Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Franziska Roidmaier verfügbar:

geboren am 03.03.1898 in Munderfing
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation derzeit nicht bekannt- Deportationsdatum unbekannt -
gestorben in Auschwitz am November 1
Die Recherche wurde von Christine, übernommen.

Es wurden bei der Recherche auch Bilder gefunden (8) - Bilder ansehen Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Franziska Roidmaier wurde als erstes eheliches Kind der Ehegatten Josef und Theresia Nandlinger geboren. Sie besuchte bis zu ihrem 14. Lebensjahr die Volksschule in Munderfing. Ihr Schulfortgang war gut. Nach Schulaustritt kam sie zu einem Bauern als Kindsdirne und verblieb dort als Magd bis zu ihrer Verehelichung im Jahre 1930. Der Ehe mit ihrem Mann Karl entsprossen 6 Kinder. Sie gehörte nie einer politischen Organisation an, von 1927-1930 war sie lediglich Mitglied des katholischen Caritasverbandes.
1933 oder 1934 beschäftigte sich Frau Roidmaier erstmalig mit den Schriften und der Bibel der Internationalen Bibelforschervereinigung (IBV). Sie besuchte mit ihrem Mann und anderen Glaubensanhängern Hausandachten. Sie wussten, dass nach der Machtübernahme der Nationalsozialisten die Betätigung für die IBV verboten war. Die Schriften der IBV erhielt sie jedoch weiterhin. 1935 trat Frau Roidmaier aus innerer Überzeugung aus der katholischen Kirche aus, wurde aber nicht als Zeugin Jehovas getauft. Bei einem Gespräch mit einer Glaubensschwester am 12.6.1940 erklärte Frau Roidmaier, sie würde keinesfalls eine Erklärung unterschreiben, dass sie sich nicht als Zeugin Jehovas bekenne und sich für diese Sekte nicht mehr betätigen würde.
Franziska wurde gemeinsam mit ihrem Mann am 12.6.1940 um 16 Uhr festgenommen.

Christine Schrattenecker, 3b
HS Munderfing



Brief an Frau Roidmaier, den sie während ihrer Haft im Linzer Polizeigefängnis erhielt:

Sohn Berti und Maria Berner an Franziska Roidmaier

Frie(d)burg, 3.7.1940

Liebe Mutter!
Ich habe Deinen schönen Brief mit großer Freude erhalten. Wir sind alle gesund. Uns geht’s immer gut. Liebe Mutter die kleine Anni läuft gebald. Die ist sehr dick und brav. Ist der Liebling von der Pflegerin. Liebe Mutter, wann kommst du wieder? Anni wird Dich nicht mehr kennen, da sie nur bei der Pflegerin sein will. Unsere Pflegerin ist Maria Berner, Armenhausköchin, Frie(d)burg N. 18 Ob. Donau. Du wirst sie ha kennen, weil du uns in die Hand gegeben hast. Sie hat sehr viel Arbeit für den Kindergarten zu übernehmen. Liebe Mutter schreibe bald wieder. Aufs Wiedersehen. Sie ist sehr brav.
Das hat Dein Berti geschrieben.


Liebe Frau Roidmaier
Haben heute Deinen lieben Brief dankend erhalten. Kann Dir mitteilen, daß Du bald kommst, denn die Kinder haben eine große Freude, wenn Ihr wieder beisammen sein könnt.
Recht viele grüße sendet Dir
Maria Berner
Heil Hitler
Maridi, Karli, Fani u. Resi gehen fleißig in Kindergarten, sind sehr lustig.
Anni ist mein Liebling, sitzt schon ganz allein, wird bald laufen.
Auf ein baldiges Wiedersehen.
Ich habe sehr viel Arbeit kann nicht mehr schreiben



Der Brief an den/die Ermordete/n :

Munderfing, am 26.3.2003


Sehr geehrte Frau Roidmaier!

Wir haben uns in den letzten Wochen intensiv mit Ihrem Schicksal und dem Ihrer Familie beschäftigt.

Als wir Ihre Tochter Anna Krifta zu uns an die Schule als Zeitzeugin einluden, waren wir sehr gerührt. Sie erzählte uns von ihrer Kindheit und Jugend. Aus ihren Erzählungen erfuhren wir, was mit Ihren sechs Kindern geschah, nachdem Sie und Ihr Mann in einem Lastwagen mit anderen Glaubensgenossen abtransportiert worden waren.
Ihre Kinder weinten herzzerreißend und waren untröstlich, als die fremden Männer kamen und sie von ihren Eltern getrennt wurden. Mit einem Geländewagen brachte man Ihre Kleinen in das Armenhaus nach Friedburg, wo sich die gutmütige Frau Berner ihrer annahm. Sie betreute sie, als ob es ihre eigenen Kinder wären. Besonders ihr jüngstes Kind, die niedliche Anna, wuchs ihr besonders ans Herz.
Aber den Älteren fehlten die Eltern furchtbar. Immer wieder erkundigten sie sich bei Familie Berner, wann die Eltern wieder kommen würden. Besonders der kleine Berti schrieb immer wieder Briefe an Sie und an Ihren Mann.
Auch Ihre Eltern waren sehr besorgt um Sie, besonders Ihre Mutter.

Wir Schüler waren sehr betroffen von Ihrem Schicksal. Wir können uns gar nicht vorstellen, wie schrecklich es sein musste unter solchen Umständen zu leben. Wie entwürdigend muss es doch sein, wenn man sich nicht frei zu seinem Glauben bekennen darf und seine Meinung nicht frei äußern kann.

Trotzdem kamen wir nach langen Diskussionen zu dem Entschluss, dass wir es nicht über das Herz gebracht hätten unsere Kinder zu verlassen.

Freundliche Grüße dorthin, wo immer Sie jetzt sein mögen!!!


Nora Löchli und Kerstin Mangelberger, 3b
HS Munderfing

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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