Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Andreas Kronewitter verfügbar:

geboren am 06.08.1894 in
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation derzeit nicht bekannt- Deportationsdatum unbekannt -
gestorben am 12.11.1944
Die Recherche wurde von , übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Die Lebensgeschichte des Andreas Kronewitter aus Zell am See

Andreas Kronewitter ist am 6. August 1894 in Bruck an der Glocknerstraße geboren. Sein sozialistischer Vater war, wie später auch er selbst, Reichsbahnbeamter. Er hatte vier Schwestern und einen Bruder. Eine der Schwestern wurde ins KZ Ravensbrück geliefert, weil sie einen Nazi-Beamten zurechtwies, aber später wieder mit einer Verwarnung freigelassen. Nach seiner Geburt lebte er mit seiner Familie in Bruck, wo er auch die Schule besuchte. 1914 musste er seinen Wehrdienst ableisten und danach machte er seine Ausbildung zum Bahnbeamten. Ab 1920 gehörte er also der sozialdemokratischen Eisenbahngewerkschaft an, trat allerdings 1929 aus, als er sich unter persönlicher Mithilfe ein Eigenheim errichtete. In dieser Zeit war er ebenfalls Mitglied der Vaterländischen Front. Er war ein erklärter Gegner des Hitler-Faschismus und deshalb seit 1938 Ziel von Bespitzelungen.
Der eigentliche Grund für Andreas’ Verhaftung war folgender: Sein Sohn Wilhelm war im Jahre 1944 in Russland an der Front. Dies bereitete seinem Vater großen Kummer. Daraufhin schrieb er an Wilhelm Briefe. Im Brief von 14. August versteckte er im Inneren des Feldpostpäckchens einen überklebten Karton auf dem stand, ob es Wilhelm nicht möglich wäre, die Front zu verlassen, da er schreckliche Befürchtungen habe. Er solle seinem Vorgesetzten Offizier doch Speck oder Butter anbieten, um wenigstens beurlaubt zu werden. Dieser und weitere Briefe gelangten in die Hände der Gestapo und daraufhin wurde Andreas Kronewitter wegen „Wehrkraftzersetzung“ verhaftet.
Da die Gestapo in Kronewitters Haus kurz zuvor gezielte Hausdurchsuchungen gemacht hatte und dabei auch Wilhelm Kronewitters Briefe von der Ostfront gefunden hatten, wurde das Haus von den Nazis enteignet. Daraufhin wurde auch er in der Kaserne in Innsbruck verhaftet. In getrennten Prozessen wurden Wilhelm Kronewitter und sein Vater wegen Wehrkraftzersetzung verurteilt. Wilhelm Kronewitter wegen seiner Jugend zu einem Jahr Gefängnis und sein Vater Andreas Kronewitter zum Tod. Am 21. 11. 1944 wurde er hingerichtet. In einem Schreiben, das sein damaliger Zellengenosse Frau Kronewitter nach Kriegsende zukommen ließ, berichtete er, dass Andreas einen sehr aufrichtigen Charakter hatte, fleißig und von großer Besorgnis auf Grund seines Sohnes gewesen sei. Seine Frau hatte ihm nämlich nicht erzählt, wie es um Wilhelm stand, da sie Andreas keinen zusätzlichen Kummer bereiten wollte.
Andreas’ Sohn wurde im Jahre 1990 das Ehrenzeichen für den Kampf gegen den Nationalsozialismus verliehen.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Lieber Andreas Kronewitter!

Meine Kollegin und ich haben in den letzten Wochen intensiv gearbeitet. Und zwar an Ihnen. An Ihnen und Ihrer Lebensgeschichte.
In unserem Projekt „A Letter to the Stars“ befassen wir uns mit den Opfern, die der Nationalsozialismus forderte. Insgesamt waren es 65.000, und Sie waren einer von ihnen.
Alles begann damit, dass wir im Februar 2003 Ihren Namen zugeteilt bekamen. Am Anfang waren wir noch etwas unbeholfen und wussten nicht genau, wie wir die ganze Sache angehen sollten. Doch schon bald änderte sich dies. Im Telefonbuch suchten wir jene Personen heraus, die den gleichen Nachnamen tragen wie Sie. Schon bald kamen wir mit Ihrem Sohn, Wilhelm Kronewitter, in Verbindung. Nachdem wir ihn kurz über unser Projekt aufklärten, war er sehr offen und bereit mit uns über Ihr Leben zu sprechen. Bald kam es zu einem Treffen mit ihm und seiner Frau. Wir durften in verschiedenen Briefen lesen, in Büchern blättern und an seinen persönlichen Erfahrungen teilhaben. Wir waren sehr aufmerksam und haben versucht uns in die Situation hineinzuversetzen. Es war uns ebenfalls gestattet einen Brief Ihres Zellengenossen, adressiert an Ihre Frau, zu lesen, welcher uns sehr interessierte. In diesem Brief beschrieb er Ihren aufrichtigen Charakter, Ihren Fleiß und die großen Sorgen, die Sie sich um Ihren Sohn machten.
Natürlich unterscheidet sich mein Leben grundlegend von Ihrem, ich denke jedoch, dass es uns trotzdem gelungen ist, uns vorzustellen, wie Sie die Zeit in Gefangenschaft erlebt haben.
Es ist tragisch, was Ihnen und Tausenden anderen wiederfahren ist. Dieses Projekt soll einen Beitrag dazu leisten, dass Menschenmissachtung und Rassenhass, besonders in dieser Form, auf keinen Fall mehr geschehen. Es liegt uns am Herzen mit unserem Projekt ein Zeichen zu setzen und zu symbolisieren, dass wir gegen den Hitlerfaschismus und gegen Rassenhass sind.
Wir hoffen mit unserem Projekt Erfolg zu haben und auf allgemeines Interesse zu stoßen. Hoffentlich werden einigen Leuten die Augen geöffnet, und es denken mehr Menschen über die damalige Zeit des Krieges nach und lernen die wichtigen Dinge in ihrem Leben zu schätzen. Eine Zeit in Frieden und Freiheit.

Mit vielen herzlichen Grüßen.
Ihre Kathi Große-Ophoff und Silke Perstling.

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Brief an die Zukunft

Nach all den Arbeiten an unserem Projekt ist uns einiges über diese Zeit bewusst geworden. Anfangs konnten wir gar nicht richtig begreifen, wie entsetzlich diese Dinge vor sich gingen. Wir wussten, dass all dies sehr schrecklich war, aber nach den persönlichen Erfahrungen konnten wir uns einfach besser in die Situation hineinversetzen.
Die Meinungen über dieses Projekt waren innerhalb der Klasse sehr verschieden. Einige waren eigentlich gar nicht richtig daran interessiert, sich auf die Arbeit dieses Projektes zu konzentrieren. Viele aber waren von der Idee angetan, sich mit dieser Zeit zu befassen und mehr über die damalige Situation und die Personen zu erfahren.
Wir bearbeiteten das Thema zuerst im Geschichteunterricht um schon einen kleinen Eindruck über die Lebensumstände und die Entstehung des Nationalsozialismus zu bekommen. So waren wir letztendlich sehr gut auf die Projektarbeiten vorbereitet.
Ich denke, dass das Projekt einen wesentlichen Teil dazu beigetragen hat, dass vielen Mitschülern bewusst geworden ist, dass sie glücklich sein können über das was sie haben.
Viele fragten sich natürlich: „Wozu?“
Der Sinn des Projektes liegt meiner Meinung nach darin, ein Denkmal zu setzen und verständlich zu machen, dass wir eine Gemeinschaft sind, die sich gegen den Hitler-Faschismus und für ein menschengerechtes Leben ohne Rassenhass einsetzt.
Natürlich werden wegen unserer Projektarbeit nicht alle Menschen, die traurigerweise den Hitler-Faschismus immer noch für gut heißen, ihre Meinung ändern. Ich denke aber, je größer die Anzahl der Gegner des Nationalsozialismus ist, umso mehr können wir diejenigen stärken, die täglich von Rassenhass betroffen sind.
Es ist meiner Meinung nach also nicht nur ein Abschied oder Gedenken der Opfer, die unter Hitler in den KZs gestorben sind, sondern auch ein Zeichen für die Zukunft, welches den Menschen die Augen öffnen soll.
Denn nur wer sich nicht verschließt, sondern offen seine Meinung gegen Menschenverachtung ausspricht, kann dazu beitragen, so etwas in Zukunft zu verhindern.

Große-Ophoff Kathi
Silke Perstling
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