Folgende Informationen sind von
Luise Kautsky verfügbar:
geboren am |
11.08.1864 in Wien |
letzte bekannte Wohnadresse |
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andere Wohnadresse(n) |
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Deportation |
von Westerbork nach Auschwitz- Deportationsdatum unbekannt - |
gestorben |
in Auschwitz am 01.11.1944
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Die Recherche wurde von
Stefanie, 17 Jahre, BG Rein,
übernommen.
Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:
Luise Kautsky
(11.08.1864 – Dezember 1944)
Luise Kautsky wurde am 11. 08. 1864 als Luise Ronsperger in Wien geboren. Ihre Eltern besaßen eine Konditorei und schon in ihrer frühen Kindheit arbeitete sie im elterlichen Betrieb mit. Ein für Luise Kautsky äußerst tragisches Ereignis in der Kindheit war der Selbstmord ihres Vaters.
Als erwachsene Frau bekannte sich Luise Kautsky zum Sozialismus und arbeitet als Übersetzerin und Publizistin. 1890 heiratete sie Karl Kautsky, einen der bedeutendsten Theoretiker des Marxismus. Luise und Karl Kautsky ziehen als frisch vermähltes Ehepaar nach Stuttgart, wo Karl Kautsky die „Neue Zeit“ gründet und herausgibt. Luise wird in diesem Zusammenhang die wichtigste Mitarbeiterin ihres Ehemanns, denn sie liest, beurteilt und überarbeitet die Artikel von Karl und ist gleichzeitig als Übersetzerin von englischen und französischen Arbeiten sehr erfolgreich. Außerdem schreibt Luise Kautsky immer wieder biographische Arbeiten über Mitglieder der sozialistischen Bewegung und schreibt Artikel für die Frauenzeitschrift „ Die Gleichheit“.
Aufgrund von starken Meinungsverschiedenheiten, trennen sich Luise und Karl Kautsky kurzfristig und Luise lebt mit einem anderen Mann zusammen. Eine Frau die Luise Kautsky während ihres ganzen Lebens kannte war Rosa Luxemburg. Die beiden Frauen waren lange Zeit trotz unterschiedlicher politischer Auffassungen eng miteinander befreundet. Zum Beispiel während des ersten Weltkrieges versuchte Luise Kautsky alles um ihrer Freundin Rosa Luxemburg, die im Gefängnis war, das Leben zu erleichtern. Es war auch Luise Kautsky, die all die Briefe die Rosa Luxemburg aus dem Gefängnis schrieb, veröffentlichte. Allerdings zerbricht diese Freundschaft während der Novemberrevolution 1918.
Luise Kautsky arbeitete auch für kurze Zeit als Abgeordnete für die USPD in Berlin in der Stadtverordnetenversammlung. 1924 übersiedelte das Ehepaar Kautsky mit ihren 3 Söhnen nach Wien und Luise und Karl ziehen sich aus der Parteipolitik zurück. Aber nach dem Einmarsch der deutschen Truppen in Österreich emigriert zuerst Karl Kautsky und später auch Luise Kautsky in Exil in Amsterdam. Luise Kautsky lehnt den Rat zu ihren beiden in den USA lebenden Söhne zu fahren ab, da ihr 50 jähriger Sohn Benedikt im KZ Buchenwald inhaftiert worden war und sie in großer Sorge um ihn war. Ihr Ehemann Karl Kautsky stirbt kurz nach der Ankunft in Amsterdam am 17 Oktober 1938. Und auch Luise Kautsky wurde kurz nach ihrem 80. Geburtstag, von der Gestapo aufgespürt und zuerst in das Durchgangslager Westerbork und dann in das KZ Auschwitz- Birkenau gebracht. Auch ihr Sohn Benedikt war mittlerweile nach Auschwitz gebracht worden und so müssen Mutter und Sohn nur wenige Kilometer voneinander entfernt gewesen sein. Am 28. November 1944 wird der Krankenbau in dem sich Luise Kautsky befand in ein Zigeunerlager verlegt wo sie im Dezember 1944 stirbt.
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Der Brief an den/die Ermordete/n :
Gratkorn, am 04.05.03
Sehr geehrte Frau Luise Kautsky
Hier sitze ich und versuche zu verstehen und mir vorzustellen was Ihnen und Tausenden anderen Juden widerfahren ist: Aufgrund Ihrer politischen Tätigkeit, Ihrer marxistischen Überzeugung und Ihrer Religionszugehörigkeit wurden Sie gefangen genommen und in ein Konzentrationslager deportiert. Doch als sei das noch nicht genug Leid für Ihre Familie, wurde schon einige Zeit, bevor Sie verhaftet wurden, Ihr Sohn Benedikt in ein Konzentrationslager deportiert. Was muß in Ihnen als Mutter wohl vorgegangen sein, als Sie miterleben mußten, wie Ihr Sohn weggebracht wurde und Sie absolut nichts unternehmen konnten? Wieviel Stunden müssen Sie in Sorge um das Wohl ihres Kindes verbracht haben? Wie schrecklich müssen Sie sich gefühlt haben, als Sie und Ihr Sohn, beide im Konzentrationslager Ausschwitzt waren, jedoch durch unüberwindbare Stacheldrähte getrennt wurden?
Haben Sie sich in dieser Situation niemals gefragt, wie Ihr Leben ausgesehen hätte, wenn Sie nicht jüdisch gewesen wären oder Sie Ihre marxistischen Ideologien aufgeben hätten? Ihr Leben war bestimmt nicht einfach; und trotzdem bezweifle ich, dass Sie glücklicher gewesen wären, hätten Sie sich an das Regime Hitlers angepaßt und das woran Sie davor immer geglaubt hatten, aufgegeben hätten. Denn was ist das schon für ein Leben, wenn man nicht so leben kann und darf, wie man gerne würde?
Während Ihres ganzen Lebens haben Sie gekämpft: zuerst für Ihre politische Überzeugung, dann für Ihre Freundin Rosa Luxemburg und schlußendlich um Ihr Leben und Ihre Freiheit. Und trotz all der Schwierigkeiten, mit denen Sie es in Ihrem Leben aufnehmen mußten, haben Sie nie aufgegeben. Als sich Ihnen, im Exil in Amsterdam, kurz vor dem Einmarsch Hitlers, die Chance zur Flucht nach England oder in die USA bot, entschlossen Sie sich zu bleiben. Wahrscheinlich war es die Sorge um Ihren jüngsten Sohn im Konzentrationslager, die Sie zu dieser, für Ihr weiteres Leben bedeutenden Entscheidung, brachte. Ich frage mich, ob Sie, als Sie dann mit 80 Jahren in das Konzentrationslager gebracht wurden, bereut haben, die Chance zur Flucht nicht genützt zu haben? Diese Frage führt dann jedoch gleich zur nächsten: Konnten Sie, zu der Zeit als Sie sich zum Bleiben entschieden, überhaupt wissen, wie schlimm es für Sie noch werden würde? Mit größter Wahrscheinlichkeit nicht. Es muß für einen Menschen unvorstellbar sein, dass Mitmenschen so grausam sein können, andere wie Tiere in Stacheldraht umzäunte Gehege zu sperren, um sie dann auf eine unmenschliche grausame Art sterben zu lassen.
Wie haben Sie sich wohl gefühlt als Sie, nach Monaten des Versteckens von der Gestapo gefunden und verhaftet wurden? Hatten Sie Angst oder waren Sie einfach nur froh, dass das davonlaufen für Sie nun ein Ende hatte. Ich denke mir, es muß für Sie, aufgrund Ihres doch schon recht beträchtlichen Alters, eine große Anstrengung gewesen sein, ständig im Untergrund zu leben und zu hoffen, dass Sie nicht entdeckt wurden. Wußten Sie, was Sie im Konzentrationslager erwarten würde? Wohl kaum, denn ich glaube nicht, dass man sich die Zustände, die in den Konzentrationslagern herrschten, vorstellen kann, ohne jemals dort gewesen zu sein. Auch ich kann mir nur vorstellen und versuchen zu verstehen, welche Qualen Sie in Ausschwitz durchlebt haben müssen, denn wirklich wissen werde ich es nie.
Der Holocaust hat Ihr Schicksal und das Schicksal von Millionen von anderen Menschen bestimmt. Es war eine Zeit, die für uns kaum noch vorstellbar ist und selbst heute scheuen noch viele Menschen davor zurück, die Tatsache, dass Millionen von Menschen aufgrund des Antisemitismus sterben mußten, anzuerkennen. Denn auch heute noch versucht man unter dem Begriff Vergangenheitsbewältigung, den Holocaust aufzuarbeiten. Es wird recherchiert, dokumentiert und bewertet und trotzdem müssen Nachkommen jüdischer Opfer noch immer um Entschädigungen für das, was ihren Eltern, Brüdern oder Schwestern während der NS Zeit angetan wurde, kämpfen.
Und so ist die letzte aller Fragen die es zu klären gib, ob wir aus all den Geschehnissen etwas gelernt haben. Ich glaube sehr wohl, dass die Geschehnisse während des Holocaust die Menschheit etwas gelernt hat. Man hat auf schreckliche Art und Weise gesehen zu welchen Grausamkeiten der Mensch fähig ist, und man ist deshalb, glaube ich, vorsichtiger, welchen Ideologien man sich anschließt. Trotzdem glaube ich nicht, dass wir uns vor einem ähnlichen Ereignis wie dem Holocaust geschützt wägen dürfen. Deshalb ist es, glaube ich, unsere Pflicht gegenüber NS-Opfern wie Ihnen, dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt und etwas ähnliches nie wieder passiert. Dadurch hoffe ich, dass es uns möglich ist, Ihr Leben und Kämpfen zu würdigen und Ihnen die Anerkennung zu geben, die Ihnen während Ihres Lebens nie zuteil wurde.
In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Stefanie Köberl |
Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):
A Letter to the Stars
Gratkorn, am 04.05.03
Sehr geehrte Frau Luise Kautsky
Hier sitze ich und versuche zu verstehen und mir vorzustellen was Ihnen und Tausenden anderen Juden widerfahren ist: Aufgrund Ihrer politischen Tätigkeit, Ihrer marxistischen Überzeugung und Ihrer Religionszugehörigkeit wurden Sie gefangen genommen und in ein Konzentrationslager deportiert. Doch als sei das noch nicht genug Leid für Ihre Familie, wurde schon einige Zeit, bevor Sie verhaftet wurden, Ihr Sohn Benedikt in ein Konzentrationslager deportiert. Was muß in Ihnen als Mutter wohl vorgegangen sein, als Sie miterleben mußten, wie Ihr Sohn weggebracht wurde und Sie absolut nichts unternehmen konnten? Wieviel Stunden müssen Sie in Sorge um das Wohl ihres Kindes verbracht haben? Wie schrecklich müssen Sie sich gefühlt haben, als Sie und Ihr Sohn, beide im Konzentrationslager Ausschwitzt waren, jedoch durch unüberwindbare Stacheldrähte getrennt wurden?
Haben Sie sich in dieser Situation niemals gefragt, wie Ihr Leben ausgesehen hätte, wenn Sie nicht jüdisch gewesen wären oder Sie Ihre marxistischen Ideologien aufgeben hätten? Ihr Leben war bestimmt nicht einfach; und trotzdem bezweifle ich, dass Sie glücklicher gewesen wären, hätten Sie sich an das Regime Hitlers angepaßt und das woran Sie davor immer geglaubt hatten, aufgegeben hätten. Denn was ist das schon für ein Leben, wenn man nicht so leben kann und darf, wie man gerne würde?
Während Ihres ganzen Lebens haben Sie gekämpft: zuerst für Ihre politische Überzeugung, dann für Ihre Freundin Rosa Luxemburg und schlußendlich um Ihr Leben und Ihre Freiheit. Und trotz all der Schwierigkeiten, mit denen Sie es in Ihrem Leben aufnehmen mußten, haben Sie nie aufgegeben. Als sich Ihnen, im Exil in Amsterdam, kurz vor dem Einmarsch Hitlers, die Chance zur Flucht nach England oder in die USA bot, entschlossen Sie sich zu bleiben. Wahrscheinlich war es die Sorge um Ihren jüngsten Sohn im Konzentrationslager, die Sie zu dieser, für Ihr weiteres Leben bedeutenden Entscheidung, brachte. Ich frage mich, ob Sie, als Sie dann mit 80 Jahren in das Konzentrationslager gebracht wurden, bereut haben, die Chance zur Flucht nicht genützt zu haben? Diese Frage führt dann jedoch gleich zur nächsten: Konnten Sie, zu der Zeit als Sie sich zum Bleiben entschieden, überhaupt wissen, wie schlimm es für Sie noch werden würde? Mit größter Wahrscheinlichkeit nicht. Es muß für einen Menschen unvorstellbar sein, dass Mitmenschen so grausam sein können, andere wie Tiere in Stacheldraht umzäunte Gehege zu sperren, um sie dann auf eine unmenschliche grausame Art sterben zu lassen.
Wie haben Sie sich wohl gefühlt als Sie, nach Monaten des Versteckens von der Gestapo gefunden und verhaftet wurden? Hatten Sie Angst oder waren Sie einfach nur froh, dass das davonlaufen für Sie nun ein Ende hatte. Ich denke mir, es muß für Sie, aufgrund Ihres doch schon recht beträchtlichen Alters, eine große Anstrengung gewesen sein, ständig im Untergrund zu leben und zu hoffen, dass Sie nicht entdeckt wurden. Wußten Sie, was Sie im Konzentrationslager erwarten würde? Wohl kaum, denn ich glaube nicht, dass man sich die Zustände, die in den Konzentrationslagern herrschten, vorstellen kann, ohne jemals dort gewesen zu sein. Auch ich kann mir nur vorstellen und versuchen zu verstehen, welche Qualen Sie in Ausschwitz durchlebt haben müssen, denn wirklich wissen werde ich es nie.
Der Holocaust hat Ihr Schicksal und das Schicksal von Millionen von anderen Menschen bestimmt. Es war eine Zeit, die für uns kaum noch vorstellbar ist und selbst heute scheuen noch viele Menschen davor zurück, die Tatsache, dass Millionen von Menschen aufgrund des Antisemitismus sterben mußten, anzuerkennen. Denn auch heute noch versucht man unter dem Begriff Vergangenheitsbewältigung, den Holocaust aufzuarbeiten. Es wird recherchiert, dokumentiert und bewertet und trotzdem müssen Nachkommen jüdischer Opfer noch immer um Entschädigungen für das, was ihren Eltern, Brüdern oder Schwestern während der NS Zeit angetan wurde, kämpfen.
Und so ist die letzte aller Fragen die es zu klären gib, ob wir aus all den Geschehnissen etwas gelernt haben. Ich glaube sehr wohl, dass die Geschehnisse während des Holocaust die Menschheit etwas gelernt hat. Man hat auf schreckliche Art und Weise gesehen zu welchen Grausamkeiten der Mensch fähig ist, und man ist deshalb, glaube ich, vorsichtiger, welchen Ideologien man sich anschließt. Trotzdem glaube ich nicht, dass wir uns vor einem ähnlichen Ereignis wie dem Holocaust geschützt wägen dürfen. Deshalb ist es, glaube ich, unsere Pflicht gegenüber NS-Opfern wie Ihnen, dafür zu sorgen, dass sich die Geschichte nicht wiederholt und etwas ähnliches nie wieder passiert. Dadurch hoffe ich, dass es uns möglich ist, Ihr Leben und Kämpfen zu würdigen und Ihnen die Anerkennung zu geben, die Ihnen während Ihres Lebens nie zuteil wurde.
In Gedenken an die Opfer des Nationalsozialismus
Stefanie Köberl
(stefanie_koeberl@hotmail.com)
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