Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Charlotte Pick verfügbar:

geboren am 16.05.1902 in Linz, OÖ
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Westerbork nach Sobibor- Deportationsdatum unbekannt -
gestorben in Sobibor am 28.05.1943
Die Recherche wurde von Klara,Bernadette,, 13 Jahre, BG und WRG Körnerschule Linz, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Charlotte Pick

Geburtsdatum: 16.05.1902
Geburtsort: Linz a. D. (OÖ)
Wohnadressen: Hagenstraße 11, Linz (OÖ) (Papiergroßhandlung)
Franzjosephplatz 21 (heutiger Hauptplatz), Linz (OÖ)
Courbestraat 17, Amsterdam, Holland
Religion: jüdisch
Todesdatum: 28.05.1943
Todesort: Sobibor
Transport: von Westerbork nach Sobibor
Deportationsdatum: 25.05.1943
Familie: Vater: Adolf Pick: geboren: 4.April 1874 in Linz
Beruf: Kaufmann (Papierindustrie)
Mutter: Berta Pick: geboren: 30.August 1876 in Wien/Rudolsheim
Mädchenname: Moses
Getraut am 9.4.1899 in Linz/israelitische Kultusgemeinde Geschwister:Arnold Pick: geboren: 4. Juli 1900 (scheint 1938 nicht mehr auf)
Walter Pick: geboren: 30. August 1908
Beruf Buchhalterin
Am Hauptlatz 11
Im Haus,in der Hagenstraße (auch das Wohnhaus der Familie) wurde das Papier
für die Buchhandlung am Hauptplatz von Adolf Pick hergestellt.
Charlotte Pick und ihr Bruder Walter waren als Angestellte im Unternehmen tätig. Sie war in der Firma ihres Vaters für die Buchhaltung und Korrespondenz zuständig. Der Betrieb war als ein größeres und leistungsfähiges Geschäft bekannt und wurde 1938 arisiert, ebenso das Wohnhaus in der Hagenstrasse 11.
Zum Haus Hagenstraße 11: ebenerdig
2 Magazingebäude
ca. 3000m², Grund inkl. verbauter Fläche
Wert des Grundes: 46 666,57 Reichsmark
Charlotte besaß nur die Hälfte des Hauses, die andere Hälfte gehörte ihrem Bruder Walter.
Charlotte Pick war 1938 vorübergehend inhaftiert,
flüchtete nach dem „Anschluss“ nach Holland und lebte in Amsterdam. Am 25.05.1943 wurde sie vom Durchgangslager Westerbork nach Sobibor deportiert, wo sie verstarb.
Recherche-Orte:
Stadtarchiv Linz
Landesarchiv Oberösterreich
Rechercheverlauf:
Die Recherche verlief sehr mühsam, da die meisten Unterlagen jüdischer Bürger zwischen 1938 - 1945 nach Berlin geschickt worden und dort verloren gegangen sind.
(nach Auskunft des Leiters des Linzer Stadtarchivs)

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Sehr geehrte Charlotte Pick!

Durch einen Artikel in der Zeitschrift „Topic“ sind wir auf das Projekt „Letter to the Stars“ aufmerksam geworden und waren von der Idee begeistert.
Mit unserer Religionslehrerin haben wir uns entschlossen, Ihre Lebensgeschichte zu recherchieren. Die Wahl fiel auf Sie, da Sie in Linz geboren wurden.
Im Linzer Stadtarchiv versuchten wir, mehr über Sie und Ihre Lebensgeschichte herauszufinden. Das war nicht sehr einfach, doch wir haben dann doch erstaunlich viele Unterlagen über Sie und Ihre Familie (vor allem über Ihren Vater) zusammenbekommen.
Durch dieses Projekt wurde uns erst so richtig klar, wie das Leben unter Hitler für Menschen gewesen sein könnte, die Hitler als „minderwertig“ empfunden hatte. Und trotzdem können wir uns nicht vorstellen, wie Sie mit dieser Situation umgegangen sind und wie schrecklich es gewesen sein musste, keinem Menschen richtig vertrauen zu können und von den meisten verachtet zu werden. Wir können uns ja nicht einmal vorstellen, nicht einfach so in die Stadt gehen und uns ein neues Kleidungsstück kaufen zu können, weil das Geld nicht reicht. Wie sollten wir uns also in Ihre Situation versetzen können?
Und trotzdem haben wir versucht,es so gut es eben möglich war,zu tun und mit ihnen zu fühlen. Und viele Fragen tauchten immer wieder auf:
Wie kann jemand wie Hitler nur denken, dass er jemand Besseres sei?
Warum kann man Menschen, die eine andere Religion haben oder sich sonst
von Hitlers Vorstellung eines „normalen Menschen“ unterscheiden, wie Tiere
behandeln?
Wie kann man nur meinen, die Welt ethnisch säubern zu müssen?
Wie kann man es schaffen, auch Kinder brutal umzubringen?
. . . . . . . . . . . . . . . . .
Diese und viele andere Fragen blieben unbeantwortet.

Mit unser Religionslehrerin haben wir über Ihr Leben erfahren. Im Linzer Stadtarchiv haben wir zum Beispiel herausgefunden, dass Sie als Buchhalterin am Franzjosephplatz, dem heutigen Hauptplatz, gearbeitet haben der Laden Ihrem Vater gehört und dass Ihr Vater eine Papiergroßhandlung besessen hat, wo Sie auch gewohnt haben, bis Ihnen das alles weggenommen wurde. Und wir haben nicht nur in Büchern und im Archiv Nachforschungen angestellt, sondern kennen auch das Haus in der Hagenstraße 11.
Aber wir konnten lange nicht alles herausfinden. Zum Beispiel stellten wir uns die Frage, was mit Ihrem zweiten jüngerem Bruder Arnold passiert ist, der in den Unterlagen und Verträgen nicht mehr aufschien.
Es hat uns sehr interessiert Ihre Lebensgeschichte zu recherchieren und uns wurde einiges viel klarer als zuvor.
Wir alle hoffen, dass solche Menschen wie Hitler nie mehr so viel Macht bekommen,leider gibt es immer noch sogenannte „Neonazis“.
Auch wenn jedem klar ist, dass das, was in der Nazi–Zeit angerichtet wurde, nicht wieder gutzumachen ist, wurde versucht durch eine kleine finanzielle Entschädigung zu zeigen, dass wir uns für Hitler schämen und dass es uns Leid tut.

Ihre Lebensgeschichte hat uns sehr gerührt und wir bewundern Sie als Frau in dieser schwierigen Zeit.
Bernadette, Christina, Klara, Lisa-Maria, Stephanie, Katharina



Linz, 2003-04-28

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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