Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Anna Rotter verfügbar:

geboren am 24.07.1889 in Hausbrunn
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Litzmannstadt am 28.10.1941
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Jürgen, HS Hausbrunn, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Anna Rotter wurde am 24. 7. 1889 als Anna Berger in Hausbrunn geboren. Sie ist die Schwester von Leopold Berger (1873-1944), einem weiteren Hausbrunner Holocaust-Opfer. Es fällt allgemein auf, dass Juden fast immer Jüdinnen geheiratet haben.
Adolf und Anna Rotter betrieben in Hausbrunn eine Gemischtwarenhandlung.
Außerdem handelten sie mit Lederwaren (hauptsächlich für den Bedarf der Schuster der Umgebung). Das Geschäft befand sich im Haus Nr. 82 (heute Fleischhauerei Retzl). Die Kaufleute waren bei der Bevölkerung beliebt, oft gab es großzügige „Draufgaben“ bei einzelnen Einkäufen.
Adolf Rotter, seinerseits - laut Heimatrolle - der Sohn von Jakob und Theresia Rotter, war - in Hohenau -„Schächtmeister“ für den Bezirk.Das Schächten hat im Judentum eine lange Tradition - die strengen Vorschriften sind im Talmud niedergelegt. Als Schächten bezeichnet man
das Ausbluten lassen, der zum Verzehr bestimmten Tiere, ohne vorherige
Betäubung. Die Tiere müssen beim Schächten noch gelebt haben, sonst ist
das Fleisch für Juden zum Verzehr ungeeignet. Nur Schächtmeister dürfen
Tiere auf diese Weise töten - sie müssen ethisch einwandfrei beleumundet
sein. Ein geflügeltes Wort besagt:" Es ist im Judentum schwerer ein
Schächter zu werden als ein Rabbiner". Das Ehepaar betrieb außerdem (gemeinsam mit Leopold Berger) einen Ziegelofen, der sich oberhalb des
Hausbrunner Teiches befand. Zu diesem Ziegelofen gehörten auch ausgedehnte Gründe unmittelbar jenseits der Bahnstrecke Hausbrunn - Dobermannsdorf.
Diese Äcker erstreckten sich bis zu den ersten heutigen Einfamilienhäusern.
Immer wieder tauchen (beim Abbruch alter Bauten) Ziegel mit dem Monogramm AR (=Adolf Rotter) auf. Adolf Rotter erlag 1935 einer Blinddarmentzündung. Er liegt auf dem - heute noch bestehenden - Hohenauer "Friedhof der Israelitischen Kultusgemeinde" begraben. Bei meinen Recherchen fand ich einen gut erhaltenen, großen schwarzen Grabstein mit der Inschrift "Adolf Rotter 1885 - 1935" und dem Spruch "Wer im Herzen seiner Lieben lebt, der ist nicht tot, der ist nur fern."
Das Ehepaar hatte 2 Kinder. Irma Rotter (geb. 1916) konnte nach England emigirieren. Eine Beziehung soll daran zerbrochen sein, dass ihr Freund einer Nazi-Familie angehörte. Als einzige Überlebende betrieb Irma Rotter nach 1945 die Besitzansprüche der Familie.
Alfed Rotter (geb. 1918) war geistig behindert und somit nach 1938 doppelt gefährdet. Leider wurde er von den Kindern des Ortes immer wieder gehänselt - aber nur dann, wenn die Mutter nicht in der Nähe war.
Bei den Aussagen der Zeitzeugen zu den Themen „Rotter“ und „Krakauer“ fällt auf, dass es einerseits fast niemand wagte, sich über den Kaufboykott der Nazis hinwegzusetzen, anderseits traten aber auch keine privaten Arisierer auf den Plan. Man schmierte den Satz „Jedes deutsche Schwein kauft bei einem Juden ein“ auf das Geschäft der Familie Rotter.
Dann wurde das Gebäude von der Gemeinde „arisiert“ und unter kommissarische Leitung gestellt. Es stand lange leer, einzelne Teile dienten als Lagerraum.
Die letzte bekannte Wohnadresse von Anna Rotter war Wien 2, Rembrandtstraße 4/6. Die befragten Hausbrunner wissen noch von einem letzten tragischen Detail aus dem Leben der Anna Rotter zu berichten. Ursprünglich sollte nur ihr Sohn deportiert werden. Als man sie dazu bewegen wollte, zu emigirieren, weigerte sie sich, ihr behindertes Kind im Stich zu lassen!!!
Am 28. 4. 1941 wurden Mutter und Sohn von Wien nach Litzmannstadt deportiert.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Zurück zur Übersicht