Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Johann Weiss verfügbar:

geboren am 20.06.1898 in Millstatt
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Mailand nach Auschwitz am 06.12.1943
gestorben in Auschwitz am 14.02.1944
Die Recherche wurde von Raisa Dullnig, 15 Jahre, HS3 Spittal/Drau, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Die letzte Wohnadresse von Johann Weiss war die Mariahilferstr. Nr. 41 in 1060 Wien.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Sina Gasser

Auf den Spuren von Johann Weiss!


Unser Team - Melisa, Raisa, Herr Pleßnitzer und ich – begab sich am 26. März auf die Suche nach der Lebensgeschichte seines „Forschungsobjektes“ Johann Weiss. Wir wollten einiges über ihn und sein Schicksal herausbekommen, doch dafür brauchten wir Hilfe. Telefonisch versuchte Herr Pleßnitzer über den Bürgermeister, den Altbürgermeister, den Pfarrer und weitere Personen, alte Einwohner Millstatts zu finden, in der Hoffnung, dass sich jemand an Johann Weiss erinnern kann. Doch die Herren weigerten sich vorerst und ließen uns kalt abblitzen. Einerseits waren mangelnde Zeit, ein Mangel an Information und andererseits der vermeintliche Datenschutz Gründe, um nicht zu den persönlichen Daten der etwas reiferen Bewohner Millstatts zu gelangen. Doch mit Geduld und entsprechender Hartnäckigkeit bekamen wir schließlich Namen und Adressen. Mit einem Datenblatt in der Tasche machten wir uns auf den Weg nach Millstatt.
An diesem Nachmittag lernten wir verschiedene Menschen kennen: alte, schweigende, schlafende, halb tote und auch welche, die verwirrter aussahen, als sie eigentlich waren! Wir hofften, dass wir mehrere Informationen bekommen würden und diese wie Puzzleteile zusammen setzen könnten. Umsonst gehofft! Leider bekamen wir überhaupt keine Auskunft.
Nach den ersten paar Besuchen bei älteren Bewohnern und den Misserfolgen wollten wir aufgeben. Doch wenn man wo ankommen möchte, muss man bekanntlich erst einmal losgehen! Mit diesem Gedanken und viel Humor machten wir uns auf den Weg zu den nächsten Leuten auf unserer „Alte-Menschen-Liste“. Auch die konnten uns leider nicht weiterhelfen. Auf unserem Weg quer durch Millstatt und Umgebung lernten wir auch noch andere interessante Bewohner kennen. Ein alter Mann saß im Lokal und erzählte vieles, nur nichts, was uns interessierte. Eine Dame hatte anfangs keine Sekunde Zeit und plauderte dann doch eine Weile mit uns. Wir lernten sogar eine Frau kennen, die fast alles weiß und fast jeden kennt. Nur Johann Weiss kannte die nicht, und daher konnte sie auch nichts über ihn wissen. Eine steinalte Frau verschlief unseren Besuch prompt, sie bemerkte uns gar nicht.
Unsere Nachforschung war also ein steiniger Weg.
Erfolglos, müde, entmutigt und ein wenig frustriert endete unser „Ausflug“ in Spittal vor unserer ach so geliebten Schule. Doch das Projekt war noch nicht abgeschlossen, wir haben noch aus dem Telefonbuch die Menschen herausgeschrieben, die auch Weiss heißen, und wir riefen sie alle an. Erneut ohne Erfolg!
Wir lassen uns trotzdem nicht unterkriegen, denn wir haben ja noch die Hoffnung, zufällig etwas von Herrn Weiss’ Leben zu erfahren. Trotz aller Anstrengungen haben wir also kaum etwas herausbekommen, doch der Aufwand bezeugt, dass wir uns bemüht und uns reingehängt haben, etwas auszukundschaften.
Trotz dieser Recherchen kamen wir Johann Weiss leider auch nicht näher. Jedoch war unser Engagement nicht umsonst. Wir hatten mit diesem schrecklichen und traurigen Thema zum ersten Mal Berührung. Wir haben uns dank Johann Weiss intensiv damit auseinander gesetzt, und sind uns dabei auch persönlich näher gekommen. Eine völlig andere aber durchaus interessante Art des Geschichteunterrichts.

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Juden, Zigeuner (Roma und Sinti), Behinderte und Homosexuelle - Menschen die einfach nur etwas anders sind.
1939 bis 1945 waren die Zeiten für diese Menschen lebensgefährlich. Millionen von ihnen haben in diesen Jahren ihr Leben verloren.
Bis zu Beginn des 2. Weltkrieges lebten die Juden mit ihren Familien integriert in unsere Gesellschaft, waren Nachbarn, Schulkollegen und Freunde wie andere auch. Doch dann kam Adolf Hitler an die Macht. Wie ein Wahnsinniger verfolgte er mit seinen Helfern das Ziel, sein Volk zur arischen Herrenrasse zu züchten: groß, blond, blauäugig und athletisch. Er selbst war all das übrigens nicht.
Die Menschen wurden aufgehetzt und manipuliert. Plötzlich waren sie etwas besseres, konnte sich ein Arbeiter jedem jüdischen Doktor überlegen fühlen. Sie gehörten zur „Herrenrasse“ und waren allein dadurch wertvoller und hatten das Recht, Juden zu kränken und zu demütigen. Hat man einen Juden oder jemanden der sich mit Juden abgegeben hat verraten, gab es sogar Belohnungen. Millionen von Menschen wurden verfolgt und wie Ungeziefer vernichtet, Freundschaften wurden zerstört, Familien zerrissen und Leben ruiniert.

Tagtäglich sterben Menschen. Wir sind schon so abgestumpft, dass uns solche Tragödien wie Erdbeben, Flugzeugunglücke, Massenunfälle, Kriege, Mord und Totschlag ziemlich kalt und ungerührt lassen. Wir schlagen die Zeitung auf, lesen einen Bericht und sagen: “Oh Gott.“- und wir blättern zum Fernsehprogramm weiter. Doch wenn man versucht sich in die Lage eines einzelnen dieser Menschen zu versetzen und seine Lebensgeschichte geistig zu durchleben, dann bekommt diese Person plötzlich ein Gesicht und einen Namen. Erst dann geht es unter die Haut! Erst wenn man sich vorstellt, dass dieser Mensch unser Onkel, Bruder oder man selber sein könnte, erfasst man, wie unsagbar schrecklich und unfassbar das überhaupt ist.

Aus diesem Grund wollen Melisa, Raisa, unser Lehrer, Herr Pleßnitzer, und ich eine Lebensgeschichte aufrollen und dabei versuchen nachzuempfinden, wie es gewesen sein könnte, als Jude in ein KZ-Lager gebracht, gequält und ermordet worden zu sein. Es ist zwar nur ein einzelner Mensch mit seiner Geschichte, die wir erforschen, aber wir sind nicht alleine! Viele, viele andere Personen interessieren sich genauso für das Leben wieder eines anderen Menschen, und nur so kann man verhindern, dass all das verdrängt oder gar vergessen wird. Man muss es aufarbeiten, sich damit beschäftigen und es in die Welt tragen! Man muss es im Herzen und in der Seele tragen, damit so etwas Schreckliches nie mehr passieren kann. Wir sind die Zukunft und müssen vorbeugen und verhindern! Das fängt beim Rassismus an und endet beim Krieg. Man muss niemanden ablehnen, nur weil er sich durch sein Aussehen, seine Religion oder seine Kultur von uns unterscheidet. Man sollte neugierig und tolerant gegenüber Fremden sein und zu seiner Meinung und zu seinen Gedanken stehen. Wenn man jemanden okay findet, sollte man das auch öffentlich sagen und dazu stehen. Jeder einzelne kann einen Schritt gegen den Rassismus gehen und ihm somit vorbeugen - und gegen eine zweite Judenverfolgung!
Denn nur tote Fische schwimmen mit dem Strom.

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