Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Kurt Fillenz verfügbar:

geboren am 27.06.1910 in Wien
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von unbekanntes Lager nach - Deportationsdatum unbekannt -
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Sabina, 14 Jahre, grg 13,wenzgasse 7, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

KURT FILLENZ

Wir, Ulana M. und Sabina R., hatten die Aufgabe über das Leben von Kurt Fillenz, einem Opfer der NS-Herrschaft, zu recherchieren. Die Suche begann im Internet auf der Seite "A Letter to the Stars".
Dort fanden wir erste Spuren:
Kurt Fillenz wurde am 27.08.1910 in Wien geboren. Die letzte bekannte Wohnadresse war Rauchfangkehrergasse 27. Außerdem wohnten noch Isidor (geb. am 17.03.1885 in Wien) und Irma (geb. am 20.06.1896 in Wien) Fillenz an dieser Adresse. Zuerst dachten wir, dass diese zwei Personen seine Geschwister seien. Um aber sicher zu gehen, schickten wir mehrere Mails an verschiedene Magistrate. Hier konnten uns die Magistrate der Stadt Wien (MA 61 und MA 08) ,das Jüdische Museum und das österr. Staatsarchiv weiterhelfen:

Isidor Fillenz war der Vater und Irma Fillenz die Stiefmutter von Kurt. Die Eltern von Isidor hießen Simon Fillenz und Marie Fillenz (geb. Fischhof). Irma Fillenz (geb. Trnka) wurde am 23.03.1918 mit Isidor in Wien getraut.
Die leibliche Mutter von Kurt Fillenz hieß Leopoldine Fillenz (geb. Krakauer) und wurde am 16.05.1885 in Wien geboren. Ihre Eltern hießen Philip und Salie Krakauer (geb. Briach). Leopoldine ist angeblich vor 1918 verstorben.
Isidor, Irma und Kurt Fillenz lebten im Jahr 1910 in der Künstlergasse 14/1a.

Außerdem gab es noch eine gewisse Zäzilie Fillenz (geb. am 14.12.1880), die mit Friedrich Fillenz verheiratet war. Ob diese zwei Personen wirklich mit Kurt Fillenz verwandt waren, können wir leider nicht beweisen. Folgendes konnten wir aber über sie erfahren: Zäzilie war "Arierin" und wohnte in der Elisabethstr. 5 im 1. Bezirk. Sie besaß auch ein Kaffeehaus. Friedrich Fillenz war Jude und gehörte der röm.-kath. Religionsgemeinschaft an.

Isidor Fillenz war selbständiger Kaufmann und leitete gemeinsam mit Otto Fillenz in der Pillergasse 14 eine "Handlung mit Hadern, Alteisen und Abfällen", auch bekannt als offene Handelsgesellschaft, genannt "Brüder Fillenz". Otto Fillenz (geb. am 17.07.1919) könnte vielleicht der jüngere Bruder von Kurt sein, beweisen können wir das leider nicht. Isidor Fillenz hatte im Geschäft einen Anteil von 75%, Otto nur 25 %.

Die gesamte Familie FILLENZ war mosaiischen Bekenntnisses.

Laut dem Reichsgestzblatt mussten Juden seit 26.4.1938 ihr gesamtes inländisches und ausländisches Vermögen in dem Vermögensverzeichnis angeben und bewerten lassen:

Irma Fillenz:
Sie hatte ein Grundvermögen, nämlich die Grundstücke Rauchfangkehrergasse 27 und Pillergasse 14. Diese hatten einen Wert von 30.590 RM (Reichsmark) und 43.800 RM. Beide Grundstücke musste sie an einen Herrn Wagner, den Leiter der Vermögensverkehrsstellle, abgeben.
Juden wurden auch dazu aufgefordert ihre Wertgegenstände (z..B: Schmuck, etc.) aufzustellen. Der Gesamtwert von Irmas Wertgegenständen betrug 533 RM.

Isidor Fillenz:
Er besaß eine Mittlebauparzelle mit Parzellenfragment und Werkstättentrakt in Werkstättenweg 3 (Simmering). Der Wert dieses Grundvermögens betrug 8955 RM, der Wert seiner Wertgegenstände allerdings nur 103 RM.

Otto Fillenz:
Er hatte ebenfalls ein Grundvermögen, nämlich ein Mietwohngrundstück in Wien 12, Schallergasse 17. Der Wert des Grundvermögens betrug 17.660 RM, der Wert seiner Wertgegenstände betrug 484,67 RM. Allerdings hatte er Schulden in Wert von 660 RM.

Seit 1938 ist die Familie in ein unbekanntes Lager verschollen.

Vom Landesgericht für Zivilrechtssachen Wien, wurden im Jahr 1950, nach Aufruf von einer gewissen Katharina Turek, unter den Zahlen 48T/316/49 Isidor Fillenz, 48T/317/49 Irma Fillenz, 48T/318/49 Kurt Fillenz amtlich für tot erklärt.

Durch dieses Projekt bekamen wir einen kleinen Einblick in das Leben von Kurt Fillenz. Leider waren wir nicht immer erfolgreich bei der Suche, da viele persönliche Unterlagen gemeinsam mit den Opfern verschwunden oder
Vernichtet worden sind.

Der Brief an den/die Ermordete/n :


Brief an das Opfer
KURT FILLENZ
(1910-1938)

Lieber Kurt Fillenz,
Nun, 65 Jahre nach deinem Tod recherchieren Ulana M. und Sabina R. deine ganze Lebensgeschichte und dein Schicksal zur Zeit der NS-Herrschaft. Wir müssen erwähnen, dass uns diese Suche nicht gerade leicht gefallen ist, doch aufgeben wollten wir nicht. Es war unser Ziel, die gesamte Erinnerung an dich und an alle anderen verunglückten Juden den weiteren Generationen darzubieten. Denn eines haben wir durch diese Zeit gelernt: Eine solche Massenvernichtung an Menschen darf nie in Vergessenheit geraten.
Auch du warst ein Jude und einer von den Millionen Opfer die damals gedemütigt, missachtet und gefoltert wurden. Erst durch deine Geschichte konnten wir uns ein Bild machen, wie es damals vor sich ging und was für ein Schicksal du durchleben musstest. Es ist uns schon klar, dass niemand so richtig begreifen kann, was für ein Leid die Juden erlitten. Da muss man schon damals dabeigewesen sein und das Ganze miterlebt haben um es überhaupt zu verstehen.
Trotzdem sind wir uns sicher, dass du stolz auf uns gewesen wärst, wenn du gesehen hättest, dass sich so viele Menschen um die Erinnerungen an dich und deine Leidesgenossen bemühen.

In Erinnerung an Kurt Fillenz

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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