Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Berta Knapp verfügbar:

geboren am 15.09.1891 in
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Kielce am 19.02.1941
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Helene, 17 Jahre, Grg 11 Geringergasse, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Berta!
Der junge Mann, von dem man annimmt, dass er dein Sohn war, Ernst Knapp, war nur 2 Jahre älter als ich. Auch er ist eines der vielen jüdischen Opfer. Für uns heute ist es unbegreiflich wie es damals zu solch einem Massaker kommen konnte. Natürlich gibt es auch heutzutage Rassismus und Antisemitismus, aber nicht mehr in dem Ausmaß, wie es damals der Fall war.

Wir beschäftigen uns in der Schule immer wieder damit und jedes Mal finde ich es wieder unverständlich, warum so viele Menschen aufgrund der Entscheidungen EINES Mannes sterben mussten.
Ich habe gelesen, dass 60.000 Juden, unter denen auch du und dein Sohn waren, deportiert wurden, weil in Wien Wohnungsnot herrschte. Wenn wir heute zu wenig Wohnungen haben, lassen wir deswegen keine Leute umbringen oder in Arbeitslager bringen. Die Zeit in den Arbeitslagern muss schrecklich gewesen sein. Man fragt sich, ob es nicht sogar die Leute besser hatten, die gleich ermordet wurden. Die mussten die langen Qualen nicht ertragen. Die Leute, die als „arbeitsfähig“ eingestuft wurden und bis Frühjahr/Sommer 1942 überlebten, fielen den so genannten „Auskämmaktionen“ zum Opfer. Da hatten es die Menschen, die gleich umgebracht wurden besser, als die, die vorher ein Jahr lang hart gearbeitet haben.
Keiner kennt die Todesdaten der Opfer. Kaum im Deportationslager, gab es nur noch Nummern. Die „Arbeitsunfähigen“ wurden in die Gaskammern gesteckt oder erschossen und anschließend verbrannt. Die Asche wurde in Urnen gefüllt und die überlebenden Verwandten mussten dann Geld bezahlen, wenn sie die Überreste haben wollten. Da die Leute aber in großen Mengen zusammen in den Ofen gesteckt wurden, ist es sehr unwahrscheinlich, dass wirklich die betreffende Person in der Urne war.
Am 19. Februar 1941 enden die Angaben über dich und deinen Sohn. An diesem Tag wurdet ihr nach Kielce deportiert und nie wieder gesehen. Mit euch im Zug waren noch über 1000 andere Juden. Zuerst „durftet“ ihr euch noch bei dort ansässigen jüdischen Familien einquartieren, doch am 31. März wurde das Ghetto errichtet. Das ganze Gebiet wurde eingezäunt und wer versuchte es zu verlassen, wurde umgebracht. Am Ende dieses Jahres lebten schon mehr als 27.000 Juden in diesem Ghetto. In dem Jahr zwischen Errichtung und April 1942 starben ungefähr 6.000 Personen im Ghetto an Typhus. Zahlreiche andere wurden umgebracht oder verhungerten. Im August 42 wurde das Ghetto liquidiert und die Menschen, die bis dahin noch überlebt hatten, wurden nach Treblinka überführt und dort ermordet.
Von den 1.004 deportierten Juden überlebten gerade 18. Ein sehr kleiner Anteil.
Die Verwandten der Überlebenden waren aber meist im Ghetto umgekommen und so waren sie ganz auf sich allein gestellt. Ohne Hilfe konnten auch sie nicht überleben. Andererseits ist es wichtig, dass es auch Überlebende gibt, die uns schildern können, wie es in solche Lagern und Ghettos zugegangen ist. 50 Jahre nach diesen schrecklichen Ereignissen ist es schwer noch Zeitzeugen zu finden. Viele Überlebenden sind jetzt bereits eines natürlichen Todes gestorben.

Ich weiß nicht, wie es dir ergangen ist, aber ehrlich gesagt, wünsche ich dir, dass du einen schnellen Tod gefunden hast und nicht zuerst jahrelange Qualen überstehen musstest.

Ich hoffe, dass es NIEMALS wieder zu etwas ähnlichem wie dem Holokaust kommt.

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Brief an die Zukunft:

Erinnert ihr euch an den Holocaust? Die Massenmorde und Jahre der Unterdrückung unter einem Führer?
Wir sollten nie vergessen, was damals geschehen ist. Es sollte immer in unserer Erinnerung bleiben, damit wir nicht zulassen, dass es wieder zu solch schrecklichen Ereignissen kommt. Nie sollten wir vergessen, warum es so weit kam. Durch Rassismus und Antisemitismus, durch Verachtung anderer Völker und Religionen.
Es wird immer Abneigung gegen bestimmte Volksgruppen geben, auf Grund der Vorurteile mancher Leute und ihrer Angst vor dem Unbekannten und Ungewöhnlichem.
Auch im 21.Jhdt. gibt es noch immer Verfolgungen, die auf die Religion zurückgehen. Zum Beispiel im Irak, wo Saddam Hussein die Schiiten verfolgt, weil sie einer anderen Glaubensgemeinschaft angehören.
Aber in Österreich verfolgt die Regierung keine Volksgruppen. Obwohl es auch hier Rechtsradikale gibt, die mit Gewalt gegen Ausländer vorgehen. Vor allem die Skinheads haben es sich zur Aufgabe gemacht, Ausländer aus „unserem“ Land vertreiben zu wollen.

Hoffentlich kommt es nicht zu einer Wiederholung der Vorkommnisse in der NS-Zeit.

Es ist schauderhaft an diese Jahre zurückzudenken, aber wir sollten nie vergessen, was damals passiert ist. Dennoch finde ich Forderungen für Entschädigungsgeld überzogen. Die Opfer können durch dieses Geld nicht wieder ins Leben gerufen werden.
Die Entschuldigungen der Deutschen und auch Österreicher bringen sie nicht wieder zurück. Sie sind brutal ermordet worden und mussten unaussprechliche Qualen durchleben. Es ist ein Wunder, dass es manche überhaupt überlebt haben.
Unsere Generation kann nichts dafür, was damals passiert ist. Wir waren noch nicht geboren und hatten keinen Einfluss auf die Geschehnisse. Selbst wenn wir damals schon gelebt hätten, hätte das nichts geändert. Eine kleine Gruppe von Leuten hätte nichts gegen die große Zahl der Anhänger des Führers unternehmen können. Alle, die gegen seine Auffassung waren, wurden entweder verhaftet oder auch umgebracht. Deswegen wurde geschwiegen. Die Leute, die keine Juden waren und auch sonst nicht betroffen waren, haben sich gegenüber den Ereignissen verschlossen. Sie wollten nicht wissen, was um sie herum geschah. Was hätten sie auch tun sollen?
Die Geschwister Scholl zum Beispiel, die zu dieser Zeit gelebt haben, haben Flugblätter geschrieben – gegen den Krieg und die Verfolgung der Juden. Auch sie wurden umgebracht, obwohl sie mehrere Verbündete (sogar in anderen Städten) hatten.
Zu viele Menschen waren vom Nationalsozialismus überzeugt und folgten ohne nachzufragen ihrem Führer. Die meisten wussten nicht einmal, wenn sie gerade umbrachten. Befehl war Befehl und der wurde ausgeführt ohne weiter darüber nachzudenken.

Es ist erschütternd, dass sich manche Leute nichts unter „Hitler“ und „NS-Zeit“ vorstellen können. Deswegen finde ich es gut, dass wir uns in der Schule damit beschäftigen. So bleibt es uns immer in Erinnerung...und ich hoffe, dass es auch in Zukunft so bleibt, damit wir uns immer vor Augen halten, wo es hinführt, wenn wir unbegründeten Vorurteilen Glauben schenken, nur weil eine Autorität diese Meinung vertritt.

Zurück zur Übersicht