Folgende Informationen sind von
Markus Gaba verfügbar:
geboren am |
22.02.1875 in |
letzte bekannte Wohnadresse |
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andere Wohnadresse(n) |
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Deportation |
von Wien nach Izbica am 09.04.1942 |
gestorben |
- Todesdatum unbekannt -
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Die Recherche wurde von
Ines, 12 Jahre, SchülerInnenschule,
übernommen.
Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:
!!!Danke!!!
Ich danke all den Leuten die es mir ermöglicht haben nicht im Krieg zu leben oder in einer rassistischen Gesellschaft. Unter anderem hat das was mit meiner Erziehung durch meine Mutter zu tun und dass sie mich so erzogen hat, dass ich kein rechtsradikales Arschloch geworden bin.
Unter anderem hat das was mit meiner Schule zu tun, die Rassismus über alles hasst.
Und alle Menschen, egal wie sie aussehen oder was sie für eine Hautfarbe haben, respektieren.
Ich bin total glücklich, dass ich in diese Schule geh, auch wenn mich manche dort nicht so gern haben. Ich bin deswegen so glücklich, weil man sich dort seine eigene Meinung bilden kann und die auch sagen kann, dann bin ich noch glücklich, weil einfach alle in diese Schule gehen, ob schwarz, weiß, karamel, kaffeebraun oder grün. Es gehen einfach alle in die Schule, es ist auch egal, welcher Religion sie angehören, ob sie blind sind oder nicht, ob sie gehen können oder nicht, es ist ganz egal und deswegen bin ich so zufrieden. Man hat einfach viel mehr Möglichkeiten, wenn man in so eine Schule geht, weil man dann die verschiedensten Leute kennenlernt.
ICH DANKE EUCH ALLEN VON GANZEM HERZEN, DASS IHR MICH NICHT SO HABT WERDEN LASSEN WIE DIE DAMALS IM 2. WK WAREN UND DASS AUS MIR KEIN RECHTSRADIKALES ARSCHLOCH GEWORDEN IST
DANKE
Ps.: Ich finde es ganz toll, dass die Schule dieses Projekt gemacht hat und ich finde es total super, dass ich die Chance hatte, da mitzumachen.
Geschrieben und recherchiert von Ines Anderle mit freundlicher Unterstützung von meiner
Mutter Brigitte Anderle
Markus Gaba
Du bist am 22.02.1875 in Wien geboren. Gewohnt hast du in der Leopoldsgasse 16/24 im 2 Bezirk in Wien. Dein Haus ist und war sehr schön. Die Haustür ist eine Glasscheibe mit schwarzem Geschnörksel oben drauf, es ist eine schöne Tür, durch die du tagtäglich rein und raus gegangen bist. Es ist eine schöne Gegend, in der du gewohnt hast, bis zum 09.04.1942. An diesem Tag wurdest du von Wien nach Izbica deportiert.
Vielleicht nur kurze Zeit bevor du deportiert worden bist, warst du noch mit deiner Freundin im Kino und hast dir „Illusion“ oder „Glück im Schloß“ angesehen. Ich kann es nicht wissen. Vielleicht hast du dir auch gar nichts angesehen. Vielleicht musstest du dich auch vor der SS oder anderen Leuten verstecken. Das glaube ich nämlich eher. An dem gleichen Tag sind auch eine Menge Freunde und Nachbarn deportiert worden, so wie z.B. Mathilde Abrahamowicz, eine Nachbarin von dir.
Es ist vor allem schlimm, dass du gleich zweimal so viel Leid erdulden musstest. Da du im 1. WK schon 40 Jahre alt warst, hast du 2 mal um dein Leben kämpfen müssen. Du hast in deinem ganzen Leben nichts als tote Menschen gesehen. Ich würde sagen, du hattest eine Menge Lebenskraft und hast viel über dich ergehen lassen müssen. So ein Mensch wie du warst, wäre in der heutigen Gesellschaft nahezu perfekt, du würdest wahrscheinlich alles schaffen mit der Kraft und der Ausdauer, mit der du gelebt hast, das ist ein Wahnsinn. Aber vor allem ist es arg, in welcher Angst du gelebt haben musst und du hattest trotzdem diese Wahnsinnskraft.
Izbica war ein Ghetto in das ca. 4.000 Juden aus Wien deportiert worden sind, unter anderem auch du . Am Anfang war es nur als Ghetto gesehen, nach kurzer Zeit aber war es ein sogenanntes Wartelager für das Vernichtungslager Belzec in der Nähe von Lublin in Polen .
Der Ort Izbica liegt etwa 18 km südlich der Kreishauptstadt Kransnystow.
Offensichtlich um Platz für die Neuankömmlinge zu schaffen , wurden bereits am 24. März 1942 ca. 2.200 Menschen aus Izbica in das Vernichtungslager Belzec deportiert.
Leider hab ich über dein Leben selber nicht besonders viel rausbekommen, aber ich habe sehr viel über die wichtigen Tage deines Lebens rausbekommen, wie z.B. deinen Geburtstag.
Das ist deswegen wichtig, weil du in dieser Zeit gelebt hast und ich über dein Leben und die Gesellschaft in der du gelebt hast, nur aus der Zeitung was erzählen kann.
An deinem Geburtstag, den 22.02.1875, hat der Kaiser (den gab es nämlich zu der Zeit noch) die Leopoldstadt besucht. Das war für die Gesellschaft damals sehr wichtig, weil sie den Kaiser verehrt haben und weil er ein sogenanntes altes Geschlecht war. Allerdings haben nicht alle Leute von damals den Kaiser verehrt, manche haben ihn gehasst. Das waren dann die Leute, die sich ihr Leben nicht vorschreiben lassen wollten.
Ansonsten haben sie sehr viel über die geheime Krankheit berichtet. Eine
Geschlechtskrankheit namens Syphillis. Ich kann für dich nur hoffen, dass du diese Krankheit nicht gehabt hast, da an dieser Krankheit sehr viele Menschen gestoben sind. Und ich hoffe nur, dasa zu dem ganzen Leid, das du erleben musstest, nicht auch noch diese Krankheit dazukam.
In der Zeitung wurde auch berichtet, dass es Steuererhöhungen geben sollte, was nie sehr gut ist, vor allem nicht, wenn die Menschen fast nichts haben, so wie damals.
Rechercheschritte:
Besuch der letzten Wohnadresse: 2., Leopoldsgasse 16/24, kein Ergebnis
Alle Gabas in Wien durchtelefoniert: kein Ergebnis, die Leute kennen ihn entweder nicht oder blocken ab.
Alle Links und Recherchetipps von "Letter to the stars" viele Stunden durchsucht: Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands (altes Rathaus), www.doew.at: am Telefon sehr freundlich, Auskünfte aber nur schriftlich oder persönlich, Geburts- und Deportationsdatum;
Auf der Web-Site viele Infos und Fotos über Izbica gefunden.
Die Israelitische Kultusgemeinde verweist wieder auf die Web-Site von "Letter to the stars";
Auf der Österreichischen Nationalbibliothek sind sie sehr freundlich und hilfsbereit: Abt. Mikroformen und AV-Medien: lassen aber Jugendliche erst ab 14, 15 alleine an die Mikrofilm-Maschinen.
Von 1875 gibt es nur das "Neue Wiener Tagblatt", (ein demokratisches Organ) im Archiv.
1942: "Wiener Kronen Zeitung" und "Neues Wiener Tagblatt", beides schon in heutigen Druckbuchstaben;
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Der Brief an den/die Ermordete/n :
Lieber Markus!
Ich weiß gar nicht, wie ich das beschreiben soll, so sehr bedrückt mich das, was dir und einer Menge anderer Leute passiert ist. Ich finde es auch schade, dass die Menschen heutzutage nichts gelernt haben. Nichts ist vielleicht übertrieben, weil es Rassismus, so wie du ihn kannstest, heute in Österreich fast nicht mehr gibt.
Aber leider gibt es auch heute Menschen, die ausländerfeindlich sind, die schauen dann andere schief an (wenn es gut geht, wenn es schlecht geht, beginnen sie zu stänkern oder überhaupt zu schlagen, manchmal, bis jemand tot ist!). In Sachen Krieg haben die Menschen nichts oder nur wenig dazugelernt! |
Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):
Liebe Zukunft!
Im Moment ist gerade Krieg gegen den Irak und es werden wieder eine Menge unschuldiger Frauen, Männer und Kinder umgebracht.
Ich weiß Gott sei Dank nicht, wie es ist, wenn man im Krieg lebt, aber ich bin auch schon so geschockt genug.
Ich würde mir für die Zukunft so sehr wünschen, dass es keinen Krieg mehr gibt.
Ich finde es einfach unnötig, Menschen wegen ihrer Hautfarbe zu töten oder weil sie eine andere Meinung haben oder überhaupt wegen irgend etwas. Es ist einfach nicht o.k., dass Menschen getötet werden.
Es wird wahrscheinlich nicht passieren, dass es keinen Krieg mehr gibt, weil die Menschen einfach zu dumm sind zu checken, dass es total blöd ist, Menschen zu töten.
Aber ich kann mir wünschen, dass so etwas wie der 2. Weltkrieg nie wieder passiert. Und meine Hoffnungen und Wünsche kann mir keiner nehmen. Nicht einmal jemand, der mich töten will!
Ines |
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