Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Eveline Anna Loerber verfügbar:

geboren am 12.07.1943 in St. Martin de Vesubie
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Borgo S. Dalmazzo via Drancy nach Auschwitz nach am 21.11.1943
gestorben in Auschwitz am 10.12.1943
Die Recherche wurde von Aline, 14 Jahre, HS Ottensheim, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Eveline Anna wurde am 12.07.43 in St.Martin de Vesuby, Südfrankreich geboren. Ihre Eltern Oskar und Eugenia sind dorthin aus Wien geflohen. Eveline hat auch noch eine dreijährige Schwester. Mit nur zwei Monaten war sie bereits wieder auf der Flucht. Die Familie wurde auf der Flucht in Borgo S. Dalmazzo erwischt und verhaftet. Am 21.11.1943 wurde sie nach Auschwitz deportiert. Dort starb sie kurze Zeit später am 10.12.1943, am selben Tag wie ihre Schwester. Sie wurden sicher vergast.

Wir wissen über das kleine Mädchen nur sehr wenig, denn die Familie war ständig auf der Flucht vor den Nazis. Aber wir haben einiges über ihre Eltern und anderen Verwandten herausgefunden:

Ihre Mutter hieß als Mädchen Eugenia Hirschhaut, sie war Angestellte und lebte in Wien. Am 16. September heiratete sie den Rechtsanwalt Oskar Lorber. Gemieinsam wohnten die Eltern in Wien 1, Salztorgasse 2. Aber bereits im Sommer 1939 war die Familie nicht mehr in Wien. Vielleicht wusste Eugenia damals schon, dass sie ein Kind bekommen wird. Vermutlich fliehen die beiden nach Frankreich, wo Eugenia dann ihre erste Tochter Alice zur Welt bringt.

Der Vater von Eveline war Rechtsanwalt, er überlebt die Schrecken des Holocaust in einigen Lagern und verliert seine Frau, seine beiden kleinen Töchter, seine Mutter und seinen Bruder!

Die Großeltern, die die kleine Eveline nie kennenlernen wird waren:
Chaje Ruchel Rosa Lorber, starb am 7. 10. 1942 in Theresienstadt, gleich nach ihrer Deportation dorthin.
Abraham Hirschhaut (Vater ihrer Mutter)
Blima Hirschhaut (Mutter ihrer Mutter)
Grete Hirschhaut (Schwester ihrer Mutter)
Nate Lorber (Bruder des Vaters, am 20.10.1939 nach Nisko deportiert, kommt nie mehr wieder)

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Eveline Lorber!

Du warst ein unschuldiges Kind von vier Monaten, als du Hitlers Schergen in die Hände fielst!
Deine Eltern hatten alles versucht, um euch zu retten. Deshalb waren sie seit dem Jahr 1939 auf der Flucht vor den Nazis. Vorher lebten sie in Wien 1, in der Salztorgasse 4, wahrscheinlich führten sie ein normales, ruhiges Leben. Dein Vater, Oskar Loerber war Rechtsanwalt, deine Mutter Eugenia Angestellte. Sie haben am 16. September 1934 geheiratet. Beide stammten aus einer jüdischen Familie und das war auch der Grund, warum sie sich nach dem Anschluss Österreichs ans Großdeutsche Reich in Wien nicht mehr sicher fühlen konnten. Sie flüchtetet, wie so viele andere Juden auch, in das vermeintlich sichere Frankreich. Schon im Sommer 1939 waren sie nicht mehr in Wien.
Am 15.6.1940 kommt deine Schwester Alice in Nizza auf die Welt. Aber auch dort mussten die Eltern weg, denn du bist drei Jahre später am 12.7.1943 in St. Martin de Vesuby zur Welt gekommen.
Aus welchem Grund auch immer, flohen die Eltern mit euch Kindern über die Grenze nach Italien, du warst gerade drei Monate alt! In Borgo S. Dalmazzo (Italien) wurdet ihr von den Nazis gefasst. Welch schlimmer Moment muss das für deine Eltern gewesen sein!
Ich hoffe, dass deine Schwester das Ausmaß der Verhaftung nicht ermessen konnte, aber die Angst, die habt ihr sicher gespürt.
Ihr wurdet über Drancy (Sammellager) weiter nach Auschwitz gebracht, wo du und deine Schwester sofort vergast worden seid. Euer Todestag ist der 10.12.1943. Ich hoffe, du konntest in den Armen deiner Mutter sterben, ich hoffe, du hattest keine Angst dabei.
Es ist für mich das Schrecklichste, unschuldige Kinder zu töten, Menschen zu töten, nur weil sie eine andere Religion haben, weil sie einer anderen Rasse angehören!
Dein Vater hat alles überlebt und musste mit dem schweren Schicksal, seine Frau, seine beiden kleinen Töchter, seine Mutter und seinen Bruder verloren zu haben, weiterleben - welch schreckliche Wut, welch fürchterlichen Schmerz muss er empfunden haben!

Seit wir deinen Namen in der Liste der jüdischen Opfer gelesen haben, denken wir immer wieder an dich, an das kleine, unschuldige, nur vier Monate alte Mädchen, das ständig auf der Flucht doch noch den Nazis in die Hände gefallen ist und von ihnen getötet wurde.
Wir denken und beten für dich.

Deine Aline Seyr

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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