Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Moritz Weinberger verfügbar:

geboren am 02.05.1918 in
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Theresienstadt am 11.01.1943
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Leni, 19 Jahre, HLA f.Land-&Ernährungswi. Graz, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Weinberger Moritz wurde am 02.05.1918 geboren. Seine letzte Wohnadresse
kennen wir nicht. Er wurde am 11.01.1943 nach Theresienstadt deportiert.
Von dort wurde er mit dem Transport DI am 06.09.1943 nach Auschwitz
transportiert. Eine letzte Wohnadresse ist leider nicht angegeben.
Näheres im Brief an das Opfer!
DIE DEPORTATIONEN NACH THERESIENSTADT

Theresienstadt, die Ende des 18. Jahrhunderts von Kaiser Josef II.
gegründete Garnisonsstadt, war während der Zeit des Nationalsozialismus
Gefängnis und Ghetto. Nordwestlich von Prag gelegen, diente die kleine
Festung als Gestapogefängnis, während in der großen Festung ein Ghetto
für 140.000 Jüdinnen und Juden eingerichtet wurde, die meist aus Böhmen
und Mähren, aber auch aus dem "Deutschen Reich", Österreich, den
Niederlanden und Dänemark stammten. Das Ghetto unterstand der
Zentralstelle für jüdische Auswanderung in Prag und diese wiederum dem
Reichssicherheitshauptamt (RSHA). Bewacht von tschechischen Gendarmen,
wurde das Ghetto von der SS verwaltet und von den Österreichern
Siegfried Seidl (November 1941-Juli 1943), Anton Burger (Juli
1943-Februar 1944) und Karl Rahm (Februar 1944-Mai 1945) geleitet.
In Theresienstadt sollten die Jüdinnen und Juden aus dem "Protektorat
Böhmen und Mähren" und prominente Jüdinnen und Juden, d. h. jene mit
Kriegsauszeichnungen oder internationaler Bekanntheit, aus Deutschland
und Österreich konzentriert und von dort aus allmählich in die
Vernichtungslager deportiert werden. Die Menschen im Ghetto lebten in der
ständigen Angst vor der Deportation in eines der Vernichtungszentren
Treblinka, Auschwitz und Maly Trostinec. Gleichzeitig waren die Lebens-
und Arbeitsbedingungen denkbar schlecht. Auch in Theresienstadt gab es
einen von der SS eingesetzten Ältestenrat mit den einander folgenden
Vorsitzenden Jakob Edelstein, Paul Eppstein und Benjamin Murmelstein.
Sie wurden gezwungen, die Listen für die Deportationen
zusammenzustellen,die Verteilung von Nahrung, Kleidung und Arbeit
vorzunehmen und die Ordnung aufrechtzuerhalten. Als Ende 1943 die ersten
Tatsachen über die Vernichtungsstätten weltweit bekannt wurden, beschloß
die nationalsozialistische Führung, dem Internationalen Komitee vom
Roten Kreuz (IKRK) einen Besuch in Theresienstadt zu gestatten. In
Vorbereitung dieses Ereignisses wurden Tausende Häftlinge nach Auschwitz
deportiert, um die Überbelegung des Ghettos zu reduzieren. Der
IKRK-Delegation wurde im Juli 1944 die potemkinsche Fassade einer
normalen Stadt vorgeführt, mit Scheingeschäften, Kaffeehäusern,
Kindergärten, einer Schule und sogar einer Bank. Dieser Besuch änderte
nichts an der Realität des Ghettos. Hunger, fehlende sanitäre
Einrichtungen, mangelhafte Kleidung forderten zahlreiche Todesopfer. Von
den ca. 140.000 Menschen, die nach Theresienstadt deportiert wurden,
starben 33.000 im Ort, 88.000 wurden in die Vernichtungsstätten gebracht
und dort ermordet. 19.000 waren noch am Leben, als das Ghetto am 20.
April 1945 befreit wurde.Aus Österreich wurden zwischen Juni und Oktober
1942 in 13 Großtransporten (mit den Transportnummern 28 bis 31, 33 bis
35, 37, 38, 40, 42, 43 und 45) und mehreren kleineren Transporten ca.
15.172 Jüdinnen und Juden nach Theresienstadt deportiert.Von den
Deportierten aus Wien wurden ungefähr 7.500 nach ihrem späteren
Weitertransport in Vernichtungslagern ermordet. Über 6.200 Wiener
Jüdinnen und Juden starben im Ghetto Theresienstadt an den Entbehrungen
und den dadurch verursachten Krankheiten.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Lieber Moritz Weinberger!

Ich habe dich ausgewählt, weil ich einen für mich besonderen Namen wählen wollte.
Die Recherchen über dich waren nicht einfach, du bist ein fast unbeschriebenes Blatt.
Du wurdest am 02.Mai 1918 im Sternzeichen des Stieres geboren und wurdest nur 25 Jahre alt. Im Internet konnte ich herausfinden, dass dein Beruf Buchbinder war und du in Ungarn zur Welt kamst.
Du wurdest am 11. Jänner 1943 nach Theresienstadt, nordwestlich von Prag deportiert, welches zur Zeit des Nationalsozialismus als Gefängnis und Ghetto galt. Du musstest mit der ständigen Angst vor einer Deportation in eines der Vernichtungszentren gebracht zu werden leben.
Am 6. September 1943 war es soweit, deine wohl schlimmsten Befürchtungen wurden war: du wurdest in das KZ Auschwitz transportiert.
Deinen Todestag weiß ich leider nicht. Du bist wahrscheinlich mit vielen deiner „Mitleider“ in die Gaskammer gepfercht worden, ohne zu wissen, was dich erwartet. Ausgehungert, gequält, frierend. Für mich unvorstellbare Qualen, die ich meinem schlimmsten Feind nicht wünschen würde. Aber vielleicht war dein Tod eine Erlösung von deinen Qualen, die du vielleicht noch länger erleiden hättest müssen. Vielleicht gibt es wirklich einen Himmel, einen Ort, an dem es keinen Hass, kein Leid, keine Angst und keinen Krieg gibt. Falls du diesen Brief irgendwie doch von dort oben lesen kannst, bitte ich dich meinen Vater zu grüßen!

Vielleicht lerne ich dich in einem anderen Leben kennen, wer weiß!

Mit freundlichen Grüßen von der Erde, auf der traurigerweise manche Menschen den Begriff „Rassismus“ noch immer nicht aus ihrem Wortschatz streichen können!
Leni

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Die Recherchen über mein Opfer waren erschreckend. Theresienstadt muss ein schrecklicher Ort gewesen sein. Von 140.000 Menschen, die dorthin deportiert wurden, starben schon 33.000 am Ort. 88.000 wurden weitertransportiert in die Konzentrationslager. Welche Qualen diese Menschen erleiden mussten, ist für die Menschen der heutigen Zeit unvorstellbar. Auschwitz, Monowitz oder Mauthausen sind Orte, die uns heute nur mehr erahnen lassen, welche Grausamkeit dort vorherrschte. Wir schreiben das Jahr 2003. Die Jahre 1940 bis 1945 sind für viele von uns Geschichte, die nicht erlebt wurde. Und doch was sind 60 Jahre? Die Zeiten haben sich zwar geändert, aber Rassismus und Religionskonflikte sind noch immer aktuelle Themen. Grausamkeit und Gewalt kommt aber auch in kleinen Kreisen vor, dort, wo sie entspringt, in unseren Familien. Ich wünsche mir für die Zukunft, dass es mehrere Projekte dieser Art geben sollte, damit sich mehr Menschen damit beschäftigen. Zu glauben, irgendwann auf der Welt gibt es keinen Krieg und keinen Hass, ist naiv. Aber trotzdem muss man bei sich selber anfangen und Vorurteile abbauen, denn wir sind die Zukunft und wir sollten auch unseren Kindern einmal davon erzählen, dass diese Ungerechtigkeit nicht in Vergessenheit gerät. Man sagt zwar, dass sich Geschichte immer wieder wiederholt, aber in diesen Fall hoffe ich, dass die Menschheit aus ihren Fehlern gelernt hat. Jeder Mensch ist gleich viel wert und kein Mensch hat das Recht, einen anderen Menschen zu töten!

Leni

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