Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Ernst Lichtenstein verfügbar:

geboren am 28.05.1903 in St. Gallen
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Theresienstadt am 01.04.1943
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Elisabeth, 18 Jahre, HLA f.Land-&Ernährungswi. Graz, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Der Reisende Ernst Liechtenstein wurde am 9.3.1943 „ nach Entlassung aus dem Arbeitshaus“ festgenommen. Er wurde am 1.4.1943 nach Theresienstadt deportiert.
Dies war ein ghettoähnliches Lager im Nordwesten der Tschechoslowakei.

... Theresienstadt wurde Ende des 18. Jahrhunderts von Kaiser Joseph II. als Garnisonsstadt gegründet und nach dessen Mutter, der Kaiserin Maria Theresia, benannt. Im Zweiten Weltkrieg funktionierten die Nationalsozialisten die Stadt in ein Ghetto um, in dem sie 140000 Juden internierten, die meisten aus dem Protektorat Böhmen und Mähren, aber auch aus Mittel- und Westeuropa.

Die Aufsicht über das Ghetto hatte die Zentralstelle für Jüdische Auswanderung ( 1943 Zentralamt für die Regelung der Judenfrage) in Böhmen und Mähren, die ihrerseits dem Reichssicherheitshauptmann (RSHA) unterstand. Verwaltet wurde das Ghetto von der 55 und in Folge befehligt von Siegfried Seidl (November 1941 bis Juli 1943), Anton Burger (Juli 1943 bis Februar 1944) und Karl Rahm (Februar 1944 bis Mai 1945). Tschechische Gendarmen stellten das Wachpersonal. Mit ihrer Hilfe konnten die Juden im Ghetto die Verbindung zur Außenwelt aufrechterhalten. In der "Kleinen Festung" in der Nähe des Ghettos, die der Ghettos in Prag unterstand, befand sich ein Internierungslager für politische Gefangene, nichtjüdische und jüdische, die hauptsächlich aus dem Protektorat kamen. Der Plan der Nationalsozialisten, in Theresienstadt ein Ghetto einzurichten, findet sich zum ersten Mal in einem Konferenzprotokoll vom 10. Oktober 1941 erwähnt. Geplant war, in Theresienstadt die meisten Juden aus dem Protektorat sowie gewisse Gruppen von Juden aus Deutschland und den westeuropäischen Ländern (prominente Personen mit besonderen Verdiensten und alte Menschen) zusammenzuziehen, 2. die Internierten allmählich von Theresienstadt in Vernichtungslager zu deportieren und 3. die Ermordung der europäischen Juden vor der Weltöffentlichkeit dadurch zu verschleiern, dass man Theresienstadt als eine "jüdische Mustersiedlung" präsentierte. Die Führung der tschechoslowakischen Juden unterstützte den Plan, weil sie hoffte, dass die Juden nicht nach Osten deportiert würden, sondern den Krieg über in ihrem Heimatland bleiben könnten.

Die NS-Führung nutzte die vielfältigen Aktivitäten im GhettoTheresienstadt für ihre eigenen Zwecke. Es wurde sogar besonderes Geld für den dortigen Gebrauch gedruckt. Ende 1943, als in der Welt bekannt wurde, was in den Todeslagern geschah, beschloss die NS-Führung, einer Delegation des internationalen roten Kreuzes den Besuch Theresienstadts zu erlauben. ...
Von dort aus wurde Ernst Lichtenstein am 6.9.1943 nach Auschwitz überstellt.
... Im November 1944 wurden angesichts der vorrückenden sowjetischen Armee auf Befehl Heinrich Himmlers die Vergasungen eingestellt und die Gaskammern und die dazugehörigen Krematorien gesprengt. Bis zu diesem Zeitpunkt waren in Auschwitz bereits Millionen Menschen ermordet worden. Am 27. Januar 1945 befreiten sowjetische Truppen das Lager. Das Konzentrationslager Auschwitz ist heute Gedenkstätte und der Name Auschwitz wurde zum Symbol für den Völkermord und den Rassenwahn Adolf Hitler.
Seit 1996 ist der 27. Januar, der Tag der Befreiung des Lagers Auschwitz, in der Bundesrepublik Deutschland offizieller Gedenktag für die Opfer des Nationalsozialismus.
Der Begriff Auschwitz erlangte jedoch mit der Leugnung des Holocaust im Begriff "Auschwitzlüge“ traurige Berühmtheit. Bis heute bestreiten Rechtsextreme die schrecklichen Vorfälle in dem Lage und die Vernichtung der Juden überhaupt. ...
Sein Todesdatum oder irgendwelche Informationen über eventuelle Flucht oder Befreiung sind unbekannt.



Recherche:

Zu Herrn Lichtenstein selbst, habe ich fast gar nichts herausgefunden. Es waren zu wenige Informationen vorhanden und so mancher Behördengang verlief mit einer netten Absage, sie können mir auch nicht weiterhelfen. Einige Mails habe ich auch an die Kleine Zeitung abgeschickt, um zu erfahren, was das Tagesgeschehen war, aber auch diesmal keine Nachricht.
Deshalb bin ich dann zu unserer Regionalzeitung gefahren und habe dort netterweise, ein bisschen in den Zeitungen herumstöbern dürfen. Auch war mir meine Omi dabei behilflich und erzählte mir, wie es in meinem Heimatort zu diesem Zeitpunkt ablief.
Schade, dass es nicht öfters solche Projekte gibt.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Lieber Ernst!

Ich möchte mich kurz vorstellen. Mein Name ist Elisabeth und ich wohne in einer kleinen Gemeinde namens Bad Gams. Sie liegt in der Weststeiermark. Ich bin überall und nirgends und das schätzen meine Freunde an mir.
Warum ich dich ausgewählt habe??
Ich habe nach einer Person gesucht, die in Graz einmal beheimatet war und die einer anderen „Opfergruppe“ angehörte. Da mir der Name Lichtenstein sofort ins Auge fiel und ich dein Foto gesehen habe, dachte ich mir: „ So Lilly, den nimmst du. Warum hat man diesen Mann verfolgt, und vielleicht ermordet?“
Hätte ich allerdings gewusst, dass es sooo schwer ist, etwas über dich zu erfahren, nun, du weißt was ich meine.
Über diesen Brief habe ich mir auch so meine Gedanken gemacht. Schlussendlich habe ich mich dafür entschieden, ihn in einer Art „Brieffreunde-Brief“ zu schreiben. Das DU-Wort ist natürlich gleich miteingeschlossen. So dachte ich mir, wirkt er persönlicher, schließlich habe ich mich ja ein bisschen mit deinen Daten beschäftigt.
Was ich aber nie erfahren werde, ob du eine Familie gehabt hast. Vielleicht sogar eigene Kinder, oder hattest du vielleicht Geschwister?? Geschwister, die einen nerven, oder eine liebevolle Frau??
Dies alles werde ich wohl nie erfahren.
Ich hoffe, dass du nun endlich deinen Frieden gefunden hast und dass du deine LIEBEN nun um dich hast und du keinerlei Schmerzen oder Ängste hast.
Zum Schluss möchte ich dir einen Text aus einem kleinen Bücherl schreiben. Allen meinen Brieffreunden schicke ich immer ein kleines Gebet oder Sprücherl mit. Es beschreibt diejenige Person oder ich wünsche dieser Person etwas. Da wir ja Brieffreunde sind, und wir ja weit voneinander entfernt sind, bin ich mit diesem Spruch/Gebet dann bei dir und es denkt jemand an dich.
Sein Titel: Mit Engeln meditieren
Ich dachte mir, es passt genau für dich

Der Engel der Freiheit

Wir empfinden eine unermessliche Freiheit, wenn wir die Spannung auflösen, die von den niederen Zentren des Bewusstseins erzeugt wird (mit anderen Worten: wenn wir zu sehr an Macht, Geld oder Empfindungen hängen) und ganz einfach zulassen, dass sich die Energien der Seele in unserem Leben manifestieren. Die Freiheit, fördernd aktiv und positiv zu sein, bewirkt, dass wir liebevoll Personen und Situationen annehmen, wie sie sind, hier und jetzt, ohne die Nebenwirkungen negativer, hemmender Reaktionen.

Die liebevolle Energie meiner Seele durchströmt dein Wesen. Du bist frei!!


Alles Liebe
Deine Elisabeth

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Ich würde mir für meine Zukunft, und für die Zukunft aller Menschen wünschen, dass so etwas nie mehr passieren wird. Ein Mann, dessen Hass alle anderen ansteckte und zu nichts führte, außer dass man Menschen verloren hat, die man liebte.
Es passiert genug in unserer Welt, doch wir müssen uns es immer vor Augen führen. Nie darf man diese schreckliche und wüste Zeit vergessen, NIE!!!!
Vielleicht ist diese Aktion ein Anstoss auch für die jüngere Generation einmal darüber nachzudenken und zu hinterfragen.

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