Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Artur Bondy verfügbar:

geboren am 24.12.1870 in Teplitz-Schönau
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Theresienstadt am 13.08.1942
gestorben in Theresienstadt am 02.04.1943
Die Recherche wurde von Esther, 14 Jahre, BG/BRG Purkersdorf, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Protokoll der Recherche
Esther Jauk am 22.4.2003
Betreff: Recherche zu Hr. Bondy

20.2. E- Mail Dr Lind Weiterempfehlungen
Telefonat Dr Schlinter Erinnerungen
Telefonat Tochter der Fr Berger
Telefonat Fr Berger Keine Infos
Gemeinde
21.2. Gemeinde Abholen der Daten
E- Mail DOW Keine Infos
Bezirksgericht Kaufvertrag
Internet Suche nach Kontaktadressen
Telefonat Bad Pirawath Archivdepot keine Infos
24.2. TelefonatErzdiazöse Anfrage nach Telefonnr.
Telefonat Pfarre Lichtental Keine Infos
Gemeinde Rückgabe von Büchern
4 Telefonate mit diversen Stellen der Gewerkschaft
25.2. Telefonate mit Rathaus Wien
Mail Staatsarchiv
Bezirksgericht Zivilrechtsabteilung Weiterempfehlungen
Besichtingung des Wohnhauses
Telefonat landesarchiv St. Pölten Keine Infos
26.2. Internet Transport Info
Telefonat Dr Schlinter
Telefonat MA61 Kene Ansprechpatner
22.3. Mail KZ Teplice
Telefonat Staatsarchiv
Telefonat Landesgericht nur Vermögen erfasst
Mail Landesgericht Wien
2.4. Mail Wr. Stadt,-Landsarchiv
Mail Erzdiazöse Keine Infos
Mail Standesamt Wien Keine Infos
Mail NÖ Landesregierung großes Bemühen
Mail Meldearchiv Wien keine Antwort
Mail Kriegsarchiv der Republik keine Antwort
Telefonat Rathaus Öffnungszeitenanfrage
5.4. Telefonbuchsuche nach Nachbarn unter 3 Adressen
6 erfolglose Anrufe
7.4. Nachfahrensuche unter Bondy
Anruf Pfarre Purkersdorf Keine Infos
Mail Haus,- Hof,- Staatsarchiv keine Antwort
9.4. Gemeinde Info Ehefrau
10.4. Telefonat Fr Krummholz
Telefonat Heimatmuseum Purkersdorf
14.4. Besuch Wr. Stadt,- Landesarchiv
Besuch Ma62
Besuch Dow
Besuch Stadtbibliothek Wien Lehmann
Besuch Israel. Kultusgemeinde
Besuch Ma61
15.4. Telefonat Pfarre Salzburg Keine Infos

Der Brief an den/die Ermordete/n :


Sehr geehrter Hr. Bondy,
Ich habe mir Ihren Namen im Internet, einem elektronischen Lexikon ausgesucht, da erstens mein Wohnort Ihrem sehr nahe liegt und ich mir aufgrund Ihres höheren Alters mehr Informationen erhoffte
Folgendes war über Ihren Lebensweg auffindbar:
Sie wurden am 24.12.1870 in Teplitz Schönau, heute Teplice in Tschechien geboren. Angeblich war Ihre Frau Aloisia bzw.Luise Bondy, geborene Genniges römisch katholisch oder konfessionslos. Möglicherweise trifft das erstere auch auf Sie zu, was ich allerdings in keinster Weise nachweisen konnte. In der Stadtpfarrkirche wurden Sie jedenfalls nicht gesehen. Ihr letzter Wohnort war die Wintergasse 4 erster Stock, wegen der Hausnummernverschiebung heute10, wo Ihre Frau 1919 gemeldet war. Am 16.7.1919 ( Datum Kaufvertrag) kaufte diese von Fräulein Aloisia Schlögl die Hälfte des Hauses mit der oben genannten Wohnadresse achtzig Kronen und dreißig Heller. Nach Berichten der Anrainer trugen Sie stets eine Aktentasche um den Judenstern zu verdecken und wurden von Ihren Mietern mit Plakaten wie „Hüte dich vor den Juden“ im Korridor beschimpft. Ihre Frau hatte immer in der Nachbarschaft gesagt sie würde Sie eines Tages ins KZ begleiten, doch anstatt dessen ging sie eine Lebensgemeinschaft mit einem anderen Mann ein, wobei keine Heirat vorliegt. Diesen Umstand kann ich auch nicht belegen, da er lediglich „ durch den Kaffeetratsch „kursierte. Sie sollen oft im Garten gearbeitet haben, wo Sie eine Senkgrube aushoben. Ihre Nachbarn haben Sie als ruhig, groß, hager und zu dem Zeitpunkt als Sie in Purkersdorf bekannt wurden, grauhaarig beschrieben. In Jahre 1951 ist der Besitz des Hauses in der Wintergasse in Wiener Adressbuch verzeichnet. Nachdem Ihre Frau am 2.8.1956 in die Stammgasse 7/1/7 in Wien 3.Bezirk verzog wurde das Haus an Kommerzialrat Brandstätterverkauft und später an dessen Neffen Hr.Rolf Dieter Brix weitergegeben. Die Wohnung in der Stammgasse war bis zu ihrem 99. Lebensjahr in ihrem Besitz danach habe ich ihre Spur verloren. Sie beide haben keine Kinder. Zuvor wohnte Ihre Frau in der Nussdorferstr.68 im 9. Wiener Gemeindebezirk, wo Sie mit einiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls ab 1914 wohnhaft waren. Zu dieser Zeit waren Sie Vertreter der beim k.k. Handelsgericht in Wien protokollierten Firma W.G. Feuerstein Dresden IX/4 tätig. Vor 1913 waren Sie Direktor Beamter der alldemeinen Versicherungsgesellschaft „Probidentia“ II/1 bzw.II/8 und wohnten Ausstellungstr.15, Wien. Vor 1906 waren Sie als Assek.Beamter ( Kurrentschrift schwer zu entziffern) in Wien tätig. Vor 1903 waren Sie im Lehmann Adressbuch, sofern keine Verwechslung vorliegt, unter dem Namen Arthur Bondy verzeichnet. Im Jahr 1899 lebten Sie in der Nobarag.44 II. Im Jahre 1898 dürften Sie eingewandert sein, jedenfalls sind Sie nicht mehr als Wohnungsbesitzer oder Hauptmieter verzeichnet. Sie heirateten am 13.2.1906 in Salzburg Luise Genniges, geboren am 9.8.1880 in Svetenich (Kurrentschrift schwer entzifferbar möglicherweise Götenich) im Reinland. Sie war stets im Haushalt tätig und erlangte die Staatsbürgerschaft Österreichs erst am 5.12.1945 Nr.13889. Vielleicht aus diesem Grund ist der Purkersdorfer Meldezettel mit dem Datum 3.5.1946 vershen. Ihr Vater hieß
Nikolaus Genniges. Am 13.8.42 wurden Sie ins KZ Theresienstadt deportiert, was einen hohen Wahrheitsgehalt hat, da Sie sich in August 1938 mit Sicherheit noch in Purkersdorf befanden. Ihre Ehe musste im Jänner 1943 wegen Rassenschwierigkeiten geschieden werden (Akt 1Cg-186/42/11). Sie wurden mit dem Transport am 14.8.1942 Nummer IV/7 unter 1000 anderen Inhaftierten ins Vernichtungslager gebracht. Es gab 11 dieser „Altentransporte“ zwischen dem19.9. und dem 22.10.1942, wobei insgesamt 19.004 Personen, in der Regel über 65 Jahren, betroffen waren. Nur drei von ihnen überlebten. Während Ihres Aufenthalts wurde das KZ von dem Österreicher Siegfried Seidl verwaltet. Sie starben am 2.4.1943 und wurden am 1.9.1949 vom Landesgericht für Zivilrechtssachen für tot erklärt.

2.Möglichkeiten zur Recherche
Generell kann ich behaupten, dass Wahrscheinlichkeit etwas zu finden, absolut von der jeweiligen Person abhängt, von deren Kontakten, Wohnorten, Familiensituation ect. In ihrem Fall, Hr. Bondy konnte ich sehr viel über Ihre Frau erfahren, da sie eine Nichtjüdin war. Das Einzigen worüber ich nach wie vor unwissend bin sind Ihre Nachkommen, da ich mir auch nie sicher war ob ich diese überhaupt in Österreich antreffen kann. Meiner Meinung nach waren die Angesprochenen in Archiven ect. Im Februar noch deutlich mehr motiviert als im Endstadium des Projekts und E- Mails sowie Telefonate wurden nicht wirklich ernst genommen. Allerdings sollte in im Bezug auf diese Kritik vorausschicken, dass die alle Leute diesen Umgang mit mir pflegten. Im Dokumentationsarchiv hätte ich mir erwartet, ernst genommen zu werden.

3. Warum habe ich bei diesem Projekt teilgenommen ?
Ich finde dieses Projekt absolut wünschenswert, da man sich mit einem Einzelschicksal viel besser identifizieren kann und den sinnlosen Tod dieser Menschen etwas besser begreifen kann. Doch auch andere Gebiete außer der Geschichte werden durch solch ein Projekt gefördert. Hierbei denke zum Beispiel an den Gedanken der Vergänglichkeit aller Lebewesen. Denken wir denn daran 50 Jahre nach dem Tod vergessen zu sein, nicht greifbar ohne einem Monat aufwendiger Forschungsarbeit? Wir sollten uns auch überlegen wie wir selber in solchen Situationen gehandelt hätten. Hätten wir den universalen Mitläufer aus Angst vor dem Regime dargestellt? In einer gewissen Weise zeigt der Nationalsozialismus auch, wie klein und hilflos man in Wirklichkeit selbst gegenüber eines Regimes ist, das auch nur aus Menschen besteht, die über andere zu richten versuchen. Das Traurige an der ganzen Geschichte ist aber, dass das Leben trotzdem weitergehen muss. Also was hat die Welt letztendlich mitsamt der vielen Menschenleben verloren außer die diplomatische Einigung zwischen zwei Ländern? Man hat seit dem Zweiten Weltkrieg mehr oder weniger versucht den Weltfrieden zu stabilisieren. Doch was kann schon Menschen vor Menschen schützen? In dieser Hinsicht ist es natürlich wichtig zumindest die Erinnerung an die Opfer aufrecht zu erhalten, da vor allem in meiner Generation niemand mehr persönlicher Erfahrungen mit den Nazis gemacht haben, Gott sei Dank! Für die Schüler ist es natürlich ein Privileg eine einzigartige Arbeit machen zu können anstatt immer etwas zu lernen , wobei es Tausende Experten gibt , die alles schon erforscht haben. Dieses Thema hat mich auch angeregt nachzudenken, warum gerade diese Menschen solch ein Schicksal erfahren mussten, aber vielleicht müssen wir selbst mit dem heutigen Stand der Wissenschaft eingestehen, dass wir nicht allmächtig sind und in gewisse Vorgänge nicht eingreifen können. Noch nicht zuletzt haben die Nazis eines ganz deutlich gezeigt und zwar welche Fähigkeiten der Mensch hat. Da man keineswegs behaupten kann, dass die Nazis die systematische Ermordung Unschuldiger nicht freiwillig getan haben ist es objektiv betrachtet eine Selbsteinschränkung dews Menschen anderen zu zeigen wie einfach es ist seinen politischen Willen mit Gewalt umzusetzen. Sicher hat es immer Gewalt gegeben, doch selbst die unumstößliche Absicht der Nazis die Juden AUS PRINZIP umzubringen ist doch irgendwie einzigartig. Weiters bin ich der Meinung , dass man diese Epoche der Geschichte zwar niemals emotional verstehen wird, allerdings wissenschaftlich dazu gezwungen wird, wenn man von Zeitgeschichte verstehen möchte. An diesem Projekt können Schüler erfahren wozu sie jeden Tag in der Schule bestrebt sind ihr Wissen zu erweitern, und zwar nicht nur deshalb um eine Prüfung zu bestehen. Ich habe meine Vorleibe zum Stöbern und meine Neugierde ausleben können indem ich die Arbeit der Historiker erkunden konnte. Obwohl man sich bewusst ist, dass die Opfer tot sind können sie in den Herzen der Menschen bei persönlicher Kontaktaufnahme wieder leben. Das wäre mein Herzenswunsch, wenn meinem Leben solch ein jähes Ende gesetzt würde!

4. Botschaften an Hr. Bondy
Wahrscheinlich sind Sie verzweifelt bei dem Gedanken eines Tages mitten aus dem Leben gerissen und ins Unbekannte verschleppt zu werden. Die Fragezeichen müssen doch über den Kopf steigen, oder hatten Sie Ihr Leben schon abgeschlossen? Für mich ist es unvorstellbar was Sie erlebt haben , wie ein böser Traum. Die Hoffnung ist doch das Einzige was einem noch bleibt wenn das Leben nur mehr an einem Faden hängt, dem Glück. Sie sind auf unmenschlichen Viehwagen zurück in Ihre Heimat transportiert worden, die Kindheitserinnerungen haben Sie geplagt und doch waren Sie so weit entfernt von der unbeschwerten Jugend. Etwas muss ich Ihnen noch anvertrauen: Ich hätte Sie gerne kennen gelernt und bewundere Sie! Wie kann man in solchen Situationen noch weiter kämpfen bis ans Ende? Ich hoffe zutiefst, dass Sie im Jenseits ein vollendetes Leben führen können und all diese Erinnerungen für immer vergraben sind. Jetzt, wo ich mich mit solchen Dramatiken beschäftige, wird mir erst richtig klar wie gut ich eigentlich leben kann. Eine Erkenntnis muss der Mensch bei aller Intelligenz erlangen: Zufrieden sein! ICH WERDE SIE NIE VERGESSE, verspreche ich Ihnen. Was mich auch sehr betrifft, ist Ihr Wohort gerade mal einen Kilometer von meinem entfernt. Sie waren ein und gegangen genau dort wo ich heute stehe. Warum kann man die Geschichte denn nicht zurückspulen und alles Rückgängig machen? Aber wahrscheinlich wurden die Menschen sogar das missbrauchen.

Esther

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):


Sehr geehrter Hr. Bondy,
Ich habe mir Ihren Namen im Internet, einem elektronischen Lexikon ausgesucht, da erstens mein Wohnort Ihrem sehr nahe liegt und ich mir aufgrund Ihres höheren Alters mehr Informationen erhoffte
Folgendes war über Ihren Lebensweg auffindbar:
Sie wurden am 24.12.1870 in Teplitz Schönau, heute Teplice in Tschechien geboren. Angeblich war Ihre Frau Aloisia bzw.Luise Bondy, geborene Genniges römisch katholisch oder konfessionslos. Möglicherweise trifft das erstere auch auf Sie zu, was ich allerdings in keinster Weise nachweisen konnte. In der Stadtpfarrkirche wurden Sie jedenfalls nicht gesehen. Ihr letzter Wohnort war die Wintergasse 4 erster Stock, wegen der Hausnummernverschiebung heute10, wo Ihre Frau 1919 gemeldet war. Am 16.7.1919 ( Datum Kaufvertrag) kaufte diese von Fräulein Aloisia Schlögl die Hälfte des Hauses mit der oben genannten Wohnadresse achtzig Kronen und dreißig Heller. Nach Berichten der Anrainer trugen Sie stets eine Aktentasche um den Judenstern zu verdecken und wurden von Ihren Mietern mit Plakaten wie „Hüte dich vor den Juden“ im Korridor beschimpft. Ihre Frau hatte immer in der Nachbarschaft gesagt sie würde Sie eines Tages ins KZ begleiten, doch anstatt dessen ging sie eine Lebensgemeinschaft mit einem anderen Mann ein, wobei keine Heirat vorliegt. Diesen Umstand kann ich auch nicht belegen, da er lediglich „ durch den Kaffeetratsch „kursierte. Sie sollen oft im Garten gearbeitet haben, wo Sie eine Senkgrube aushoben. Ihre Nachbarn haben Sie als ruhig, groß, hager und zu dem Zeitpunkt als Sie in Purkersdorf bekannt wurden, grauhaarig beschrieben. In Jahre 1951 ist der Besitz des Hauses in der Wintergasse in Wiener Adressbuch verzeichnet. Nachdem Ihre Frau am 2.8.1956 in die Stammgasse 7/1/7 in Wien 3.Bezirk verzog wurde das Haus an Kommerzialrat Brandstätterverkauft und später an dessen Neffen Hr.Rolf Dieter Brix weitergegeben. Die Wohnung in der Stammgasse war bis zu ihrem 99. Lebensjahr in ihrem Besitz danach habe ich ihre Spur verloren. Sie beide haben keine Kinder. Zuvor wohnte Ihre Frau in der Nussdorferstr.68 im 9. Wiener Gemeindebezirk, wo Sie mit einiger Wahrscheinlichkeit ebenfalls ab 1914 wohnhaft waren. Zu dieser Zeit waren Sie Vertreter der beim k.k. Handelsgericht in Wien protokollierten Firma W.G. Feuerstein Dresden IX/4 tätig. Vor 1913 waren Sie Direktor Beamter der alldemeinen Versicherungsgesellschaft „Probidentia“ II/1 bzw.II/8 und wohnten Ausstellungstr.15, Wien. Vor 1906 waren Sie als Assek.Beamter ( Kurrentschrift schwer zu entziffern) in Wien tätig. Vor 1903 waren Sie im Lehmann Adressbuch, sofern keine Verwechslung vorliegt, unter dem Namen Arthur Bondy verzeichnet. Im Jahr 1899 lebten Sie in der Nobarag.44 II. Im Jahre 1898 dürften Sie eingewandert sein, jedenfalls sind Sie nicht mehr als Wohnungsbesitzer oder Hauptmieter verzeichnet. Sie heirateten am 13.2.1906 in Salzburg Luise Genniges, geboren am 9.8.1880 in Svetenich (Kurrentschrift schwer entzifferbar möglicherweise Götenich) im Reinland. Sie war stets im Haushalt tätig und erlangte die Staatsbürgerschaft Österreichs erst am 5.12.1945 Nr.13889. Vielleicht aus diesem Grund ist der Purkersdorfer Meldezettel mit dem Datum 3.5.1946 vershen. Ihr Vater hieß
Nikolaus Genniges. Am 13.8.42 wurden Sie ins KZ Theresienstadt deportiert, was einen hohen Wahrheitsgehalt hat, da Sie sich in August 1938 mit Sicherheit noch in Purkersdorf befanden. Ihre Ehe musste im Jänner 1943 wegen Rassenschwierigkeiten geschieden werden (Akt 1Cg-186/42/11). Sie wurden mit dem Transport am 14.8.1942 Nummer IV/7 unter 1000 anderen Inhaftierten ins Vernichtungslager gebracht. Es gab 11 dieser „Altentransporte“ zwischen dem19.9. und dem 22.10.1942, wobei insgesamt 19.004 Personen, in der Regel über 65 Jahren, betroffen waren. Nur drei von ihnen überlebten. Während Ihres Aufenthalts wurde das KZ von dem Österreicher Siegfried Seidl verwaltet. Sie starben am 2.4.1943 und wurden am 1.9.1949 vom Landesgericht für Zivilrechtssachen für tot erklärt.

2.Möglichkeiten zur Recherche
Generell kann ich behaupten, dass Wahrscheinlichkeit etwas zu finden, absolut von der jeweiligen Person abhängt, von deren Kontakten, Wohnorten, Familiensituation ect. In ihrem Fall, Hr. Bondy konnte ich sehr viel über Ihre Frau erfahren, da sie eine Nichtjüdin war. Das Einzigen worüber ich nach wie vor unwissend bin sind Ihre Nachkommen, da ich mir auch nie sicher war ob ich diese überhaupt in Österreich antreffen kann. Meiner Meinung nach waren die Angesprochenen in Archiven ect. Im Februar noch deutlich mehr motiviert als im Endstadium des Projekts und E- Mails sowie Telefonate wurden nicht wirklich ernst genommen. Allerdings sollte in im Bezug auf diese Kritik vorausschicken, dass die alle Leute diesen Umgang mit mir pflegten. Im Dokumentationsarchiv hätte ich mir erwartet, ernst genommen zu werden.

3. Warum habe ich bei diesem Projekt teilgenommen ?
Ich finde dieses Projekt absolut wünschenswert, da man sich mit einem Einzelschicksal viel besser identifizieren kann und den sinnlosen Tod dieser Menschen etwas besser begreifen kann. Doch auch andere Gebiete außer der Geschichte werden durch solch ein Projekt gefördert. Hierbei denke zum Beispiel an den Gedanken der Vergänglichkeit aller Lebewesen. Denken wir denn daran 50 Jahre nach dem Tod vergessen zu sein, nicht greifbar ohne einem Monat aufwendiger Forschungsarbeit? Wir sollten uns auch überlegen wie wir selber in solchen Situationen gehandelt hätten. Hätten wir den universalen Mitläufer aus Angst vor dem Regime dargestellt? In einer gewissen Weise zeigt der Nationalsozialismus auch, wie klein und hilflos man in Wirklichkeit selbst gegenüber eines Regimes ist, das auch nur aus Menschen besteht, die über andere zu richten versuchen. Das Traurige an der ganzen Geschichte ist aber, dass das Leben trotzdem weitergehen muss. Also was hat die Welt letztendlich mitsamt der vielen Menschenleben verloren außer die diplomatische Einigung zwischen zwei Ländern? Man hat seit dem Zweiten Weltkrieg mehr oder weniger versucht den Weltfrieden zu stabilisieren. Doch was kann schon Menschen vor Menschen schützen? In dieser Hinsicht ist es natürlich wichtig zumindest die Erinnerung an die Opfer aufrecht zu erhalten, da vor allem in meiner Generation niemand mehr persönlicher Erfahrungen mit den Nazis gemacht haben, Gott sei Dank! Für die Schüler ist es natürlich ein Privileg eine einzigartige Arbeit machen zu können anstatt immer etwas zu lernen , wobei es Tausende Experten gibt , die alles schon erforscht haben. Dieses Thema hat mich auch angeregt nachzudenken, warum gerade diese Menschen solch ein Schicksal erfahren mussten, aber vielleicht müssen wir selbst mit dem heutigen Stand der Wissenschaft eingestehen, dass wir nicht allmächtig sind und in gewisse Vorgänge nicht eingreifen können. Noch nicht zuletzt haben die Nazis eines ganz deutlich gezeigt und zwar welche Fähigkeiten der Mensch hat. Da man keineswegs behaupten kann, dass die Nazis die systematische Ermordung Unschuldiger nicht freiwillig getan haben ist es objektiv betrachtet eine Selbsteinschränkung dews Menschen anderen zu zeigen wie einfach es ist seinen politischen Willen mit Gewalt umzusetzen. Sicher hat es immer Gewalt gegeben, doch selbst die unumstößliche Absicht der Nazis die Juden AUS PRINZIP umzubringen ist doch irgendwie einzigartig. Weiters bin ich der Meinung , dass man diese Epoche der Geschichte zwar niemals emotional verstehen wird, allerdings wissenschaftlich dazu gezwungen wird, wenn man von Zeitgeschichte verstehen möchte. An diesem Projekt können Schüler erfahren wozu sie jeden Tag in der Schule bestrebt sind ihr Wissen zu erweitern, und zwar nicht nur deshalb um eine Prüfung zu bestehen. Ich habe meine Vorleibe zum Stöbern und meine Neugierde ausleben können indem ich die Arbeit der Historiker erkunden konnte. Obwohl man sich bewusst ist, dass die Opfer tot sind können sie in den Herzen der Menschen bei persönlicher Kontaktaufnahme wieder leben. Das wäre mein Herzenswunsch, wenn meinem Leben solch ein jähes Ende gesetzt würde!

4. Botschaften an Hr. Bondy
Wahrscheinlich sind Sie verzweifelt bei dem Gedanken eines Tages mitten aus dem Leben gerissen und ins Unbekannte verschleppt zu werden. Die Fragezeichen müssen doch über den Kopf steigen, oder hatten Sie Ihr Leben schon abgeschlossen? Für mich ist es unvorstellbar was Sie erlebt haben , wie ein böser Traum. Die Hoffnung ist doch das Einzige was einem noch bleibt wenn das Leben nur mehr an einem Faden hängt, dem Glück. Sie sind auf unmenschlichen Viehwagen zurück in Ihre Heimat transportiert worden, die Kindheitserinnerungen haben Sie geplagt und doch waren Sie so weit entfernt von der unbeschwerten Jugend. Etwas muss ich Ihnen noch anvertrauen: Ich hätte Sie gerne kennen gelernt und bewundere Sie! Wie kann man in solchen Situationen noch weiter kämpfen bis ans Ende? Ich hoffe zutiefst, dass Sie im Jenseits ein vollendetes Leben führen können und all diese Erinnerungen für immer vergraben sind. Jetzt, wo ich mich mit solchen Dramatiken beschäftige, wird mir erst richtig klar wie gut ich eigentlich leben kann. Eine Erkenntnis muss der Mensch bei aller Intelligenz erlangen: Zufrieden sein! ICH WERDE SIE NIE VERGESSE, verspreche ich Ihnen. Was mich auch sehr betrifft, ist Ihr Wohort gerade mal einen Kilometer von meinem entfernt. Sie waren ein und gegangen genau dort wo ich heute stehe. Warum kann man die Geschichte denn nicht zurückspulen und alles Rückgängig machen? Aber wahrscheinlich wurden die Menschen sogar das missbrauchen.

Zurück zur Übersicht