Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Manfred Heilpern verfügbar:

geboren am 30.04.1926 in Wien
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Theresienstadt am 24.06.1943
gestorben in Sommerda / Weissensee am 05.04.1945
Die Recherche wurde von Agnes, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Leider konnte ich nicht mehr herausfinden, als ich von "letter-to-the-stars" zugesandt bekommen habe. In unserer Stadt wurden alle Daten über die Nazizeit leider vernichtet, als die Besatzungstruppen einzogen. Klarerweise besonders über jüdische Opfer des Holocaust.
Manfred Heilpern war von Beruf Magistratsbeamter. Anscheinend lebte er in meiner Heimatstadt Waidhofen an der Ybbs. Entsprechend wurde er in das Arbeitslager Gut Sandhof in der Nähe gebracht. Dort befand er sich von November 1940 bis Mai 1942.
Dann wurde er ins KZ Theresienstadt gebracht. Dort wurde er bis Oktober 1944 festgehalten. Dann wurde er ins KZ Auschwitz transportiert, wo er nur etwa einen Monat blieb. Später kam er nach Buchenwald und seine letzte Station war Sommerda, wo er dann am 5. Mai 1945 starb.
Man weiß von einer Schwester namens Ruth, die ins Exil flüchtete und so überlebt hat.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Lieber Manfred!



Dich habe ich gewählt, weil du in der selben Stadt gewohnt hast wie ich.

Hm... was soll ich nur schreiben? Was schreibt man einem Verstorbenen? Einem, der unter diesem Wahnsinn gestorben ist.

Ein Wahnsinn, der nur durch diesen einen Mann ausgelöst, aber in jedem der Menschen war, die ihm gefolgt sind und nur erweckt wurde. Ist dieser Wahn auch in den Leuten heute? Ich fürchte mich davor, dass wieder jemand kommt und ihn wieder auslöst.

Ich weiß, dass niemand gutmachen kann, was dir angetan wurde. Kannst du ihnen trotzdem vergeben? Ich denke, ich kann ihnen dafür vergeben. Vergeben für die Welle, die sie gepackt hat, die Angst, die sie hatten, als sie erkannten, was geschah.

Ich weiß nicht viel über dich und über dein Leben. Vermutlich war es ein ganz normales Leben, bis es eben zu diesem deinem Schicksal kam. Vermutlich hast du dein Frühstück an diesem Tag gegessen, die Morgenzeitung gelesen und unbeschwert deine Liebste mit einem Kuss begrüßt. Wer wusste schon, dass sie plötzlich kommen würden?

Auf der Suche nach einem Sündenbock trifft man am Ende immer auf eine Randgruppe. Auf diejenigen, denen es besser geht, die den Fädenziehern schon lange ein Dorn im Auge sind. Juden traf es schon öfter. Und immer trifft es die Unschuldigen. Traurig...

Leider wurden in meiner Stadt alle Akten über diese Zeit vernichtet, so dass ich nicht viel rausfinden konnte. Im Prinzip gehörten sie alle „dazu“. Aber niemand will es zugeben.

Nun, hier endet mein Brief. Mehr kann ich nicht sagen, das wichtig wäre.



Mögest du jetzt Frieden finden.



Agnes

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

An die Zukunft,



Die Zukunft... was habe ich von diesem Projekt? Ich denke, dass es natürlich für Schüler schwierig ist, bei solch einem Projekt recht viel ausfindig zu machen. Denn was andere Leute nicht ausfindig machen konnten, das bleibt uns erst recht verborgen. Trotzdem war es eine schöne Erfahrung, einmal in der Geschichte zu forschen und zwar nicht nur über gewisse Umstände, sondern über einen einzelnen, einst lebendigen Menschen etwas herauszufinden.

Es bringt einem das Problem stark näher. Und es ist erschreckend zu sehen, was Wut und fehlende Bildung und Willenskraft nicht alles ausrichten können.

Gerade befinden wir uns wieder kurz vor so einer Situation. Vielleicht sieht es im Moment noch nicht ganz nach den Ausmaßen eines Weltkriegs aus, aber jeder Krieg führt uns doch wieder auf diesen Wahnsinn zurück.

Dieses Mal sollte man vielleicht im Vorfeld dagegen arbeiten, als dann später nach den Daten der Opfer zu suchen. Das wäre doch eine nette Verbindung. „Wir sehen, was damals war. Und so was wollen wir nicht wieder haben.“

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