Die letzten Zeugen - Das Buc

PAUL S. ADLER


 
 

PAUL S. ADLER

geb. 1920-12-08
lebt heute in Kanada


Diese Geschichte wurde im Projekt "Überlebende" erstellt.

Im Projekt "Holocaust - Die Überlebenden" ist Paul S. Adler SchülerInnen der  Infotec PTS Pregarten begegnet. Seine Lebensgeschichte wurden von den Schülern Martin Walch, Rainer Klaner und Lukas Wolfinger dokumentiert.

Überleben mit Schiffskarten, Whiskey und Geschäften in Shanghai

Paul S. Adler wurde am 8. Dezember 1920 in Wien geboren. Seine Familie konnte nach Shanghai flüchten, obwohl sein Vater bereits für den Transport in ein KZ registriert war. Heute lebt Paul Adler in Toronto, Kanada.

Wir wollten das Leben von Paul S. Adler erforschen und hatten dabei das große Glück, ihn persönlich kennen lernen zu dürfen. Denn Herr Adler, der heute in Toronto, Kanada, lebt, ist im April 2004 nach Österreich gekommen.

Über das Projektbüro von „A Letter To The Stars“ hat er zu uns Kontakt aufgenommen und ist am 19. April zu Besuch in unsere Schule gekommen. Mehrere Stunden verbrachten wir zusammen und er erzählte uns lebhaft und anschaulich sein bewegtes Leben. Er selber gab seiner Erzählung die Überschrift „Ein Traum, ein Leben – oder Alptraum mit Happy End“.

Paul S. Adler ist das erste Kind einer alteingesessenen Wiener Familie, die ihren Ursprung bis ins 18. Jahrhundert zurückverfolgen kann. Sie nannten sich „Wiener“, obwohl Juden vor 1848 nicht ohne Erlaubnis des Kaisers in Wien – dem heutigen 1. Bezirk – leben durften. Seine Vorfahren lebten in Mariahilf. Sie verdienten ihr tägliches Brot als „Rastelbinder“, eine Art von Hausierern. Aus den Rastelbindern wurden kleine Alteisenhändler, die mit Pferd und Wagen alle möglichen kleinen Geschäfte mit der bäuerlichen Bevölkerung in der Umgebung durchführten. In der damaligen Zeit wurden Eisen- und Metallwaren zu immer wichtigeren – weil kriegswichtigen – Rohstoffen. Herrn Adlers Urgroßvater sowie seine Großeltern mit ihren drei Söhnen legten die Grundlagen zu beträchtlichem Wohlstand. Sie waren fleißig und sparsam. So kam die Familie allmählich zu einem ansehnlichen Vermögen. Zum Ende des 1. Weltkrieges waren die Adlers verhältnismäßig reiche Leute.

Obwohl sich die Adlers als Besitzer einer kriegswichtigen metallverarbeitenden Industrie während des 1. Weltkrieges vom Militärdienst hätten befreien können, sind alle Söhne freiwillig eingerückt. Sein Onkel Ernst fiel am Isonzo. Onkel Franz stürzte bei den Ulanen vom Pferd und starb. Sein Vater wurde 1916 in Russland schwer verwundet und verbrachte den Rest des Krieges in Militärspitälern.

Am 21. Dezember 1919 heiratete er Herrn Adlers Mutter, eine Tochter aus sehr gutem Haus.

Herr Adler wurde als erster Sohn der Familie am 8. Dezember 1920 geboren. Nach ihm kamen noch ein Bruder und eine Schwester. Die Familie lebte in Hietzing in einem großen Haus, in der Nachbarschaft waren Politiker, Diplomaten und bald auch Nazi-Bonzen.

Im März 1938, Paul S. Adler war gerade 17 Jahre alt und dabei, die Matura-Prüfungen zu schreiben, marschierte Hitlers Wehrmacht in Österreich ein.

In dieser Nacht wurde Paul S. Adlers Vater in Schutzhaft genommen und im Gestapo-Hauptquartier, einem Hotel am Morzin-Platz in Wien, eingesperrt.

Hitlers Nationalsozialisten wollten die Firma der Adlers – mit den damals über 300 Arbeitern –  den Hermann-Göring-Werken anschließen. Dies hat sein Vater sechs Wochen lang verweigert. Die Firma wurde trotzdem sofort von den Nazis beschlagnahmt und ohne jegliche Unterbrechung weitergeführt. Die Privatautos wurden von der Partei „übernommen“. Allen Familienmitgliedern war es nun verboten, das Gelände der eigenen Firma zu betreten.

Nach sechs Wochen unterschrieb sein Vater schließlich am 17. April den Verkaufsvertrag, verbunden mit der Auflage, dass die Familie Adler die „Ostmark“ innerhalb von zwölf Monaten verlassen würde. Er wurde daraufhin unverzüglich auf freien Fuß gesetzt mit dem Versprechen, dass die Gestapo der Familie bei der Auswanderung helfen würde.

Der Zwangsverkaufspreis wurde auf Creditanstalt-Sperrkonten deponiert – eine Entnahme war nur mit der Erlaubnis der Gestapo gestattet.

Herrn Adlers Vater hatte keineswegs die Absicht das Land zu verlassen, er kaufte aber dennoch sofort nach seiner Entlassung „Lloyd Triestino“-Schiffskarten nach Shanghai, China, für die ganze Familie. China deshalb, weil man dort – anders als in die USA beispielsweise – ohne Visum einwandern konnte.

Paul S. Adler hatte seine Maturaprüfung bestanden und versuchte in der Zeit, als sein Vater inhaftiert war, nach Palästina auszuwandern, was aber nicht glückte. Bei einem weiteren Versuch, mit einem Freund in die Schweiz zu flüchten, wurden sie von der Grenzpolizei geschnappt und nach Wien abgeschoben.

Am 10. November 1938, als fast alle Wiener Synagogen und jüdischen Gebetshäuser in Flammen aufgingen und sein Vater sich wie verlangt täglich bei der Polizei meldete, wurde er dort verhaftet und einem Transport zum Konzentrationslager Dachau eingegliedert.

Nur der Umstand, dass er nie ohne seine Fahrkarten aus dem Haus ging, rettete ihm das Leben. Dadurch, dass er die Schiffskarten vorweisen konnte, wurde er freigelassen.

Paul S. Adler öffnete seinem Vater die Tür, als dieser nach drei Tagen Gestapo-Haft zurückkam –  und hätte ihn fast nicht erkannt. Über seine Erfahrungen während dieser Tage hat der Vater nie mit jemandem gesprochen.

Nun ging es sehr rasch. Herr Adler musste sofort seine Koffer packen und war innerhalb einer Woche in Genua, wo die „Conte Biancanano“ sich bereit machte die Reise nach dem Fernen Osten zu beginnen. Seine Tante Fanni und sein Vater kamen auch noch an Bord. Die Mutter und die Geschwister blieben zurück, um den Haushalt aufzulösen, und folgten fünf Wochen später.

Als Paul S. Adler an Bord ging, begrüßte ihn ein italienischer Schiffsoffizier mit „Good afternoon, Sir“. Ihm wurde bewusst, dass jetzt ein Kapitel seines Lebens vorbei war.

Die Reise nach dem Fernen Osten dauerte über zwei Wochen, ging über Alexandrien, den Suezkanal, Aden, Bombay, Ceylon und Singapur. Als das Schiff Genua verließ, begann die Rolle von Herrn Adler als Übersetzer für seinen Vater, und diese Aufgabe blieb ihm während der nächsten Jahre erhalten. Die Reise begeisterte Herrn Adler.

Schließlich kam Shanghai, drittgrößter Hafen der Welt, in Sicht. Als sie an Land gingen, gab es keine Passkontrolle, nur die Impfbücher wurden inspiziert.

Das Schiff, die „Conte Biancanano“, brachte die erste große Welle jüdischer Einwanderer, ungefähr 600 Passagiere. Fast alle waren geldlos. Herr Adlers Vater konnte mit Erlaubnis der Gestapo für jedes Familienmitglied Bordgeld in deutscher Währung einzahlen, das es ihnen erlaubte, an Bord Getränke und Kleidung zu kaufen. Auf Anraten seiner Mutter kaufte Herr Adler schottischen Whiskey, den sie später gegen chinesische Währung verkaufen konnten. Das hat ihnen sehr geholfen.

An Land traf Herr Adler zwei englische Offiziere, die deutlich sichtbar den Davidstern auf ihren Epauletten trugen. Sie waren Mitglieder des „Shanghai Volunteer Corps“, einer Miliz ausländischer Bürger – die das Territorium Shanghais gegen Eingriffe der japanischen und chinesischen Armeen, die seit 1932 im Kriegszustand waren, verteidigten. Die beiden Offiziere waren Mitglieder der selben zionistischen Gruppe, der auch Herr Adler in Wien angehört hatte. Die Offiziere nahmen  sich sofort um seine Familie an und verschafften ihnen Wohnung und Unterhalt.

Die meisten Flüchtlinge wurden in einem soeben eröffneten Sammellager untergebracht und verpflegt. Die großen Sorgen, Wohnung und Nahrung, waren somit fürs Erste erledigt. Ein Komitee der ansässigen jüdischen Bevölkerung, die sich die „Shanghailanders“ nannten, nahm es auf sich, die Neuankömmlinge zu betreuen und ihnen die Einführung in das Wirtschaftsleben der Stadt zu erleichtern.

Herr Adler war zu diesem Zeitpunkt gerade 18 Jahre alt und wusste, wie wichtig es war, in der Stadt Fuß zu fassen und Geld zu verdienen. Schließlich kam seine Mutter mit den Geschwistern nach. Die hatte die Idee, ins Transportgeschäft einzusteigen. Seiner Mutter war es gelungen, ihren wertvollen Schmuck vor den Nazis zu verstecken und herauszuschmuggeln.

Herr Adler bekam die Aufgabe den Schmuck so gut wie möglich zu verkaufen. Das war die erste geschäftliche Tätigkeit seines Lebens.

Für das erzielte Geld kauften sie einen großen Lastwagen und sein Vater wurde Lastwagenlenker, der Bruder Mitfahrer und Übersetzer. Herr Adler selbst beobachtete eine Zeit lang die chinesischen Geldwechsler und versuchte schließlich selber Geld durch den An- und Verkauf von Währungen zu verdienen.

Die nächste glückliche Schicksalswendung kam in Form eines Schweizer Importeurs. Er hatte zwei Schiffe, die im Hafen von Shanghai lagen und Hopfen und Malz für die größte Brauerei des Fernen Ostens geladen hatten. Das Problem war das Löschen der Ladung, da keine Lastwagen zur Verfügung standen. Herr Adler organisierte für den Schweizer den Transport mit Hilfe der chinesischen Lastwagenfahrer, was damals sehr unüblich war. Durch den Schweizer Importeur bekam er auch die Brauerei als neuen Kunden und hatte über Nacht sein eigenes Geschäft, verdiente ein Vielfaches von dem, was sein Vater schwer erarbeitete, und das mit viel weniger Aufwand.

Er lernte allerdings auch das Luxusleben und die Spielhöllen kennen, in denen man sehr viel Geld verprassen konnte, wenn man nicht aufpasste. Das spielte für ihn damals keine Rolle. Als Sohn sehr reicher Eltern hatte er nie gelernt mit Geld umzugehen.

Er baute sein Geschäft aus und vermietete auch Lagerhäuser. Seit der Besetzung des chinesischen Shanghai durch die Japaner trauten sich die internationalen Geschäftsleute nicht mehr ihre Güter in besetzten Gebieten zu lagern. Herr Adler fand ein vom Krieg unbeschädigtes modernes Lagerhaus, das dem Karmeliterorden gehörte und leer war. Er war somit auch im Lagerhausgeschäft und war damals gerade 19 Jahre alt.

Der 2. Weltkrieg begann Anfang September 1939. Die Weltschifffahrt war auf Kriegszeit eingestellt. Das Risiko war groß, auch für neutrale Mächte. Shanghai aber lebte vom internationalen Handel. Ohne Handel konnte die Stadt nicht überleben.

Über 22 000 Juden hatten dort Zuflucht gefunden. Der Flüchtlingsstrom der Juden aus Deutschland war zu Ende. Es kamen noch kleine Gruppen von Juden über Russland und Tokio nach Shanghai. Benzin wurde rationiert. Das Lastwagen-Transportgeschäft war am Ende.

Durch seinen extravaganten Lebensstil hatte Herr Adler keine Geldreserven mehr. Das Unternehmen seines Vaters war ohne Benzin und fast ohne Kundschaft. In dieser Situation hatte seine Mutter die Idee, sich mit einem Hemdenschneider zusammenzuschließen und eine Hemdenfabrik zu gründen.

Der Hemdenschneider hatte bei der Firma Taussig in Wien gearbeitet. Die Idee war großartig. Bis zum Kriegsausbruch waren die Herrenhemden aus England und Amerika gekommen. Die großen Warenhäuser brauchten nun neue Zulieferer. Das Problem mit den chinesischen Hemden war, dass sie nach der ersten Wäsche immer stark eingingen und somit nicht mehr passten und deshalb von den Europäern nicht gerne gekauft wurden. Familie Adler und ihr neuer Partner lösten das Problem, indem sie die Hemden einfach entsprechend größer zuschnitten, sodass sie nach der ersten Wäsche unter Garantie perfekt passten. Die Warenhäuser akzeptierten die Qualität der Hemden gerne und sie waren im Geschäft. Etwas hatte Herr Adler inzwischen gelernt –  das Geld, das er nun aus der Hemdenfabrik und von seinem Lagerhaus verdiente, sparte er.

Alles lief gut – bis zu seinem Geburtstag am 8. Dezember 1941. Die Japaner griffen Pearl Harbour an und erklärten Amerika den Krieg. Außerdem marschierten sie in das internationale Shanghai, machten alle Engländer, Amerikaner und Franzosen zu Kriegsgefangenen, nur die Russen, die russischen Juden und die deutschen Juden rührten sie nicht an. Erst im Mai 1942 erschien in den Zeitungen eine Proklamation des japanischen Heeres, dass alle Nicht-Chinesen, die in den Jahren von 1936 bis 1939 in Shanghai angekommen waren, in eine ausgebombte Zone im Hafenviertel übersiedeln mussten. Alle in ausländischem Besitz befindlichen Güter wurden als Kriegsgut konfisziert. Die europäischen Warenhäuser wurden geschlossen, so auch die Hemdenfabrik.

Herr Adler und seine Familie mussten ebenfalls in das geschaffene Ghetto übersiedeln, diesmal jedoch hatte er Geldreserven und kaufte darum – wie schon einmal – schottischen Whiskey. Nun, da sie interniert waren, kein Einkommen hatten, und die Japaner kein Interesse daran hatten sie mit Lebensmitteln zu versorgen, kamen ihnen ihre jüdischen Glaubens-genossen in Amerika zu Hilfe und organisierten über das Rote Kreuz eine Hilfsaktion. Über die Schweiz wurden Lebensmittel nach Shanghai geschickt – die Japaner erlaubten dies. Herr Adler hatte außerdem noch seinen Whiskey, der der Familie sehr geholfen hat, über die Zeit zu kommen. Jetzt kauften ihn japanische Offiziere und je länger der Krieg dauerte, desto teurer wurde der Whiskey.

Die letzten drei Monate des Krieges mussten sie hungern. Doch im August 1945 war der Krieg zu Ende. Die amerikanische Flotte kam nach Shanghai und befreite die Gefangenen. Außerdem wurde Shanghai ein Stützpunkt der amerikanischen Armee. Nun begann die US-Armee ihre Soldaten, die nach Hause wollten, durch Europäer zu ersetzen. Sie zahlten gut und Herr Adler begann für die Amerikaner zu arbeiten.

Sehr bald fand er heraus, dass die frühere Exklusivität der Europäer in China nicht mehr existierte. Man musste damit beginnen sich zu überlegen, was man nun machen wollte. Viele, die nach Shanghai geflohen waren, hatten Verwandte in Amerika. Man fing wieder – wie 1938 – an, an Auswanderung zu denken.

Herr Adler wurde zu einem „Liaisons Office“ des „American Jewish Joint“ im amerikanischen Konsulat abkommandiert und hatte die Aufgabe, Lebensbeschreibungen der potenziellen Einwanderer vorzubereiten.

Herr Adler war 27 Jahre alt, als Mao Tze Tung langsam aber sicher den Bürgerkrieg in China gewann. Paul S. Adlers Zeit dort ging zu Ende. Seine Familie zerstreute sich.

Vater und Mutter wollten zurück nach Wien, wo sie die alte Eisenfabrik wieder in Betrieb nahmen. Sein Vater kam jedoch nie mit den geänderten Verhältnissen zurecht und die Firma wurde kein Erfolg mehr.

Sein Bruder wurde ein Seemann und war jahrelang auf allen Weltmeeren unterwegs. Kurze Zeit lebte er in Australien, dann ging er nach Amerika, wo er schließlich Rechtsanwalt wurde und auch heute, mit 80 Jahren, noch teilweise beratend tätig ist.

Herrn Adlers Schwester heiratete einen Amerikaner und ging nach Kalifornien. Mittlerweile lebt sie mit ihrem vierten Ehemann zusammen und ist eine sehr vermögende, sehr erfolgreiche Immobilienmaklerin.

Herr Adler selbst traf in dieser Zeit einen kanadischen Diplomaten, der ihm zu einem Visum verhalf und so reiste er nach Toronto.

Am 1. Jänner 1949 verließ Herr Adler Shanghai, eine Stadt, die er sehr geliebt hatte. Wieder einmal verbrachte er zwei Wochen auf hoher See, diesmal auf einem Truppentransport mit minimalem Komfort. Die Umstellung von China auf Kanada war sehr groß – das Leben dort für ihn sehr ungewohnt. Noch nie hatte Herr Adler eine so kleine, in seinen Augen primitive, Stadt gesehen wie Toronto mit seinen 750 000 Einwohnern.

Genau wie vor zwölf  Jahren, als er in Shanghai angekommen war, hatte er auch bei seiner Ankunft in Kanada große Angst. Er wusste nicht, wo und wie er sein Leben verdienen konnte, er kannte keinen Menschen. Herr Adler versuchte bei einem Alteisenhändler unterzukommen, aber der lehnte ihn ab, weil er nicht stark genug war. Als er von Arbeitsplätzen in einem der großen Warenhäuser hörte, bewarb er sich bei „Simpsons“. Dort bekam er einen Posten in der Eisenabteilung, nachdem er einen Job in der Damenschuhabteilung abgelehnt hatte. In der Eisenabteilung gab es alles, von Bohrern über Pferdegeschirr, Zangen, Nägel bis zu Mülleimern – nur keine Kundschaft. Erst jetzt verstand Herr Adler, dass er in einem großen Versandhandelsunternehmen arbeitete. Mit pneumatischer Post kamen die Aufträge, die er in Kisten verpacken musste oder er musste Kisten entleeren und die Waren einsortieren. Das war harte Arbeit, aber die Kollegen waren nett.

Bald schon fielen dem Chef Herrn Adlers gute Bildung sowie seine organisatorischen und mathematischen Fähigkeiten auf und er wurde befördert. Er verließ den Bereich der Firma, in dem er körperlich schwer „schuften“ musste und stieg ins Management auf. Dort musste er wieder seine Erfahrungen machen – und es waren einige Erfahrungen dabei, auf die er gerne verzichtet hätte. Mit großer Zähigkeit und Verstand biss er sich durch und stieg im Laufe der Jahre die Karriereleiter hoch. 1982 verließ Herr Adler das Unternehmen schließlich und ging in den wohlverdienten Ruhestand.

Heute lebt er immer noch in Toronto, reist jedoch auch sehr gerne. Er hat zwei Kinder, einen Sohn und eine Tochter. Im April verbrachte er zwei Wochen in Österreich und nächstes Jahr möchte er sehr gerne wieder nach China reisen, in ein Land, das ihn immer fasziniert hat, das er jedoch seit seiner Ausreise 1949 nicht mehr wieder besucht hat.

Das Wort „Heimat“ kann Herr Adler für sich nicht wirklich definieren.

Weder Österreich noch China und auch nicht Kanada nennt er wirklich seine Heimat.

Er hat während des Zweiten Weltkrieges zahlreiche Verwandte verloren und seine Familie, die übrig geblieben war, hat sich über die ganze Welt verstreut.

Herr Adler meint, dass er nur durch seine hervorragende Bildung und durch seinen lebenslangen Wissensdurst dorthin gekommen ist, wo er jetzt ist.

Seine „Lebensweisheit“ hat er uns ganz  klar gesagt:

 „Lernt, lernt, lernt! Lest Bücher und hört nie damit auf, für Neues offen zu sein – und glaubt an euch und daran, dass ihr alles erreichen könnt, was ihr wirklich wollt!“

Martin Walch, Rainer Klaner und Lukas Wolfinger, Infotec PTS Pregarten, 2005

 


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