Die letzten Zeugen - Das Buc

BEN ERNST BAUER


 
 

Diese Geschichte wurde im Projekt "Die Letzten Zeugen" erstellt.

Besuch eines Zeitzeugen

Bericht über den Besuch von Ben Ernst Bauer aus Israel in Eisenstadt vom Mai 2008

Vom 5.5. – 7.5.2008 war unsere Schule – das BG, BRG, BORG Eisenstadt/ Kurzwiese – Gastgeber für Herrn Bauer sowie seine Tochter Iris Shalev und zwei seiner Enkel Oren Shalev (Israel) und Raz Bauer (aus Holland).

Das persönliche Kennenlernen erfolgte nach der Gedenkveranstaltung am Heldenplatz; die beiden jungen Männer (19 und 25 Jahre alt) nutzten die Gelegenheit, mit dem Zug mit uns nach Eisenstadt zu fahren und dabei Kontakte mit den Schüler/innen zu knüpfen. Am Abend lud der Direktor unsere Gäste, das Lehrer-Projektteam sowie einige Verwandte der Familie Bauer aus Hornstein zum Abendessen in ein Restaurant in Eisenstadt ein.

Am Tag darauf erzählte Herr Bauer in einer von Dr. Tschögl von der Burgenländischen Forschungsgesellschaft moderierten Diskussion den Schüler/innen der 7. Klassen Episoden  aus seiner Zeit als Jugendlicher in Wien, von seinen Erlebnissen 1938, seiner Flucht nach Palästina sowie seinem späteren Leben in einem israelischen Kibbuz. Von diesem Gespräch profitierten vor allem die Tochter und die Enkel unseres Gastes, da er fast 70 Jahre lang versucht hatte, seine schlimmen Erfahrungen zu vergessen und nicht mehr darüber reden wollte.

Interessant für  unsere Schüler war es jedoch auch, von den Erfahrungen und dem Leben der Angehörigen der jüngeren Generation zu hören. Als ziemlich berührend empfanden sie etwa, dass Oren Shalev die Stimme versagte, als er uns wie auch seinem Großvater erklärte, warum er gerne mehr von ihm über seine Vergangenheit gehört hätte und dass seine Großeltern väterlicherseits, die Auschwitz überlebt hatten, ihre Geschichte mit ins Grab genommen hätten.

Am Nachmittag erfolgte auf Einladung des Bürgermeisters ein Besuch von Hornstein und am Abend ein Treffen mit Familienmitgliedern der Familie Bauer, die heute noch im Burgenland leben. Am 7. Mai besuchten wir noch gemeinsam das Jüdische Museum in Eisenstadt und schließlich verabschiedete das Lehrer-Schüler-Projektteam unsere Gäste nach einem  kleinen Imbiss.

Obwohl unsere Schüler/innen das Projekt prinzipiell sehr begrüßt und es als ziemlich beeindruckend empfunden haben, einen Zeitzeugen persönlich kennen lernen zu dürfen, blieben auch widersprüchliche Eindrücke zurück. Für manche wirkte das zum Teil distanzierte Verhalten Herrn Bauers etwas befremdend – im Unterschied zu etlichen Zeitzeugen am Heldenplatz schien er ihnen emotional wenig berührt und öfters geistig abwesend, als wäre ihm vieles gleichgültig. Auch darüber, dass sie in der Podiumsdiskussion in der Schule nur wenig über die Jugend und die Erfahrungen Herrn Bauers in Österreich bzw. seine Flucht erfahren konnten, da seine Erinnerungen – alters- oder auch gesundheitsbedingt – sehr sprunghaft und zum Teil schwer nachvollziehbar waren – zeigten sich einige enttäuscht.

Möglicherweise lag dies auch daran, dass die Teilnahme am Projekt vor allem das Anliegen seiner Tochter war, der es sehr wichtig erschien, dass das Schweigen über diese Jahre seines Lebens endlich gebrochen wurde.

Interessant empfanden die Schüler/innen vor allem die Begegnung mit den Angehörigen der jüngeren Generation – ihr Leben /Alltag in Israel/Holland . Berührungsängste gab es keine –

da die Schüler/innen auch noch kaum mit antisemitischen Ressentiments konfrontiert worden waren, sahen sie das Treffen auch nicht als etwas Außergewöhnliches – „es sind schließlich Menschen wie alle anderen“, meinte ein Mädchen. Uns Lehrer/innen berührte vor allem, wie emotional und beeindruckt Frau Shalev und die jüngeren Familienmitglieder auf die herzliche Aufnahme in Eisenstadt reagierten.

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