Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Hermine Blum verfügbar:

geboren am 15.05.1855 in
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n) Wien 3, U.Weißg.Str.11 zuletzt: 21.Töllerg.15
Deportation von Wien nach Theresienstadt am 10.07.1942
gestorben in Theresienstadt am 02.08.1942
Die Recherche wurde von Carina, 17 Jahre, GRG 21 F 26, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Hermine!

Als du am 15.05.1855 das Licht der Welt erblicktest warst du so wie wir, voller Hoffnungen und Träume. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2003. Vieles hat sich seit her geändert, aber manches ist auch gleich geblieben: Noch immer existiert Rassenhass, Menschen werden getötet augrund ihres Glauben, andere weil sie um ihre Rechte kämpfen.
Als wir mit unseren Recherchen für das Projekt „Letter to the stars“ begannen, bekamen wir einen Eindruck wie du gelebt haben musst, welche harten Zeiten du durchgemacht hast, wie du gelitten, gefroren und gehungert hast. Du hattest ein schweres Leben, bist noch im ersten Weltkrieg geboren worden, musstest die schwere Nachkriegszeit überstehen und hattest danach mit dem NS- Regime zu kämpfen, die deine Religion und deinen Glauben verhöhnten und verspotteten.
Deine letzte uns bekannte Wohnadresse war im 21. Bezirk in der Töllergasse 15. Von Wien aus wurdest du mit dem Transportzug IV/ 3 zusammen mit 1000 deiner Leidensgenossen nach Theresienstadt transportiert. Über deine Todesursache ist uns leider nichts bekannt, jedoch nehmen wir an, dass du aufgrund deines Alters am 2.8 1942 gestorben bist.
Sicherlich hattest du nicht viel Anlass zur Freude und doch hast du dein Schicksal hingenommen und gekämpft.
Viele von uns hätten schon längst aufgegeben. Jedoch können wir sagen, dass euer Leiden nicht umsonst war. ES gibt keinen 3. Weltkrieg bist jetzt, Europa hat sich gegliedert, lauter unabhängige Staaten, zusammengefasst zu einer Union, der Europäischen Union.
So sehr das NS- Regime auch versucht hat die Juden auszulöschen, ist es ihnen nicht gelungen. Juden existieren noch heute, auch in Wien sind sie noch immer beheimatet. Wir haben auch bei uns Synagogen, Juden leben ungestört nach ihren Glauben, nur außerhalb von Europa und Amerika müssen sie noch um Anerkennung und Toleranz kämpfen. In Jerusalem treten sie jeden Tag für ihren Glauben auf die Straße, Araber verachten sie, doch sie geben nicht auf.
Das NS-Regime hat gezeigt, was passieren kann, wenn man Leuten die Hoffnung nimmt und sie stur in ein System hineinwirft und keine Rücksicht auf das Individuum selbst nimmt.
Wir, die Generation von heute, setzen und für den Weltfrieden ein. Wir wissen was passiert ist und sehen es als Warnung, die Welt soll sich verbessern.
Leider gibt es noch immer Leute, die Glauben Hitler sei mit seinen Ansichten im Recht gewesen, die glauben Gewalt sei die Richtige Lösung und der einzige Weg. Aber diese Menschen sind in der Minderheit und wir werden schauen, dass es auch so bleibt und dass sich das nicht mehr ändert.


Mit Grüßen aus der Gegenwart,

Carina und Andrea


Wien, am 05.05.2003

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

BRIEF AN DIE ZUKUNFT

Zu was Rassismus führen kann: Verfolgung, Vernichtung, Zerstörung, Qual, Leid, Unrecht, Tod.
Wir wollen der Zukunft, UNSERER Zukunft erzählen was passiert ist, was wieder geschehen kann. Kein Mensch ist vor Vorurteilen gefeit, niemand gegen Verleumdung und Hass.
Es wird immer Menschen geben, die glauben besser zu sein, aufgrund des Aussehens, der Religion oder Hautfarbe. Diese Menschen werden auch immer versuchen andere von ihren Einstellungen zu überzeugen.
Man schiebt die Schuld für persönliche Probleme, an der allgemeinen wirtschaftlichen Lage, an Verbrechen usw., einem Menschen, einer Menschengruppe zu, um sich von der eigenen Schuld zu befreien, um an jemandem seinen Zorn auslassen zu können.
Man redet sich und anderen diese Vorwürfe so lange ein, bis alle daran glauben und dann Rache geübt wird.
Wie diese Rache aussehen kann zeigt uns die Geschichte: Menschen wurden zu Tieren, zu Dingen abgestempelt. Öfen gebaut, um verbrauchte, nutzlos gewordene „Dinge“ zu verbrennen, zu vernichten.
Die Sprache der Gewalt hat schon in der Vergangenheit die Politik beherrscht, tut es jetzt in der Gegenwart und wird es, so fürchten wir, es auch in der Zukunft tun.
Man sollte sich aber immer wieder vor Augen führen, dass es noch andere Methoden gibt: Wir haben einen Mund um zu sprechen, zwei Ohren um zuzuhören und ein Herz um zu fühlen.
Gewalt wird und kann nie die Lösung für unsere Probleme sein.
Der Brief geht an die Zukunft, in der die Medien nicht nur von Gewalt, Krieg und Hass berichten. Unsere Kinder sollen lernen, ein Miteinanderleben und nicht Gegeneinander, egal, welche Hauptfarbe oder Glauben sie trennt.
Mit diesem Brief, mit dem ganzen Projekt, wollten wir die Gegenwart und die Zukunft aufrütteln. Vergesst niemals, was geschehen ist, tut alles um eine erneute Situation zu verhindern. Alle Leute die im 1. und 2.Weltkrieg ihr Leben lassen mussten, sollen nicht um sonst gestorben sein.
Jeder Einzelne hat eine Erinnerung hinterlassen, dass das nicht noch mal passieren darf.
Wenn man von einer Anzahl an Verstorbenen, einer Masse spricht, erkennt man oft nicht, wie tragisch es war, weil jeder einzelne Mensch zählt und jeder dieser Menschen ein Leben mit Familie und Freunde gehabt hat, die um ihn trauerten. So etwas darf nicht noch mal passieren, wir sollten uns an de Händen nehmen und versuchen miteinander eine besserer Welt aufzubauen.


“Imagine all the people, living life in peace.
You may say I'm a dreamer, but I'm not the only one
I hope some day you'll join us and the world will be as one”
-John Lennon


06.04.2003 Carina Stipsits, Andrea Weihrich

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