Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Elisabeth Schidloff verfügbar:

geboren am 04.01.1929 in
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Theresienstadt am 22.07.1942
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Klasse 4SpM, 14 Jahre, HS Zwettl, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Elisabeth Schidloff wurde am 4 Jänner 1929 in Zwettl geboren. Ursprünglicher hieß sie Lieserl und so wurde sie auch immer genannt. Ihre Eltern waren Robert und Emma Schidloff (geborene Böhm). Ihr Vater wurde 1888 geboren und heiratete 1920 Emma Böhm. Sein Beruf war Essig-, Spirituosen- und Likörerzeuger. Er war der älteste Sohn von Adolf und Mathilde Schidloff und übernahm 1921 den Betrieb.
Das Ehepaar Robert und Emma Schidloff hatte drei Kinder: Ernestine, geb.1922, gestorben 1930, Elisabeth und Kurt Adolf geb.1932 (?) gestorben 1932. Die Familie wohnt im Haus Hauptplatz 17. Die Schidloffs waren Juden, die seit 1856 in Zwettl ansässig waren.
Elisabeth Schidloff besuchte ab 16.September 1935 die erste Klasse der Privatvolksschule im Institut der Schulschwestern und wird als sehr gut begabtes, fleißiges, lebhaftes aber in den Handarbeiten nicht besonders geschicktes Kind beschrieben.
Robert und Emma mussten noch im Mai 1938 ihr Haus verkaufen, als Käufer trat die Sparkasse auf. Der Kaufpreis von 26.667 RM wurde auf ein Sperrkonto gelegt, und die Familie konnte pro Tag nur 5 RM beheben. Die Familie übersiedelte in das Haus von Onkel Eduard (Hauptplatz 17), der dieses ebenfalls 1939 an die Sparkasse verkaufen musste. Am 23.März 1939 zogen die Schidloffs nach Wien. Robert Schidloff, er musste sich nun Robert Israel nennen, suchte im April 1941 bei der Gemeinde Zwettl um eine Bestätigung über seine berufliche Tätigkeit an. Wahrscheinlich wollte er mit seiner Familie auswandern, doch das konnte er nicht realisieren. Am 22.Juli 1942 wurde die Familie Schidloff in das KZ Theresienstadt in Böhmen gebracht. Eduard und Robert Schidloff verstarben dort. Emma und Elisabeth wurden am 15. Mai 1944 nach Auschwitz transportiert, wo sich ihre Spuren verliert.
Man weiß nur, dass bis zum 18. Mai und zwischen 28. September und 28. Oktober 1944 in mehreren Transporten 35 972 Menschen von Auschwitz in das Lager Auschwitz-Birkenau gebracht wurden. Zwischen dem 10. und 12. Juli 1944 wurden viele von ihnen in den Gaskammern ermordet. Nur wenige überlebte. Lieserl Schidloff war nicht unter den Überlebenden.
Wir stützen unsere Recherchen vor allem auf bereits vorhandene Arbeiten über ehemals in Zwettl lebende Juden, konnte aber auch mehrere Zeitzeugen interviewen. Es war uns weiters möglich, erstmals ein Foto aufzutreiben, das Lieserl Schidloff in der Zeit 1935/36 zeigt.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Lieserl!

In Zwettl hat sich sehr viel geändert seit du fort musstest. Man hat dich aber nicht vergessen. Hier reden die Leute noch immer sehr gut über dich. Erst vor kurzem haben wir mit zwei Menschen gesprochen, die dich gekannt haben. Sie haben gesagt, dass du ein sehr braves und ruhiges Mädchen und eine gute Schülerin warst. Sie haben von Erlebnissen mit dir erzählt.
Es ist für uns unvorstellbar, dass Menschen verfolgt und ermorden werden, die gar nichts verbrochen haben. Wir wissen nicht wirklich, was mit dir passiert ist, aber wir denken, es muss für dich furchtbar gewesen sein. Wir hoffen, wo immer du bist, dass es dir gut geht! Liebe Grüße
die Schülerinnen und Schüler der 4SpM der SHS Zwettl

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Brief an die Zukunft

Wir wünschen uns von der Zukunft, dass es keine Kriege gibt, weil diese keine Probleme lösen, sondern nur neue schaffen. Wir möchten, dass keine Menschen wegen ihrer Abstammungen, Religion oder politischen Einstellung diskriminiert oder verfolgt werden. Alle Menschen sind gleich und alle sollten friedlich miteinander leben können. Wir finden es ungerecht, dass manche Menschen leiden und hungern, während andere in Luxus leben.

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