Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Elfriede Grünberg verfügbar:

geboren am 01.04.1929 in Wels, OÖ
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Maly Trostinec am 09.06.1942
gestorben in Maly Trostinec am 15.06.1942
Die Recherche wurde von Franziska, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Seit einigen Jahren müssen die Grünbergs mit einem immer größer werdenden Antisemitismus kämpfen. Seit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich hatte sich die Situation erheblich verschlechtert. Obwohl das Leben als Jude in Oberösterreich leichter ist, als in Wien, wo der Antisemitismus am ausgeprägtesten in Österreich ist.
Aber trotzdem bekommen auch die Juden in Wels die Macht und die Auswüchse des Nationalsozialismus zu spüren. Die Mitglieder der Familie Grünberg ziehen 1920 von Rumänien nach Wels.
Hungerkatastrophen, die grassierende Inflation und die damit steigenden Preise bewirkten in den Leuten zu dieser Zeit eine Bildung eines Hasses. Sie müssen diesen gegen jemanden richten und auch in den Welser Zeitungen ("Welser Zeitung" & "Welser Anzeiger") werden immer wieder beleidigende und aufhetzerische Parolen abgedruckt.
Die Wirtschaft ist noch geschwächt vom 1. Weltkrieg. Die Menschen versuchen verzweifelt die Städte wieder aufzubauen. Mütter suchen ihre Männer, ihre Söhne und Väter. Doch manche kehren nie wieder zurück. Das Leben ist schwer und jeder muss um sein Überleben und das seiner Familie hart kämpfen.
Doch wem soll man daran die Schuld geben? Es muss doch Schuldige für das ganze Unglück, für den Hunger und die Not geben!
Die Juden haben doch alle die "am besten bezahlten" Berufe. Die haben Geld, schlemmen und wissen schon gar nicht mehr wohin mit dem Geld, während die alt eingesessenen Leute, die an einen wahren Gott glauben, hungern und frieren! Sie kommen aus dem Ausland, aus Ländern, in denen sie nichts hatten, um bei uns reich zu werden.
So oder ähnlich sind die Gedanken der Bevölkerung. Der Schuldige ist gefunden - die Juden. Hatten sie schon Schuld an der Pest, wurden immer wieder im Laufe der Geschichte für allerlei Leid verantwortlich gemacht, so schob man ihnen auch dieses Mal wieder den Schwarzen Peter zu.
Die "Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschösterreich", die sich offen zum Antisemitismus bekennt, wird in Wels langsam aber sicher aktiv und mächtiger.

Max und Ernestine Grünberg finden eine gewisse Verschlossenheit und Distanz in so manchen Welser Bürgern vor, als sie am 8.1.1920 nach Wels kommen. Sie ziehen in die Wohnung 19a in einem Haus in der Hans-Sachs-Straße.
Max war am 24.8.1889 in Solonetz in Rumänien als Sohn von Chaim und Schendel geboren worden und erlernte den Beruf des Kaufmanns. Seine Frau Ernestine wurde am 8.3.1897 in Sireth, ebenfalls in Rumänien, geboren. Das erste Kind der beiden war Albin 1913, dann folgte Rosa 1914 und 1920 Norbert. Erwin ist ihr erstes Kind, das in dem neuen, noch unbekannten Land Österreich geboren wird. Er erblickt am 3.9.1922 das Licht der Welt.
Im selben Jahr zieht Ernestines Schwester Klara, die am 20.2.1899 ebenfalls wie Ernestine in Sireth geboren wurde, zu ihnen und lebt von diesem Zeitpunkt gemeinsam mit den anderen Mitgliedern der Familie Grünberg. Am 1.4.1929 wird Elfriede als letztes Kind von Max und Ernestine geboren.
Die Grünbergs sind jüdischen/mosaischen Glaubens und sie gehören der KG. Linz an. In Wels besteht keine eigene Kultusgemeinde und es gibt auch keine Synagoge. Die gläubigen Welser Juden müssen sich entweder nach Linz oder nach Steyr (zweit größte Kultusgemeinde Oberösterreichs nach Linz) ausrichten.

Die antisemitische Stimmung wird immer stärker. Die deutsch-nationalen Parteien erreichten in Wels bei Landtagswahlen sogar ca. 30%, was extrem hoch ist im Vergleich zu dem Landesdurchschnitt mit ca. 20%. Allein die NSDAP ("Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschösterreich") erreichte ca. 8% (Vgl. 3,4% im gesamten Land).

Trotzdem macht Rosa 1933 ihre Matura am BRG Wels, obwohl es sicher nicht leicht ist für sie sich in einer Welt, die ganz offen gegen ihren eigenen Glauben und ihre Überzeugung arbeitet, durchzusetzen und nicht aufzugeben.
Am 4.1.1936 zieht die ganze Familie Grünberg um in die Magazinstraße 14. Im selben Jahr übersiedelt Rosa nach Israel. Dies muss vor dem 5. März passiert sein, da zu diesem Zeitpunkt eine Wohnungsliste erstellt wurde und Rosa in dieser nicht mehr aufscheint. Nach dieser Wohnungsliste wohnen fünf Personen in dem Haushalt: Max, Ernestine, Elfriede, Erwin und Klara.
Rosa überlebt die Zeit des Nationalsozialismus und bleibt in Israel, wo sie heiratet und den Namen Rachel annimmt. Rosa Rachel stirbt am 28.9.1992 in Jerusalem.
Es ist (noch) unklar, was mit den anderen Kindern von Max und Ernestine passiert ist. Es ist von Albin und von Norbert nur das Geburtsjahr bekannt. Ihr weiterer Verbleib lässt Platz für Vermutungen. Sie könnten in Rumänien noch als Babys gestorben seien, an Krankheiten erlegen. Oder haben sie es geschafft vor dem Nationalsozialismus zu fliehen und in einem anderen Land unterzutauchen? Am wahrscheinlichsten ist trotzdem, dass sie bei der Geburt oder im Kleinkindalter aus irgendwelchen Gründen gestorben sind, da von ihnen kein genaues Geburtsdatum nur das Geburtsjahr bekannt ist. Bei allen anderen Mitgliedern der Familie weiß man jedoch das exakte Datum.

Am 27.10.1936 ziehen Max, Ernestine, Erwin, Elfriede und Klara nach Pernau, das zu dieser Zeit noch eine eigene Gemeinde ist. Ihre neue Adresse ist Hochpoint 12. Doch dort bleiben sie nicht lange, denn die Judenfeindlichkeit in der Bevölkerung wächst stetig, doch die Familie Grünberg hat Glück, denn sie finden in der Familie Häuserer gute Freunde, die sie so lange es geht unterstützen! Die Familie Häuserer hat selbst ein schlecht gehendes Holz- und Kohlegeschäft. Trotzdem nehmen sie die Grünbergs bei sich auf und man feiert sogar jüdische Feste zusammen. Doch die Familie Häuserer muss für diese Hilfsbereitschaft büßen. Einer Tochter wird deswegen ein Beruf vorenthalten, nur weil sie "aus einer 100% schwarz-jüdisch gesinnten Familie" stammt.
Hier ein Auszug eines Briefes von Frau Häuserer an Frau Dr. Weinzierl, geschrieben 1969:
"Am Magistrat wussten sie, dass wir die Familie unterstützen, denn ein Polizist hatte mir vorgehalten, weshalb wir die Familie aufgenommen haben, ich gab ihm zu Antwort, weil wir ein christliches Herz haben, er gab mir zur Antwort: wissen Sie das nicht? Dass alle Saujuden verrecken müssen? Merken Sie sich das, das werden Sie mit ihrer Familie büßen müssen."
Am 30.9.1938 muss Max Grünberg nach Wien, Zirkusgasse 11/3/11 ziehen und am 2.5. des darauffolgenden Jahres emigriert er nach Shanghai. Zuvor, nämlich am 25.4.1939 kommt Erwin nach Stockholm. Über das Schicksal von Max und Erwin ist weiter nichts mehr bekannt.

Wahrscheinlich im Jahre 1941 werden die restlichen, noch in Wels gebliebenen Mitglieder der Familie Grünberg nach Wien gebracht, wo man Juden aus ganz Österreich zusammentreibt um sie dann später in die verschiedenen KZs zu deportieren. Ernestine und Elfriede kommen nach Wien II, Blumauergasse 22 und Klara nach Wien, Rotensterngasse 31. Die Wohnungen, in denen man die Juden unterbringt, sind Seit einigen Jahren müssen die Grünbergs mit einem immer größer werdenden Antisemitismus kämpfen. Seit dem „Anschluss“ Österreichs an das Deutsche Reich hatte sich die Situation erheblich verschlechtert. Obwohl das Leben als Jude in Oberösterreich leichter ist, als in Wien, wo der Antisemitismus am ausgeprägtesten in Österreich ist.
Aber trotzdem bekommen auch die Juden in Wels die Macht und die Auswüchse des Nationalsozialismus zu spüren. Die Mitglieder der Familie Grünberg ziehen 1920 von Rumänien nach Wels.
Hungerkatastrophen, die grassierende Inflation und die damit steigenden Preise bewirkten in den Leuten zu dieser Zeit eine Bildung eines Hasses. Sie müssen diesen gegen jemanden richten und auch in den Welser Zeitungen ("Welser Zeitung" & "Welser Anzeiger") werden immer wieder beleidigende und aufhetzerische Parolen abgedruckt.
Die Wirtschaft ist noch geschwächt vom 1. Weltkrieg. Die Menschen versuchen verzweifelt die Städte wieder aufzubauen. Mütter suchen ihre Männer, ihre Söhne und Väter. Doch manche kehren nie wieder zurück. Das Leben ist schwer und jeder muss um sein Überleben und das seiner Familie hart kämpfen.
Doch wem soll man daran die Schuld geben? Es muss doch Schuldige für das ganze Unglück, für den Hunger und die Not geben!
Die Juden haben doch alle die "am besten bezahlten" Berufe. Die haben Geld, schlemmen und wissen schon gar nicht mehr wohin mit dem Geld, während die alt eingesessenen Leute, die an einen wahren Gott glauben, hungern und frieren! Sie kommen aus dem Ausland, aus Ländern, in denen sie nichts hatten, um bei uns reich zu werden.
So oder ähnlich sind die Gedanken der Bevölkerung. Der Schuldige ist gefunden - die Juden. Hatten sie schon Schuld an der Pest, wurden immer wieder im Laufe der Geschichte für allerlei Leid verantwortlich gemacht, so schob man ihnen auch dieses Mal wieder den Schwarzen Peter zu.
Die "Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschösterreich", die sich offen zum Antisemitismus bekennt, wird in Wels langsam aber sicher aktiv und mächtiger.

Max und Ernestine Grünberg finden eine gewisse Verschlossenheit und Distanz in so manchen Welser Bürgern vor, als sie am 8.1.1920 nach Wels kommen. Sie ziehen in die Wohnung 19a in einem Haus in der Hans-Sachs-Straße.
Max war am 24.8.1889 in Solonetz in Rumänien als Sohn von Chaim und Schendel geboren worden und erlernte den Beruf des Kaufmanns. Seine Frau Ernestine wurde am 8.3.1897 in Sireth, ebenfalls in Rumänien, geboren. Das erste Kind der beiden war Albin 1913, dann folgte Rosa 1914 und 1920 Norbert. Erwin ist ihr erstes Kind, das in dem neuen, noch unbekannten Land Österreich geboren wird. Er erblickt am 3.9.1922 das Licht der Welt.
Im selben Jahr zieht Ernestines Schwester Klara, die am 20.2.1899 ebenfalls wie Ernestine in Sireth geboren wurde, zu ihnen und lebt von diesem Zeitpunkt gemeinsam mit den anderen Mitgliedern der Familie Grünberg. Am 1.4.1929 wird Elfriede als letztes Kind von Max und Ernestine geboren.
Die Grünbergs sind jüdischen/mosaischen Glaubens und sie gehören der KG. Linz an. In Wels besteht keine eigene Kultusgemeinde und es gibt auch keine Synagoge. Die gläubigen Welser Juden müssen sich entweder nach Linz oder nach Steyr (zweit größte Kultusgemeinde Oberösterreichs nach Linz) ausrichten.

Die antisemitische Stimmung wird immer stärker. Die deutsch-nationalen Parteien erreichten in Wels bei Landtagswahlen sogar ca. 30%, was extrem hoch ist im Vergleich zu dem Landesdurchschnitt mit ca. 20%. Allein die NSDAP ("Nationalsozialistische Arbeiterpartei Deutschösterreich") erreichte ca. 8% (Vgl. 3,4% im gesamten Land).

Trotzdem macht Rosa 1933 ihre Matura am BRG Wels, obwohl es sicher nicht leicht ist für sie sich in einer Welt, die ganz offen gegen ihren eigenen Glauben und ihre Überzeugung arbeitet, durchzusetzen und nicht aufzugeben.
Am 4.1.1936 zieht die ganze Familie Grünberg um in die Magazinstraße 14. Im selben Jahr übersiedelt Rosa nach Israel. Dies muss vor dem 5. März passiert sein, da zu diesem Zeitpunkt eine Wohnungsliste erstellt wurde und Rosa in dieser nicht mehr aufscheint. Nach dieser Wohnungsliste wohnen fünf Personen in dem Haushalt: Max, Ernestine, Elfriede, Erwin und Klara.
Rosa überlebt die Zeit des Nationalsozialismus und bleibt in Israel, wo sie heiratet und den Namen Rachel annimmt. Rosa Rachel stirbt am 28.9.1992 in Jerusalem.
Es ist (noch) unklar, was mit den anderen Kindern von Max und Ernestine passiert ist. Es ist von Albin und von Norbert nur das Geburtsjahr bekannt. Ihr weiterer Verbleib lässt Platz für Vermutungen. Sie könnten in Rumänien noch als Babys gestorben seien, an Krankheiten erlegen. Oder haben sie es geschafft vor dem Nationalsozialismus zu fliehen und in einem anderen Land unterzutauchen? Am wahrscheinlichsten ist trotzdem, dass sie bei der Geburt oder im Kleinkindalter aus irgendwelchen Gründen gestorben sind, da von ihnen kein genaues Geburtsdatum nur das Geburtsjahr bekannt ist. Bei allen anderen Mitgliedern der Familie weiß man jedoch das exakte Datum.

Am 27.10.1936 ziehen Max, Ernestine, Erwin, Elfriede und Klara nach Pernau, das zu dieser Zeit noch eine eigene Gemeinde ist. Ihre neue Adresse ist Hochpoint 12. Doch dort bleiben sie nicht lange, denn die Judenfeindlichkeit in der Bevölkerung wächst stetig, doch die Familie Grünberg hat Glück, denn sie finden in der Familie Häuserer gute Freunde, die sie so lange es geht unterstützen! Die Familie Häuserer hat selbst ein schlecht gehendes Holz- und Kohlegeschäft. Trotzdem nehmen sie die Grünbergs bei sich auf und man feiert sogar jüdische Feste zusammen. Doch die Familie Häuserer muss für diese Hilfsbereitschaft büßen. Einer Tochter wird deswegen ein Beruf vorenthalten, nur weil sie "aus einer 100% schwarz-jüdisch gesinnten Familie" stammt.
Hier ein Auszug eines Briefes von Frau Häuserer an Frau Dr. Weinzierl, geschrieben 1969:
"Am Magistrat wussten sie, dass wir die Familie unterstützen, denn ein Polizist hatte mir vorgehalten, weshalb wir die Familie aufgenommen haben, ich gab ihm zu Antwort, weil wir ein christliches Herz haben, er gab mir zur Antwort: wissen Sie das nicht? Dass alle Saujuden verrecken müssen? Merken Sie sich das, das werden Sie mit ihrer Familie büßen müssen."
Am 30.9.1938 muss Max Grünberg nach Wien, Zirkusgasse 11/3/11 ziehen und am 2.5. des darauffolgenden Jahres emigriert er nach Shanghai. Zuvor, nämlich am 25.4.1939 kommt Erwin nach Stockholm. Über das Schicksal von Max und Erwin ist weiter nichts mehr bekannt.

Wahrscheinlich im Jahre 1941 werden die restlichen, noch in Wels gebliebenen Mitglieder der Familie Grünberg nach Wien gebracht, wo man Juden aus ganz Österreich zusammentreibt um sie dann später in die verschiedenen KZs zu deportieren. Ernestine und Elfriede kommen nach Wien II, Blumauergasse 22 und Klara nach Wien, Rotensterngasse 31. Die Wohnungen, in denen man die Juden unterbringt, sind schreckliche Substandardwohnungen. Sie sind überfüllt, eng, stickig, laut und unhygienisch.

Am 15.5.1942 wird Klara nach Izbica deportiert, wo sie, wie man annimmt, von den Nationalsozialisten getötet wurde.

Am 9.6.1942 geht der 26. Transport von Wien nach Minsk zum Lager Maly Trostinec weg. 1006 Personen werden mit diesem Transport deportiert und unter ihnen Ernestine mit der Nummer 26/766 und Elfriede mit der Nummer 26/767. Allein die Reise nach Minsk ist die reinste Tortur.
"Für den Abtransport der kranken, auf der Fahrt verrückt gewordenen Menschen, der Alten und Gebrechlichen, standen Kastenwägen - graue geschlossene Autos - bereit, in die man die Leute übereinander, durcheinander hineinwarf. Männer, Frauen, alte, kranke, irre und tote Menschen"
(aus: NS-Herrschaft in Österreich Ein Handbuch; von Tálos, Hanisch, Neugebauer, Sieder; erschienen 2001)
Maly Trostinec ist ein 250 ha großes Landgut, wo von Häftlingen täglich zwölf bis fünfzehn Stunden lang „allerlei“ Arbeiten erledigt werden. Zu Beginn der Deportationen wurden die Häftlinge, die zu schwach oder krank waren, Arbeiten zu erledigen, erschossen und dann in Massengräbern, die von russischen Kriegsgefangenen ausgehoben wurden, vergraben, aber nun bekommt man Gaswägen. Es sind vier Gaswägen im Einsatz und trotzdem wird immer wieder nach neuen gefordert. Ernestine und Elfriede kommen auch aller Wahrscheinlichkeit nach in den Gaswägen um.
1943 beginnt die SS die Spuren von den Massenmorden zu vertuschen. Die Massengräber werden von sowjetischen Gefangenen geöffnet und die halbverwesten Leichen werden auf Rosten aus Eisenbahnschienen verbrannt. Als 1944 die Rote Armee das Gut einnimmt, zündet die SS die Baracken an. Nur 25 bis 30 Gefangene überleben das Lager Maly Trostinec. Elfriede und Ernestine sind nicht darunter. Elfriede ist zum Zeitpunkt ihres Todes gerade einmal 13 Jahre alt.


Der Brief an den/die Ermordete/n :

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Liebe Zukunft!

Manchmal habe ich Angst vor dir. Manchmal kann ich nicht schlafen, weil ich daran denke, was du mir und all den anderen Menschen bringen wirst. Manchmal bin ich aber froh, dass ich dich nicht kenne, dass du nur ein großes Fragezeichen bist.
Auch die Familie Grünberg wusste nicht, wie du dich für sie entwickeln wirst. Du hast diese Familie zerissen, die meisten Mitglieder der Familie dem Tod geweiht. Ich könnte dich dafür hassen, aber ich tue es nicht, weil ich weiß, dass du vielen Menschen auch Gutes bringst. Auch die Familie Grünberg durfte dieses Gute so manches Mal erleben. Sie wurden, als der Antisemitismus immer stärker wurde, von der gutherzigen Familie Häuserer aufgenommen. Diese gaben ihnen ein Heim, halfen ihnen in der schwersten Zeit.
Es ist gut zu wissen, dass es in der Welt auch so viel Gutes gibt. Es liegt an uns allen zu entscheiden, wie du aussehen wirst. Was passiert liegt in unseren Händen. Wir vergessen das oft genug. Jeder einzelne kann, so glaube ich zumindest, sehr viel bewirken. Wenn wir wollen, dass diese Welt besser wird, müssen wir selbst besser werden, müssen versuchen Gutes zu tun und können uns nicht nur auf die anderen verlassen. Die Kinder übernehmen viel von den Erwachsenen, sie lernen von ihnen, wollen so sein wie die "Großen". Leider nutzen das viele Erwachsene aus um die Kinder für ihre Pläne und Vorstellungen zu missbrauchen. Sie sind so hilflos und können sich nicht wehren. Doch man vergisst oft: Wer die Seelen und Gewissen der Kinder zerstört, zerstört auch die Zukunft. Die Kinder sind die Zukunft. Es liegt in ihren kleinen Händen, wie die Welt in der nächsten Generation aussehen wird.
Wenn ich heute manchen Kindern beim Reden zuhöre, wenn ich ihre Gesten und Bewegungen beobachte, macht es mir Angst, dass sie später mal so viel Verantwortung zu tragen haben. Sie sind keine Kinder mehr. Sie sind mehr Erwachsene als Kinder. Sie tragen die modischsten Kleider. 12-jährige Mädchen lassen sich beim Schönheitschirurgen die Brust vergrößern, schminken sich, damit sie älter aussehen und hatten schon unzählige Freunde, mit denen sie vielleicht sogar schon geschlafen haben. Und die Buben reden von ihren Saufereien vom Wochenende, fragen sich, woher sie das Geld für das nächste Packerl Zigarretten kriegen sollen und lassen Machosprüche ab um die Mädls zu beeindrucken. Sind das noch Kinder oder sind das Erwachsene? Wo ist die Leichtigkeit, die Unbeschwertheit der Kinder geblieben?
Wie kann man später dann von Erwachsenen verlangen, dass sie das Kind in sich versuchen sollen zu wahren? Wie kann das funktionieren, wenn das Kind nie leben durfte?
Ich hoffe, dass sich das ändert, denn sonst kann ich mir die Zukunft nur schwer vorstellen, denn diese neue Generation wird noch leichter zu beeinflussen sein. Könnte sich also die Geschichte wiederholen? Könnte es sein, dass es bald einen zweiten Hitler, eine Wiederholung des Nationalsozialismus geben wird?
Noch heute gibt es einige, die meinen, dass der Nationalsozialismus das beste war, dass uns je passieren konnte, dass die Judenverfolgungen Recht waren, dass es eine Herrscherrasse gibt und diese alles tun und lassen darf, was sie für richtig hält. Ich habe Angst vor solchen Neonazis. Ich glaube viele von ihnen wissen nicht, was sie überhaupt sagen und denken. Sie sind von den anderen so sehr beeinflusst worden und vom Gruppenzwang und dem Gefühl der Zugehörigkeit verführt worden.
Ich will und kann nicht glauben, dass wenn man sich einmal wirklich mit dem Leid und dem Sterben des Nationalsozialismus auseinandergesetzt hat, dass man da noch an ihm festhalten kann. Ich kann es mir einfach nicht vorstellen!
Ich hoffe, dass es Ausnahmen gibt, denn bis jetzt hat sich die Geschichte immer wieder wiederholt. Die Namen veränderten sich zwar, aber der Kern blieb der gleiche. Ich bete, dass die Gedanken und die Ideologie des Nationalsozialismus sich nie wieder wiederholen. Vielleicht bin ich naiv, wenn ich so etwas überhaupt zu hoffen wage. Aber wenn man nicht mehr hofft, hat man aufgegeben und aufgeben werde ich sicher nicht. Ich werde dafür kämpfen, dass eine solche Wiederholung in der Zukunft nicht auftritt und auch wenn ich dabei erfolglos bin, habe ich es zumindest versucht.
Liebe Zukunft, ich weiß, dass es niemals Gerechtigkeit geben wird, aber gib den Menschen wenigstens die Chance dafür zu kämpfen, denn:
Wer nicht kämpft, hat schon verloren!
Auch wenn ich nicht weiß, was du uns bringen wirst, werde ich trotzdem versuchen das Beste daraus zu machen, denn mehr steht nicht in meiner Macht.
Franziska Stadlbauer


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