Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Hermine Abeles verfügbar:

geboren am 13.11.1889 in
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Wlodawa am 27.04.1942
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Alex, 14 Jahre, BG/BRG Purkersdorf, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Grundlagen der Recherche:
Dr.Karl Brousek, Historiker im BMBWK, wo auch mein Vater beschäftigt ist, leitete mein Anliegen um Unterlagen an Herrn Dr.Exenberger weiter, der im Dokumentationsarchiv des Österreichischen Widerstandes tätig ist.
Auf sein Anraten recherchiere ich im Internet im Bezirksmuseum Landstraße sowie unter der Internetadresse http://www.Wlodawa1.html.
Im Bezirksmuseum fand sich eine Deportationskartei mit den Geburtsdaten, Wohnadresse und Deportationsdatum der jüdischen Opfer Hermine und Heinrich ABELES.


Ich, Alexander Brunner, beschreibe hier die auffindbaren Spuren einer jüdischen Frau, die am 13. November 1889 geboren wurde und HERMINE ABELES hieß. Sie war mit Heinrich ABELES (geboren am 10. November 1877) und 19 weiteren Personen zuletzt in einer „Sammelwohnung“ im 3. Bezirk in Wien, Geologengasse 1 wohnhaft, ehe die Deportation nach Polen erfolgte. Ob Heinrich Abeles ihr Ehemann oder ein Verwandter war, läßt sich nicht sagen.

Die Geburtsjahre dieser beiden jüdischen Menschen haben auch für mich Bedeutung: 100 Jahre nach Heinrich Abeles wurde meine Schwester geboren, und 100 Jahre nach Hermine Abeles wurde ich geboren, als freie Menschen, in Wohlstand lebend, aber doch auch in einer friedlosen Zeit.


Am 27. April 1942 bestiegen Hermine und Heinrich Abeles um 19.11 Uhr zusammen mit 1.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern einen Zug am Wiener Aspangbahnhof mit dem Ziel Wlodawa. Wlodawa ist eine polnische Kleinstadt im Distrikt Lublin, ca. 100 km östlich der Distriktshauptstadt und 11 km nördlich des Lagers Sobibor. Das Konzentrationslager Sobibor war ein Vernichtungslager in der Nähe des gleichnamigen Dorfes und der Eisenbahnstation Sobibor.
Wlodawa beherbergte eine große jüdische Gemeinde und zu Kriegsbeginn waren von ca. 10.000 Einwohnern 7.000 Juden.

Seit dem Frühjahr 1942 stieg die Zahl der jüdischen Bevölkerung in Wlodawa durch Deportierte aus dem „Deutschen Reich“ beträchtlich an. Die Lebensverhältnisse im Ghetto waren, nach den wenigen Augenzeugenberichten zu schließen, äußerst schwierig. Lediglich jene arbeitsfähigen Männer, die vom Wasserwirtschaftsamt Cholm bei Entwässerungs- und Flussregulierungsarbeiten eingesetzt wurden, erhielten zumindest eine gewisse minimale Verpflegung und Entlohnung. Die Zahl dieser Arbeiter betrug schließlich bei der Liquitation des Ghettos ca. 1500 Mann.

Zwischen dem 22. und 24. Mai 1942 kam es im Ghetto Wlodawa zur ersten „Judenaktion“. 500 alte und arbeitsunfähige Juden, der größere Teil aus Wlodawa stammend, aber auch Deportierte aus dem „Deutschen Reich“ wurden vom Sicherheitsdienst der SS unter Mithilfe einheimischer Hilfstruppen festgenommen und nach Sobibor gebracht. Bei dieser „Aktion“ kam es bereits in Wlodawa zu einem Massaker mit einer beträchtlichen Zahl von Opfern.

Eine weitere „Aktion“ im Sommer 1942 richtete sich gegen jüdische Kinder im Alter zwischen 10 und 14 Jahren. Teils unter Anwendung von Gewalt wurden mehr als 100 Kinder von ihren Eltern getrennt und in das Vernichtungslager Sobibor gebracht. Im Oktober 1942 wurde die Auflösung des Ghettos in Angriff genommen. Angehörige des SD (Sicherheitsdienst), der Gendarmerie, der Schutzpolizei und einheimische Hilfskräfte aus dem Lager Trawniki begannen in den frühen Morgenstunden des 24. Oktober 1942, die jüdische Bevölkerung Wlodawas festzunehmen. Mehr als 6000 Juden, z.T. auch aus den Arbeitslagern in der Umgebung, wurden auf dem Sportplatz zusammengetrieben und zum Bahnhof gebracht. Dort wurde 500 Arbeitskräfte freigestellt, alle anderen wurden zur Ermordung nach Sobibor transportiert.

Anfang November 1942 wurden auch diese „Arbeitsjuden“ zur Deportation eingeteilt, wobei ein Teil dieses Transports von der SS angesichts mangelnder Transportkapazitäten bereits auf dem Bahnhof ermordet wurde.

In Sobibor wurden insgesamt 250.000 Juden aus den verschiedensten Ländern ermordet. Später wurde die Massengräber geöffnet und ihre Leichen verbrannt.

Von den 1000 nach Wlodawa deportierten österreichischen Juden überlebten drei Personen.

Es gibt keinen Beweis dafür oder dagegen, daß Hermine und Heinrich ABELES zu jenen 3 Personen gezählt haben könnten, die überlebten.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Frau Abeles!

Erlauben Sie mir, daß ich den Menschen im Jahr 2003 von Ihrem Schicksal berichte, damit es nicht in Vergessenheit gerät. Ich habe alles aufgeschrieben, was ich im Archiv des Österreichischen Widerstandes und im Internet zu Ihrer Person und zu den Schauplätzen in Polen gefunden habe:

Geboren am 13. November 1889. Sie wohnten zuletzt mit Heinrich ABELES (geboren am 10. November 1877) und 19 weiteren Personen in einer „Sammelwohnung“ im 3. Bezirk in Wien, Geologengasse 1, ehe die Deportation nach Polen erfolgte. Ob Heinrich Abeles Ihr Ehemann oder ein Verwandter war, weiß ich nicht.

Ihr Geburtsjahr und das von Heinrich Abeles haben auch für mich Bedeutung: 100 Jahre nach Heinrich Abeles wurde meine Schwester geboren, und 100 Jahre nach Ihnen wurde ich geboren, als freie Menschen, in Wohlstand lebend, aber doch auch in einer friedlosen Zeit und die Menschen sind noch immer nicht fertig mit der Aufarbeitung der Vergangenheit.


Am 27. April 1942 mußten Sie und Heinrich Abeles um 19.11 Uhr zusammen mit 1.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern einen Zug am Wiener Aspangbahnhof mit dem Ziel „Wlodawa“ besteigen. Sie gingen nicht freiwillig. Wlodawa ist eine polnische Kleinstadt im Distrikt Lublin, ca. 100 km östlich der Distriktshauptstadt und 11 km nördlich des Lagers Sobibor. Das Konzentrationslager Sobibor war ein Vernichtungslager in der Nähe des gleichnamigen Dorfes und der Eisenbahnstation Sobibor.
Wlodawa beherbergte eine große jüdische Gemeinde und zu Kriegsbeginn waren von ca. 10.000 Einwohnern 7.000 Juden.

Seit dem Frühjahr 1942 stieg die Zahl der jüdischen Bevölkerung in Wlodawa durch Deportierte aus dem „Deutschen Reich“ beträchtlich an. Die Lebensverhältnisse im Ghetto waren, nach den wenigen Augenzeugenberichten zu schließen, äußerst schwierig. Lediglich jene arbeitsfähigen Männer, die vom Wasserwirtschaftsamt Cholm bei Entwässerungs- und Flussregulierungsarbeiten eingesetzt wurden, erhielten zumindest eine gewisse minimale Verpflegung und Entlohnung. Die Zahl dieser Arbeiter betrug schließlich bei der Liquitation des Ghettos ca. 1500 Mann.

Zwischen dem 22. und 24. Mai 1942 kam es im Ghetto Wlodawa zur ersten „Judenaktion“. 500 alte und arbeitsunfähige Juden, der größere Teil aus Wlodawa stammend, aber auch Deportierte aus dem „Deutschen Reich“ wurden vom Sicherheitsdienst der SS unter Mithilfe einheimischer Hilfstruppen festgenommen und nach Sobibor gebracht. Bei dieser „Aktion“ kam es bereits in Wlodawa zu einem Massaker mit einer beträchtlichen Zahl von Opfern.

Eine weitere „Aktion“ im Sommer 1942 richtete sich gegen jüdische Kinder im Alter zwischen 10 und 14 Jahren. Teils unter Anwendung von Gewalt wurden mehr als 100 Kinder von ihren Eltern getrennt und in das Vernichtungslager Sobibor gebracht. Im Oktober 1942 wurde die Auflösung des Ghettos in Angriff genommen. Angehörige des SD (Sicherheitsdienst), der Gendarmerie, der Schutzpolizei und einheimische Hilfskräfte aus dem Lager Trawniki begannen in den frühen Morgenstunden des 24. Oktober 1942, die jüdische Bevölkerung Wlodawas festzunehmen. Mehr als 6000 Juden, z.T. auch aus den Arbeitslagern in der Umgebung, wurden auf dem Sportplatz zusammengetrieben und zum Bahnhof gebracht. Dort wurde 500 Arbeitskräfte freigestellt, alle anderen wurden zur Ermordung nach Sobibor transportiert.

Anfang November 1942 wurden auch diese „Arbeitsjuden“ zur Deportation eingeteilt, wobei ein Teil dieses Transports von der SS angesichts mangelnder Transportkapazitäten bereits auf dem Bahnhof ermordet wurde.

In Sobibor wurden insgesamt 250.000 Juden aus den verschiedensten Ländern ermordet. Später wurden die Massengräber geöffnet und ihre Leichen verbrannt.
Von den 1000 nach Wlodawa deportierten österreichischen Juden überlebten nur drei Personen.

Da es aber keinen Beweis dafür gibt, daß Sie und Heinrich ABELES nicht zu jenen 3 Überlebenden gezählt haben, wünsche ich mir von Herzen, daß Sie beide es waren, die dieser Hölle entrinnen konnten. Vielleicht war es für Sie möglich, „danach“ ein halbwegs normales Leben zu führen, aber vielleicht haben Sie ein ganzes Leben lang an den Erinnerungen gelitten.

Wie auch immer, wir werden Sie nicht vergessen!


Ihr Alexander

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Zurück zur Übersicht