Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Eugenia Loerber verfügbar:

geboren am 30.11.1907 in Wien
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Borgo S. Dalmazzo via Drancy nach Auschwitz nach am 21.11.1943
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Aline, 14 Jahre, HS Ottensheim, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Eugenia Lorber hieß mit Mädchennamen Hirschhaut und wurde am 30.11.1907 in Wien geboren. Ihre Eltern hieße Abraham Hirschaut und Blima Hirschhaut. Sie hatte auch noch eine jüngere Schwester: Grete Hirschhaut. Sie wohnte in Wien 2, Adambergerstr. 4. Am 16. September 1943 heiratete sieden Rechtsanwalt Oskar Lorber. Sie selbst war Angestellte, vielleicht sogar in der Kanzlei ihres Mannes. Bereits im Sommer 1939 war die Familie nicht mehr in Wien, wahrscheinlich ist sie aus Sicherheitsgründen nach Frankreich geflohen, denn am 15.6.1940 kommt ihre erste Tochter Alice in Nizza zur Welt. Die Familie dürfte wahrscheinlich dorthin vor der Verfolgung der Nazis dorthin geflohen sein. Die Familie war jüdisch. Am 12.7.1943 brachte sie ein zweites Mädchen zur Welt, und zwar in St. Martin de Vesuby, Südfrankreich. Aber auch dort fühlte sich die Familie anscheinend nicht sicher, denn nur zwei Monate nach der Geburt wurde die Familie auf der Flucht in Borgo S. Dalmazzo (Italien) festgenommen, und zwar am 18.9.43. Sie wurden zuerst in das Auffanglager Drancy gebracht und von dort am 21.11.1943 weiterdeportiert nach Auschwitz. Dann verliert sich ihre Spur.

Ihr Mann Oskar Lorber überlebt in diversen Lagern, er verliert seine Frau, seine zwei kleinen Töchter, seine Mutter und seinen Bruder!

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Eugenia Lorber!

Wir sind in der Liste der jüdischen Opfer des Holocaust auf dich gestoßen, weil wir den Namen eines Mädchens fanden, das nur vier Monate alt wurde. Das war deine Tochter Eveline!
Das hat uns so schockiert, dass wir beschlossen, so viel wie möglich über sie und ihre Familie herauszufinden. Du warst ihre Mutter, aber beginnen wir von vorne: Du lebtest mit deinen Eltern Abraham und Blima Hirschhaut in Wien 2, in der Adambergstraße 4. Auch eine kleinere Schwester, Grete, hattest du. Irgendwann in deiner Jugend lerntest du den Rechtsanwalt Oskar Lorber kennen. Er war Jude wie du, ihr habt euch verliebt. Am 16. September 1934 heiratet ihr, da warst du 27 Jahre alt. Nun zieht ihr in ein Haus um, in Wien 1, Salztorgasse 2. Vielleicht hatte da dein Mann auch eine Kanzlei, wir wissen es nicht! Du auf jeden Fall warst Angestellte. Ihr hattet wahrscheinlich ein angenehmes, ganz normales Leben, ihr wart nicht arm. Dann wurde Österreich an das Großdeutsche Reich eines Adolf Hitlers angeschlossen und euer Leben jäh unterbrochen. Für Juden war es plötzlich gefährlich in Wien zu leben. So habt ihr euch vermutlich dazu entschlossen, nach Frankreich, wie so viele andere Juden auch, zu fliehen. Im Sommer 1939 wart ihr auf jeden Fall nicht mehr in Wien. Ihr habt geglaubt, Frankreich bedeutet für euch Sicherheit. Wir wissen nichts über euer Leben dort, nicht wie ihr diese Zeit erlebt habt, denn Flüchtende hinterlassen selten bleibende Spuren. Aber zwei dieser Spuren haben wir gefunden - nämlich die Geburt eurer Töchter. Die erste Tochter Alice kam in Nizza am 15.6.1940 zur Welt. Damals warst du 33 Jahre alt. Drei Jahre später, am 12.7.1943 kommt deine zweite Tochter Eveline in St. Martin de Vesuby zur Welt. Daran erkennt man, dass ihr auf der Flucht wart, nirgends lange geblieben seid, wahrscheinlich war es zu gefährlich!
Auch nach der Geburt deiner Tochter, sie war gerade drei Monate alt, musstet ihr weiter, denn am 21.11.1943 werdet ihr in Italien auf der Flucht in Borgo S. Dalmazzo von den Nazis gefangengenommen und via Drancy nach Auschwitz gebracht. Es war der 7.12.1943. Deine Kinder waren gerade mal drei Jahre (Alice) und vier Monate (Eveline) alt!
Deinen eigenen Todestag wissen wir nicht, wohl aber den deiner Kinder: es war der 10.12.1943 - das heißt sie wurden gleich nach ihrer Ankunft in Auschwitz vergast. Das muss der schrecklichste Augenblick deines Lebens gewesen sein. Ich hoffe für dich, dass du in diesem Augenblick bei ihnen warst, denn dass du auch selber Opfer wurdest, wissen wir sicher.
Das schrecklichste ist, dass dein Mann Oskar Lorber mehrere Konzentrationlager überlebt hat. Er musste weiterleben, in der Gewissheit, dass seine Frau, seine beiden Töchter, seine Mutter und sein Bruder brutal und sinnloserweise umgebracht wurden, und das nur, weil sie Juden waren! Mit welcher Wut, mit welchem Schmerz musste er fertig werden und weiterleben!

Liebe Eugenia, ich denke an dich, seit ich das erste Mal deinen Namen gelesen habe und Schritt für Schritt deinen Lebens- und Leidensweg erfahren habe.
Auch wenn ich kein Foto von dir und deinen Kindern gesehen habe, bist du in meinem Herzen. Ich bete für dich und für alle, die ein ähnliches Schicksal erleiden mussten. Möge sich so etwas Schreckliches nie wieder ereignen!

Deine Jutta Rabeder

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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