Die letzten Zeugen - Das Buc

AMNON BERTHOLD KLEIN


 
 

AMNON BERTHOLD
KLEIN

geb. 1928-11-16
lebt heute in Israel

Ermordete Verwandte


Diese Geschichte wurde im Projekt "Die Letzten Zeugen" erstellt.

Amnon Berthold Klein wurde am 16.11.1928 in Wien geboren. Nach der Deportation seines Vaters versuchte der damals 11jährige gemeinsam mit seiner Mutter nach Palästina zu flüchten, von wo sie jedoch gleich von den Engländern in ein Internierungslager nach Mauritius gebracht wurden. Bertholds Mutter starb schon in den ersten Monaten an Typhus, er selbst konnte erst 1945 nach langen 5 Jahren nach Palästina zurück, wo er bis heute lebt.

Mit 12 Jahren völlig auf sich alleine gestellt im Internierungslager auf Mauritius

Amnon Berthold Klein trifft im März 2008 die Schülerin Verena Schönöl in Israel underzählt ihr seine Lebensgeschichte.

Geboren am 16.11.1928 in Wien, wuchs Amnon Berthold Klein im 8. Wiener Gemeindebezirk in der Josefstädterstraße 105 auf.
Als Kind besuchte er die Volksschule in der Pfeilgasse, von Anfang an hatte er viele Freunde und genoss es sehr, am Nachmittag im Kaiserpark des Schlosses Schönbrunn oder im Volksgarten zu spielen. Für seine Eltern Salomon, von Beruf Kaufmann, und seine Mutter Valerie war er das einzige Kind.
Nach dem Anschluss im Jahre 1938 wurde die kleine Familie aus der Wohnung gewiesen und fand bei Amnons Großmutter im 1. Bezirk, Tuchlauben 19, Unterschlupf. Von nun an durfte der 10jährige auch nicht mehr in die normale Schule gehen, sondern musste die Judenschule in der Sperlgasse besuchen. Mit dem Spielen im Park war es dann auch vorbei, seit dem Anschluss war dies den Juden nämlich verboten.
Die Familie beschloss 1940 aus dem Deutschen Reich zu flüchten, jedoch war dies auf Grund einer Vorbestrafung (Schikane der SS) des Vaters für ihn unmöglich. Am 22.04.1940 wurde Salomon festgenommen, am 27.05.1942 ins KZ Maly Troscinec deportiert und dort sofort nach der Ankunft am 01.06.1942 ermordet. Dies jedoch erfuhr Amnon erst vor Kurzem, denn die Deportationslisten wurden erst vor einigen Monaten in einem Wiener Archiv gefunden.
Amnon und seine Mutter, nun auf sich alleine gestellt, verließen Wien am 04.09.1940 mit dem Zug Richtung Bratislava. Mit einem der allerletzten illegalen Dampfschiffe flüchteten die Beiden über die Donau bis ans schwarze Meer nach Rumänien. Dort wurden sie auf drei Hochseedampfer umgeschifft. Amnon und seine Mutter kamen auf ein Frachtschiff namens „Atlantik“ für maximal 200 Passagiere, auf welchem nun über 1400 Leute zusammengezwängt waren.
Das Schiff fuhr weiter über Konstantinopel nach Kreta, wo die griechische Besatzung auf Grund von englischem Bombardement den Dienst verweigerte und von nun an die Flüchtenden selbst das Kommando übernehmen mussten. Da die Griechen vor der Abreise noch fast die gesamte Kohle über Bord geworfen hatten und auch diverses Holz am Schiff bald verheizt war, wurde das Fluchtschiff auf halbem Weg nach Palästina schiffbrüchig. Als zwei Kriegsschiffe vorbeikamen funkte man SOS, jedoch antworteten die Schiffe: “Sorry, we can’t help you. We are going to Beirut.“
Mithilfe eines starken Sturmes konnte das Schiff bis vor Zypern treiben, von wo es von einem Schlepper nach Zypern geschleppt wurde, die Besatzung verhaftet und dann das Schiff von der englischen NAVY nach Palästina gebracht wurde.
Doch das eigentliche Ziel der Reise wurde nun zum Zwischenstopp degradiert.
Da die Passagiere wegen der Angst vor Spionage in Palästina unerwünscht waren, wollte man die Flüchtenden von allen drei Schiffen auf die „Patria“ bringen. Die Passagiere der ersten zwei Schiffe wurden schon auf die "Patria" gebracht. Amnon befand sich auf dem dritten Schiff. Kurz bevor die Passagiere den Aufruf erhielt auf die "Patria" zu wechseln, explodierte die "Patria" um 9 Uhr vormittags. Die damalige jüdische Untergrundorganisation wollte verhindern, dass die „Patria“ wieder ablegen konnte.
Für acht Tage wurden alle Vertriebenen in ein Internierungslager in Atlit gebracht. Daraufhin wurden sie wieder gewaltsam eingeschifft, um an ein bis Dato unbekanntes Ziel gebracht zu werden.
Wie sich später herausstelle war das neue Reiseziel die Insel Mauritius im indischen Ozean. Am 26.12.1941, endlich angekommen, wurden die Männer sofort in ein Gefängnis gebracht, die Frauen in ein Lager. Amnon war erst 13 Jahre alt, darum durfte er bei seiner Mutter im Frauenlager bleiben. Valerie jedoch starb schon wenige Monate nach der Ankunft an Typhus und Amnon wurde ins Männercamp gebracht, hatte dort eine unabgesperrte Einzelzelle.
Einige Männer des Camps begannen eine Schule aufzubauen, es wurden Physik, Chemie und Sprachen gelehrt, so hatte er auch die Möglichkeit eine Mechanikerlehre zu absolvieren.
Während der 5 Jahre, in denen Amnon auf der Insel interniert war, litt Amnon an Malaria; es gab nur wenig zu Essen und Kleidung durfte nur alle 2 Jahre bestellt werden. Nach einem Aufstand im ersten Jahr, war es erlaubt auch manchmal ans Meer zu fahren und zu baden.
Erst nach Kriegsende im Jahr 1945 wurden alle Internierten befreit und mit einem Truppenschiff nach Israel zurück gebracht.
In Mauritius fand Amnon einige sehr gute Freunde mit denen er auch später noch in Kontakt war. Diese jedoch kehrten nach Österreich zurück und besuchten Amnon dann öfters in Israel. Sie meinten, dass es nicht gehe, dass immer nur sie Ihn besuchen, Amnon müsse auch sie einmal in Wien besuchen kommen. So entschloss er sich, trotz allen Bedenken, wieder einen Fuß auf österreichischen Boden zu setzen. Und schon sofort nach der Landung in Wien fühlte er sich wieder zu Hause und kehrte von da an fast jedes Jahr nach Österreich zurück.
Auch in Israel, seiner neuen Heimat, hat sich Amnon schnell eingelebt. Er beschloss in einein Kibbuz zu gehen und dort zu arbeiten. So lernte er seine Frau Betty kennen, heiratet sie und nach einigen Jahren verließen sie das Kibbuz und begannen sich in Ramat Hasharon ein neues Leben aufzubauen. Amnon war als LKW-Fahrer tätig, später wurde er Gewerkschaftssekretär und arbeitete auch in der Abteilung für internationale Beziehungen.
Heute hat Amnon zwei Söhne, eine Tochter und sieben Enkelkinder und ist bis heute ehrenamtlich in der Gewerkschaft der Regierungsangestellten/internationale Beziehungen tätig.
Amnon ist ein sehr offener und moderner Mensch, kommt gut mit jungen Leuten zurecht und hat absolut keine Vorurteile gegenüber Österreichern oder Österreich. Im Mai 2008 wird er im Rahmen des Einladungsprojektes ein weiteres Mal nach Wien kommen, ich freue mich schon sehr ihn dort wieder treffen zu können.


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