anderen Augen"

Wie der Schüler Matthias Hofmarcher die Begegnung mit Josephine Weiss in London erlebt hat.

Ich habe wirklich so viele schöne, sowie auch viele nachdenkliche Momente in London erlebt. Als ich am Mittwoch, dem 24. Oktober 2007 mit dem Flugzeug von Salzburg nach London abhob, dachte ich mir, ich werde nicht mehr so zurückkommen wie ich zu diesem Zeitpunkt war. Die ganze Gruppe wird so viele neue Erfahrungen machen und viele verschiedene Leute kennen lernen, all das würde mich und alle anderen wahrscheinlich verändern - und so war es auch. Wir kamen als nachdenkliche, berührte Gruppe zurück.

Gleich zu Beginn unserer Begegnungsreise besuchten wir eines der bekanntesten Museen in London, das Imperial War Museum. Eine Ausstellung, die heute noch in meinen Gedanken ist und die einen bleibenden Eindruck hinterließ. Bilder, Videos und Gegenstände machten das Thema sehr realistisch und man konnte sehr viel daraus lernen. Nicht nur durch den Vortrag im Vorhinein, nein, sondern alleine durch die eigenen Eindrücke wurde einem das Thema viel näher gebracht. Es war ein wirklich interessanter Start in eine Woche, die so einiges in mir bewirkte!

Am nächsten Tag waren wir zu Gast im Jewish Cultural Center und in der Belsize Square Synagogue. Im Jewish Cultural Center hatten wir die einmalige Gelegenheit, einem Vortrag von Bertha Leverton über den Kindertransport im zweiten Weltkrieg zu lauschen. Sie ist eine bewundernswerte Frau, die großes geleistet hat. Nach diesem Vortrag saßen wir alle gemeinsam mit ihr in einem Raum und konnten ihr Fragen zu ihrem Leben stellen. Am Abend waren wir in einer Synagoge eingeladen. Es war irrsinnig schön, Teil dieser Sabbathfeier zu sein. Außerdem traf ich zum ersten Mal meine Überlebende Josephine Dutch. Es war ein schönes Gefühl, neben ihr zu sitzen und dem Gesang zuzuhören. Man hatte ein Gefühl der Geborgenheit. Es war ein einmaliges Erlebnis, das nicht zu beschreiben ist. Das erste Mal in einer Synagoge, mein erstes Treffen mit einer jüdischen Überlebenden. Es war einer der schönsten Momente dieser Woche. Am nächsten Tag trafen Conny, eine Reporterin vom Ö1, und ich Ottie McCrea, auch einen Überlebende, die ich besuchten durfte. Es war Nachmittag, fast schon etwas dunkel und es regnete leicht. Ich kann mich an alles so genau erinnern. Wie gespannt ich war, bevor ich sie kennen lernen durfte, wie die Fahrt zu ihrem Haus war, wie die Häuser aussehen in der Siedlung in der Ottie wohnt, … Alles sehe ich nun vor meinem Auge. Als wir mit dem Auto vor ihrem Haus anhielten, stand sie bereits vor der Haustüre und wartete gespannt auf uns. Sie begrüßte uns herzlich und begleitete uns in ihr gemütliches Wohnzimmer. Ich wusste nicht, wie ich mich gegenüber ihr verhalten sollte, doch alle meine Nervosität war umsonst. Ihre liebenswürdige Art war so herzlich, dass ich das Gefühl hatte, ich sprach mit einer langjährigen Freundin. Ich freute mich auch besonders, wie gut ihr mein Paket der Erinnerung gefiel. Sie hatte wirklich große Freude damit! Das schöne daran ist, dass man jemanden mit Kleinigkeiten eine solche Freude bereiten kann. Danke, dass ich Ottie McCrea besuchen und dass ich ihr eine Freude bereiten konnte. Es bedeutet mir so viel, jemandem das Gefühl zu geben, dass er nicht vergessen wird! Danke!

Auch beim Besuch von Josephine Dutch war ich sehr berührt. Dadurch ich sie ja bereits in der Synagoge das erste Mal getroffen habe, war für mich die Begegnung anders als bei Ottie McCrea. Wir kannten uns bereits, das war eine komplett unterschiedliche Situation wie ich sie bei Ottie erlebt habe. Mrs. Dutch ist wie Mrs. McCrea eine so starke, offene Frau. Ihre Lebensgeschichten sind tragisch, doch selbst sehen sie ihre Geschichte als nicht schlimm. Sie sagen oft, dass Geschichten anderer Überlebender viel schrecklicher sind. Das zeigt Menschen, die eine innere Stärke haben, die wahrscheinlich keiner von uns hat. Menschen, die trotz ihrer Vergangenheit nach vorne blicken und die glücklich mit ihren Familien in England leben! Menschen, vor denen ich Respekt habe! Die Begegnung mit Josephine Dutch war wunderschön, für die ich mich bedanken möchte! Ich werde sie nie vergessen!

Am letzten Tag in London trafen wir alle Überlebenden nochmals in der österreichischen Botschaft. Was dort passiert ist, bringt mich immer noch fast zum Weinen. Jung und Alt saßen an den runden Tischen im Empfangssaal. Alle redeten miteinander und wir konnten nochmals alle eine wunderschöne Zeit miteinander verbringen. Als dann der berührende Projektfilm über "A letter to the stars" gezeigt wurde, stand eine Frau auf und sagte: "Ich hätte nicht geglaubt, dass Österreich so etwas noch machen würde!" Sie sagte es zu einem Zeitpunkt, als es ganz leise im Raum war. Es war ein Moment der Stille. Jeder dachte sich wahrscheinlich das gleiche. Wir sind es, die die Vergangenheit nicht in Vergessenheit geraten lassen dürfen. Wir können es besser machen und uns für das entschuldigen, dass den Menschen früher zugestoßen ist. Es bleibt immer ein Teil unserer Vergangenheit, doch daraus lernen können wir alle! So etwas darf nicht noch einmal passieren, es darf nicht vergessen werden!

Ich möchte mich ganz herzlich bei dem Projektteam von "A letter to the stars" bedanken! Die vielen schönen Erlebnisse, die wir alle gemeinsam erlebt haben, die Abende, an denen wir gemeinsam gelacht und geweint haben, die Zeit, in der wir London und uns besser kennen gelernt haben. Diese Momente möchte ich nicht mehr missen! Mich hat diese Reise verändert und mir wurden die Augen geöffnet! Es war eine einzigartige Reise! Danke, dass ich Teil davon sein durfte!
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Diese Geschichte wurde im Projekt "Die Letzten Zeugen" erstellt.

"Neues Österreich!"

Wie Josephine Weiss die Reise erlebte.

Meine Tochter und ich hatten in Wien eine wunderschöne Zeit, wir möchten euch auch dafür danken, dass wir uns so willkommen gefühlt haben. Es war schön, andere ehemalige Österreicher aus aller Welt zu treffen, die als Kinder vertrieben wurden, und unsere Erfahrungen auszutauschen. Ich bin sehr glücklich, dass ich heute ein neues Österreich sehe, ohne Rassismus, in dem jeder in Frieden leben kann.

Mein Besuch an der Schule in Amstetten war ebenfalls eine sehr schöne Erfahrung.

Wir wurden sehr herzlich empfangen und es fiel mir leicht, den Schülern meine Geschichte zu erzählen. Danach wurde ich von der Geschichtslehrerin, ihrem Mann, einem weiteren Lehrer sowie von Matthias und seinen Eltern auf einen wunderschönen Nachmittag in die Wachau eingeladen.

Bevor ich nach Amstetten gefahren bin, war ich aufgeregt und ein bisschen nervös, aber meine Sorgen waren völlig umsonst. Es war ein "lovely day". Ich hätte mir so sehr gewünscht, dass mein lieber Mann Albert das noch erlebt hätte. Leider ist er 2003 verstorben, gerade als das Projekt "A Letter To The Stars" begonnen hat. Er wäre von eurer Arbeit sehr angetan gewesen, ihr macht eine wertvolle Arbeit.

Es tut gut, dass ihr euch darum kümmert, dass wir uns, nach dem, was wir durchgemacht haben, wieder besser fühlen können.

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