Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Alice Annamaria Pollak verfügbar:

geboren am 08.10.1916 in Wien
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Auschwitz nach - Deportationsdatum unbekannt -
gestorben in Auschwitz am 27.03.1943
Die Recherche wurde von Kirsten, 14 Jahre, grg 13,wenzgasse 7, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Alice Annamaria Pollak wurde am 08.10.1916 in Wien, Österreich geboren. Die letzte bekannte Wohnadresse war 1130 Wien, St.-Veit-Gasse 56/3. Davor hat sie irgendwann im 6., Mariahilfer Straße 61 und im 15., Mariahilfer Gürtel 35/14 gewohnt. Anscheinend die meiste Zeit mit ihrer Mutter zusammen.
Sie war ein Mischling ersten Grades: Ihr Vater war Jude, ihre Mutter nicht. Sie war römisch katholisch und arbeitete als Laborantin. Alice war Geburtsmatrik der Israelitischen Kultus-Gemeinde Wien (IKG). Angeblich am 11.04.1938 aus der IKG ausgetreten und am 03.05.1939 in der Pfarre Votivkirche katholisch getauft. Ob dies wirklich stimmt, wissen wir nicht. Sie musste zuerst 7 Monate Haft absitzen bevor sie nach Auschwitz, Polen „verfrachtet“ wurde. Dort wurde sie am 27.03.1943 umgebracht. Ihr Tod wurde in verschiedenen Gestapo-Akten erwähnt.

Wir glauben, dass sie vermutlich spätestens ab 1938 keinen Kontakt mehr zu ihrem Vater gehabt hatte und die meiste Zeit mit ihrer nichtjüdischen Mutter verbracht hat. Dadurch hatte sie wohl auch nie das Gefühl, jüdischer Abstammung zu sein, zumal ihr Vater ganz offensichtlich nicht besonders religiös war. (Dem Vernehmen nach war er 1939 auch nicht mehr im Lande, er konnte sich vermutlich retten.)
Alice hat nur einen Fehler gemacht: Nachdem sie im Jahre 1939 nicht diesen demütigenden Zusatznamen 'Sara' von den Nazis annehmen musste und ihre Eltern ohnehin geschieden waren, nahm sie an, dass sie mit ihrer väterlichen Vergangenheit nichts zu tun hätte und dass sie nun zum Tragen eines Parteiabzeichens berechtigt wäre, was für die 'reinen Arier' natürlich ein Affront war. Dafür hatte sie dann auch schwerstens zu büssen.

Ihre Eltern wurden am 23. Dezember 1915 in Wien im Tempel Neudeggergasse 12 getraut. Die Familie wohnte da noch in der Schrankgasse 12, Wien 7. Bereits 1926 gab es eine sogenannte Trennung von Tisch und Bett, wie das früher hieß, rechtskräftig geschieden wurde die Ehe am 20.März 1939 bzw. Auflösung der Ehe am 06.07.1938 und Wiederannahme des früheren Mädchennamens durch die geschiedene Frau gem. § 63 des Ehegesetzes.
Die Zeugen der Geburt von Alice waren die Hebamme Marie Cernjavic´, Gustav Pollak und ?Gerpard? Bettelhaim

Ihr Vater Alfred Pollak: Der Kaufmann wurde am 22. August 1886 zu Wien geboren. Seine Eltern waren Daniel Pollak und Karoline geboren ?Baier/Bauer?. Er war Geburtsmatrik in der Israelitischen Kultus-Gemeinde Wien (IKG) und er war mosaiisch.
Ihre Mutter Anna Maria Jahn: Sie wurde am 21. Februar 1890 zu Wien geboren. Ihre Eltern waren Franz Jahn und Rosalia geboren Auth. Sie war Geburtsmatrik in der Pfarre Währing Nr.1890/61. Sie starb am 19.02.1979 in Wien. Sie war römisch-katholisch und eine Arierin. In einem Gestapo-Bericht stand noch, dass sie verwitwet war. Ob dieser Schäfer vor oder nach Pollak kam und ob er mit Alice in Verbindung stand, wissen wir nicht.

Deportationen aus Österreich nach Auschwitz:
Im Frühjahr 1940 wurde nahe der polnischen Stadt Oswiecim mit dem Aufbau des KZ Auschwitz begonnen, am Gebiet des benachbarten Ortes Brzezinka (Birkenau) wurde ab Herbst 1941 der zweite Teil des Lagers, Auschwitz II/Auschwitz-Birkenau errichtet, wozu später noch das Lager Monowitz (Auschwitz III) sowie 45 weitere Nebenlager kamen. Erster und letzter Kommandant des Lagers war Rudolf Höß.
Die erstmalige Verwendung von Cyanwasserstoffgas zur Menschentötung erfolgte im Herbst 1941 im Block 11, Auschwitz I. Bis Anfang 1942 fiel vor allem eine große Zahl sowjetischer Kriegsgefangener den ab Jänner 1942 im dazu adaptierten Leichenraum des Krematoriums I im Stammlager durchgeführten Morden zum Opfer.
Am 26. März 1942 erreichte der erste vom Reichssicherheitshauptamt (RSHA) im Zuge der "Endlösung der Judenfrage" organisierte jüdische Sammeltransport das KZ Auschwitz. Ab dem Sommer 1942 wurden bei so genannten Selektionen durch SS-Ärzte noch arbeitsfähige Menschen zur Arbeitsleistung ausgewählt, alle übrigen, vor allem alte Menschen und Kinder, wurden sofort in die Gaskammern gebracht.
Im Frühjahr und Sommer 1942 fanden die Morde in zwei - als Bunker 1 und 2 bezeichneten - ehemaligen Bauernhäusern im Lager Birkenau statt, im Laufe des Jahres 1943 wurden in Birkenau vier neue Krematorien mit angeschlossenen Gaskammern errichtet, wo dann nach von der SS selbst errechneten Werten täglich 4.756 Leichen verbrannt werden konnten. Mit dem Näherrücken der Front wollte Himmler die Spuren der Morde verwischen. Nachdem das Krematorium IV im Zuge eines Häftlingsaufstandes am 7. Oktober 1944 gesprengt worden war, wurden die übrigen Krematorien ab November 1944 demontiert. Die Mehrheit der noch vorhandenen Häftlinge wurde in geschlossenen Märschen aus dem Lager Richtung Westen getrieben. Bei der Befreiung am 27. Jänner 1945 fand die Rote Armee noch 7.500 Häftlinge vor. Forschungen der letzten Jahre geben die Mindestzahl der Opfer von Auschwitz mit 1,35 Millionen Juden, rund 20.000 Roma und Sinti, 11.700 sowjetischen Kriegsgefangenen und weiteren 83.000 aus politischen und anderen Gründen nach Auschwitz Deportierten an.
Unter diesen Opfern waren auch Juden aus Österreich. Der am 17. Juli 1942 von Wien abgehende 32. Transport mit ungefähr 1.000 Menschen führte direkt nach Auschwitz. Mehr als 4.100 Österreicher wurden von Theresienstadt, ca. 500 Personen in Einzeltransporten dorthin transportiert. Weiters wurden mehr als 3.700 österreichische Juden aus Frankreich, ca. 350 aus Italien und etwa 260 aus den Niederlanden nach Auschwitz gebracht. Wie viele Österreicher aus anderen Ländern dorthin deportiert wurden, kann nicht genau festgestellt werden, so dass auch keine Gesamtzahl der österreichischen Opfer in Auschwitz angegeben werden kann.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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