Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Martha Fränkel verfügbar:

geboren am 26.09.1908 in
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Prag nach Theresienstadt am 06.03.1943
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Lisa, 14 Jahre, HS Ottensheim, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Martha Fränkel ist nach Aussage von Frau Jungwirth in Linz zur Welt gekommen, und zwar am 26.09.1908.Ihr Mädchenname ist Waldstein, ihre Eltern kamen laut Fr. Jungwirth 1904 aus der Tschechoslowakei nach Österreich. Wir wissen aber aus ihrem Trauungsschein, dass sie in Strobnitz zur Welt kam. Es gibt laut unserer Recherche keinen Hinweis darauf, dass sie hier geboren und zur Schule gegangen ist. Erst 1930 beantragt ihr Mann für sie und ihn die Österreichische Staatsbürgerschaft.
25.3.03: Gespräch mit Frau Jungwirth, deren Mutter Irma Pöschl eine Cousine von Martha Fränkel war:
Martha arbeitet bei ihrem Mann mit. Als sie 23 Jahre ist, bekommt sie ein Mädchen: Ilse. Es ist ein liebes, hübsches, lebhaftes Kind. 1938, kurz bevor die Familie alles zurücklassen muss, wird ihre zweite Tochter Dorothea im Diakonissen-Krankenhaus geboren. Die Familie war gastfreundlich, Frau Jungwirth erinnert sich an die Einladung bei Familie Fränkel und deren schönen Garten.
Am 2.11.38 wird das Haus, das sie mit ihrem Mann gekauft hatte "arisiert". Das heißt, neue Besitzer, Deutsche, bekommen es überschrieben (Karl und Katharina Bartl).
In dieser Zeit befindet sich die Familie in Prag. Wir wissen nicht, wo sie damals gewohnt haben.Wir wissen nur, dass Emil Fränkel seine Familie in Sicherheit bringen wollte. Nur eine einzige Karte erreicht die Familie Jungwirth. Darauf steht, dass die beiden Mädchen krank seien. Am 6.3. 1943, Martha ist 35 Jahre alt wird sie mit ihrer Familie nach Theresienstadt deportiert. Ein Jahr später ist sie wahrscheinlich auch auf dem Transport nach Ausschwitz.

Laut des Trauungsscheines heiratet Martha Waldstein am 27. Mai 1928 den Fabrikanten Emil Moritz Fränkel. Die Hochzeit findet in Krumau ( Böhmen) statt. Anschließend kaufen sie das Haus in der Rudolfstr. 28. Dort wohnt sie mit ihrem Mann.
Am 6, März 1930 bekommt die Familie die Österreichische Staatsbürgerschaft.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Martha!

Ich heiße Katrin Franzen und seit vielen Wochen versuche ich, so viel wie möglich über dein Leben in Erfahrung zu bringen. Folgendes habe ich bereits herausgefunden: Du bist in Strobnitz am 26.9.1908 geboren. Dein Mädchenname war Waldstein, du lebtest mit deinen Eltern in Strobnitz (Böhmen).
Am Sonntag, dem 27. Mai 1928 heiratest du Emil Moritz Fränkel. Er ist Fabrikant und ist geboren und zuständig in Lwow (Lemberg) in Polen. Aber er lebt in Linz an der Donau. 1928 kauft ihr das Haus in der Rudolfstr. 28, wo ihr die nächsten 10 Jahre verbringt. Ihr bekommt am 6. März 1930 die Österreichische Staatsbürgerschaft. Du arbeitest in der Firma deines Mannes mit und bekommst mit 23 Jahren, im Jänner 1930,dein erstes Kind. Ihr tauft das Mädchen auf den Namen Ilse. Sie ist ein hübsches, gesundes, liebes und lebhaftes Mädchen. Mit 30 Jahren, am 10.7.1938 bekommst du dein zweites Kind, Dorothea. Sie kommt im Diakonissenkrankenhaus in Linz zur Welt. Für euch wird es aber nun nach dem Anschluss Österreichs an Deutschland zu gefährlich. Deshalb flieht ihr nur mit dem Handgepäck nach Prag. Am 2.11.1938 ist euer Haus, das du mit deinem Mann gekauft hast, schon "arisiert". Das heißt, es gehört jetzt einer österreichischen, arischen Familie, der Familie Bartl.
Das schöne Leben mit Haus, Garten, Auto und Dienstmädchen ist zerstört. Ihr, die reiche Familie muss flüchten, nur weil sie jüdisch ist! Wo ihr genau nach eurer Flucht gelebt habt, konnten wir nicht herausfinden. Aber am 25.7.1942 schreibst du eine Karte aus Theresienstadt (Ghetto für Juden). Auf der Karte steht, dass es allen gut gehe, nur Dorly war schwer krank und ist ein zartes Kind. Das ist aber das Letzte, was eure Verwandte in Linz von euch gehört haben, denn wir wissen, dass ihr am 19.10.1944 auf dem Transport ES nach Auschwitz seid.
Wir wissen deinen Todestag nicht, aber wir wissen, dass ihr nicht mehr zurückgekehrt seid!

Liebe Martha, seit ich deinen Namen gelesen habe, denke ich an dich und deine Familie.
Ich hoffe, dass es dir dort, wo du jetzt bist, besser geht als in der Zeit, als Hitler in dein Leben trat.

Deine Katrin Franzen

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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