Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Walter Klein verfügbar:

geboren am 24.08.1929 in
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Theresienstadt am 01.10.1942
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Corina, 17 Jahre, GRG11 Geringergasse 2, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Anfangs stand ich dem Projekt „Letter to the stars“ etwas skeptisch gegenüber. Doch im Laufe der Zeit, fand ich es eigentlich ziemlich interessant. Leider war es für mich sehr schwer Informationen über das Leben meines Opfers herauszufinden. Abgesehen von den wenigen Eckpunkten die mir vorgegeben wurden konnte ich keine Informationen über Walter Klein bekommen. Ich konnte nicht einmal sicher sein Geburtsdatum bestimmen, da auf meinen Abschnitt mit der Kurzinformation nur verschiedene Daten standen. Trotzdem waren die Recherchearbeiten sehr interessant. Als erstes überraschte es mich sehr das Haus, mit der Nummer 238 auf der Simmeringer Hauptstraße, im Zentralfriedhof zu finden. Bis dahin wusste ich nicht, dass es auch Wohnhäuser im Friedhof gab. Bei meinem ersten Besuch sah ich mir nur das Haus an, und versuchte mit einem vorbeikommenden Mieter zu sprechen. Doch leider waren sie nicht besonders gesprächsbereit. Bei meinem zweiten Besuch wagte ich es, an einigen Türen zu läuten. Und tatsächlich öffnete mir nach einigen Versuchen ein etwas älterer Herr. Leider lebte er erst seit dem Jahr 1974 dort. Trotzdem konnte er mir ein wenig über das Haus erzählen. Interessant war, dass laut ihm dieses Haus während dem zweiten Weltkrieg nur eine Werkstatt bzw. ein Wirtschaftsgebäude war. Ich stellte mir natürlich dann die Frage, warum dieses Haus dann die Wohnadresse meines Opfers sein konnte. Leider fand ich auf diese Frage keine sichere Antwort, sondern konnte nur Spekulationen aufstellen. Vielleicht war seine Mutter Hausbesorgerin, oder auch nur Arbeiterin in dieser Werkstatt. Diese Frage werde ich nicht mehr klären können. Der ältere Herr erzählte mir auch noch, dass heute in dem Haus hauptsächlich Türken und andere jüngere Ehepaare leben. Er konnte mir nur den Tipp geben, bei einer bestimmten Wohnung zu läuten, in der ein ehemaliger Portier des Friedhofs lebte. Doch leider hatte ich kein Glück. Ich versuchte diesen Mann anschließend auch noch telefonisch zu erreichen, doch leider hob nie jemand ab.
Es war mir auf Grund des sehr häufig vorkommenden Nachnamens meines Opfers auch nicht möglich Nachkommen ausfindig zu machen.
Obwohl ich bei meiner Arbeit eigentlich an sehr viele Grenzen gestoßen bin, war sie sehr lehrreich. Der ältere Herr aus dem Haus, erzählte mir einige interessante Dinge von früher, auch wenn es nicht unbedingt das war, wonach ich suchte.
Ich finde es irgendwie sehr schade, dass mein Opfer nach nur etwas mehr als 50 Jahren eigentlich vollkommen in Vergessenheit geraten ist.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Lieber Walter,
mein Name ist Corina Korner und ich bin 16 Jahre alt. Ich gehe in ein Gymnasium im 11. Bezirk in Wien und wir beschäftigen uns derzeit im Geschichtsunterricht mit den Themen rund um den 2. Weltkrieg. Unser Professor erzählte uns von einer einmaligen Aktion mit dem Titel „letter to the stars“, bei der Schüler aus ganz Österreich sich mit dem Leben eines bestimmten Opfer des Nationalsozialismus auseinandersetzen. Es war nicht so einfach für mich aus einer Liste von Namen, mit Geburtsdaten, ein Opfer auszuwählen, weil für mich alle Personen ähnlich schienen. Ich habe mich dann aus einem simplen Grund für deine Person entschieden, nämlich weil du dasselbe Geburtsdatum wie mein Vater hast. Das ist zwar nicht sehr ausschlaggebend für deine Geschichte, aber es ist mir einfach ins Auge gestochen. Ich hoffe es macht dir nichts aus, dass ich dich mit „du“ anspreche, aber nach deinem Geburtsdatum nach zu beurteilen, warst du noch sehr jung, als du von zu Hause weg musstest. Leider war es sehr schwierig, etwas über dein Leben herauszufinden. Ich weiß daher nur dein Geburtsdatum, deine Wohnadresse und das Deportationsdatum. Außerdem bekam ich noch die Information, dass deine Mutter Katharina gleichzeitig mit dir nach Theresienstadt deportiert wurde und 2 Jahre später von dort nach Auschwitz.
Ich habe versucht über deiner ehemaligen Wohnadresse einige Informationen herauszufinden. Als ich auf der Suche nach dem Haus auf der Simmeringer Hauptstraße unterwegs war, machte ich mir einige Gedanken, wie es wohl früher hier ausgeschaut haben könnte. Allein in den 16 Jahren, in denen ich hier lebe, hat sich sehr viel verändert. Ich denke du würdest die Gegend hier nur schwer wieder erkennen. Es gibt zahlreiche Geschäfte, neue Wohnhäuser und eine moderne Straßenbahn. Als ich es nach längerem Suchen geschafft habe, die Hausnummer 238 auf der Simmeringer Hauptstraße zu finden, war ich etwas erstaunt, da dieses Haus im Zentralfriedhof liegt. Ich denke, dort hat sich nicht ganz soviel verändert seit deiner Kindheit. Ich habe versucht mit einem älteren Ehepaar, dass vor dem Haus war zu sprechen. Sie wohnten zwar in diesem Wohnhaus, konnten mir aber keine Auskunft geben. Doch ich bin an einem anderen Tag wieder zu dem Wohnhaus im Zentralfriedhof gegangen. Nachdem ich bei einigen Türen vergeblich geläutet habe, machte mir schließlich ein älterer Herr die Türe auf. Er wohnte zwar erst seit dem Jahr 1974 in dem Haus, aber konnte mir ein wenig über die Geschichte des Gebäudes erzählen. Laut ihm war es bis nach dem 2. Weltkrieg eine Werkstatt und ein Wirtschaftsgebäude. Erst nachher wurde es aus Wohnungsmangel zu einem Wohnhaus umfunktioniert. Leider wusste er nichts über ehemalige Mieter. Die restlichen Mieter, die heute in dem Haus wohnen sind Türken, bzw. sehr junge Familien, die mir natürlich nicht weiterhelfen hätten können.
Ich denke, dass deine Mutter vielleicht in dem Haus gearbeitet hat, und dadurch auch dort ein kleines Zimmer hatte in dem du mit ihr gelebt hast. Vielleicht war sie aber auch eine Art Hausmeisterin. Es ist natürlich jetzt schwer mit diesen wenigen Informationen mir dein Leben bis zur Deportation nach Theresienstadt etwas genauer vorzustellen.
Über das Leben in einem Konzentrationslager habe ich natürlich mehr Informationen gefunden. Außerdem wird in der Schule viel erzählt über das Leben im Nationalsozialismus. Ich könnte dir jetzt erzählen, was ich alles über diese Lager weiß und herausgefunden habe. Doch, obwohl das auch eine der Vorgaben war für den Brief, möchte ich darüber nicht allzu viel schreiben. Ich nehme an, dass du ziemlich bald nach deiner Ankunft in Theresienstadt ermordet wurdest, da es üblich war Kinder sofort zu töten. Obwohl es natürlich sehr tragisch ist, dass du nur ein so kurzes Leben haben durftest, denke ich war dein Schicksal noch besser als das mancher anderer, die noch einen längeren Leidensweg im Konzentrationslager durchmachen mussten.
Es ist sehr schwer für mich, mir vorzustellen, wie es wäre wenn ich an deiner Stelle gewesen wäre. Ich denke, auch wenn man noch soviel über die Zeit damals gelesen oder vielleicht auch gesehen hat, ist man trotzdem immer noch weit entfernt das alles wirklich zu verstehen. Jedes einzelne Schicksal der Opfer des Nationalsozialismus wäre es sicher wert, ein ganzes Buch damit zu füllen. Doch das wichtigste ist, so denke ich, dass man die Geschichte nicht verdrängt und versucht sich so gut wie möglich damit auseinander zu setzen. Ich bin auch froh zu der Generation zu gehören, die noch Leute, wie z.B. meine Großmutter, zu kennen, die damals im Krieg dabei waren. Denn meine Kinder werden wahrscheinlich nicht mehr die Gelegenheit haben, mit Zeitzeugen zu sprechen.

Liebe Grüße

Corina

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Obwohl ich noch jung bin und immer wieder Träume und Ziele für meine Zukunft habe, fällt es mir nicht leicht, mir wirklich ein Bild von meinem weiteren Leben zu machen. Noch schwerer fällt es mir, über die Zukunft unseres Landes bzw. unserer Welt nachzudenken. Es heißt immer so schön „aus Fehlern lernt man“ doch ich weiß nicht, ob das bei den Mächtigen dieser Welt auch der Fall ist. In Österreich wird heute sehr viel wert darauf gelegt, die Geschichte rund um den zweiten Weltkrieg aufzuarbeiten. Und natürlich um jeden Preis zu vermeiden, dass so etwas wieder geschieht. Eigentlich ist die Entwicklung im zweiten Weltkrieg vor allem durch Hitler für die ganze Welt ein abschreckendes Beispiel. Und natürlich sagt jeder, dass so etwas nicht wieder passieren darf. Doch was ist mit „so etwas“ gemeint? Die Verfolgung und Vernichtung eines bestimmten Volkes? Die Macht eines einzigen, der nach seinen Interessen lebt? Die Manipulation eines ganzen Staates?
Es ist schwierig, diese Fragen zu beantworten, doch ich denke, für die Zukunft unseres Planeten sind ganz andere Dinge wichtig.
Am Wichtigsten in meinen Augen ist, Kriege zu vermeiden. Ich bin persönlich nicht so sehr interessiert für Politik, und kenne daher auch meistens die Hintergründe eines Krieges nicht. Doch ich weiß dass Kriege immer Leid, Hass, und unschuldige Opfer mit sich bringen. Kriege kommen meiste dann zu Stande, wenn einzelne Staaten, oder eigentlich einzelne Personen, die diese Staaten repräsentieren, versuchen mächtiger als die anderen zu sein. Und ich denke, dass es an diesem Punkt Zeit für Umdenken ist. Meiner Meinung nach, und das ist gleichzeitig auch ein Wunsch von mir an die Zukunft, sollten man versuchen auf der Erde friedlich zusammen zu leben. Ich bin mir sehr wohl darüber bewusst, dass dieser Wunsch vielleicht etwas naiv ist, und ich mir, das etwas einfacher vorstelle als es wahrscheinlich ist, aber trotzdem sollte man es zumindest versuchen.
Wichtig ist in meinen Augen auch, eine gute Ausbildung von jungen Leuten. Es muss nicht jeder ein Akademiker sein, aber es ist wichtig, junge Menschen zum selbstständigen Denken anzuregen. Denn die Naivität der Masse ist sehr gefährlich. Denn lässt sich ein Volk sehr leicht von einem mächtigen Menschen beeinflussen, hat dies oft einen bösen Ausgang. Deshalb wünsche ich mir, dass es gelingt so viele eigenständige Persönlichkeiten mit einer eigenen Meinung auf der Erde zu haben, und diese zu akzeptieren. Außerdem sollte man versuchen, vor allem in Ländern wie Österreich so gut wie möglich die Vergangenheit aufzuarbeiten und mit den jungen Menschen offen darüber sprechen. Durch meine Eltern und auch Großeltern, weiß ich, dass das im Geschichte Unterricht an den Schulen die schrecklichen Ereignisse rund um die Judenverfolgung im Nationalsozialismus einfach totgeschwiegen wurden.
Mein größter Wunsch wäre, dass das ewige Streben nach Macht in allen Ländern ein Ende findet. Durch Akzeptanz auch Außenseitern gegenüber könnte man meiner Meinung nach am meisten erreichen. Denn das Problem ist, dass in unserer heutigen Gesellschaft, einzelne Machthaber ihrer Interessen auf dem Rücken ganzer Nationen austragen.
Auch wenn meine Wünsche sicher etwas sehr weit hergeholt sind, könnte jeder einzelne sich ein bisschen etwas davon zu Herzen nehmen. Außerdem, träumen darf man ja wohl noch, oder….???


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