Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Rudolf Gomperz verfügbar:

geboren am 10.03.1878 in Wien
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n) St. Anton
Deportation von Wien nach Maly Trostinec am 20.05.1942
gestorben in Maly Trostinec am 26.05.1942
Die Recherche wurde von Elena, 16 Jahre, BG- Lienz, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Rudolf Gomperz (1870- 1942)

Rudolf Gomperz, geboren am 10. März 1878 in Wien.
Sein Vater, Prof. Dr. Theodor Gomperz, war ein anerkannter Archäologe.
Kaiser Franz Josef I. ernannte ihn zum Hofrat, er war Mitglied der Akademie der Wissenschaft, erhielt das Ehrendoktorat und besaß das österreichische Ehrenabzeichen für Kunst und Wissenschaft.
Seine Mutter Elise war Tochter von Heinrich Sichrovsky, welcher vom Kaiser geadelt worden war.
Die Familie Gomperz gehörte zu den Spitzen der jüdischen Gesellschaft.

Rudolf Gomperz besuchte die Oberrealschule in Wien, studierte anschließend an der Hochschule Bauingenieurwesen. Nach Beendung des Studiums arbeitet er 1904 als Ingenieur bei dem Bau der Bagdadbahn, wo er an Malaria erkrankte.
Zur Erholung wurde er nach St. Anton geschickt, wo es ihm so gut gefiel, dass er länger blieb als es vorgesehen war.
1906 wurde er Obmann des Schiklubs, 1907 Hauptmitglied des Österreichischen Schiverbandes. Er entdeckte die Kandaharabfahrt und machte St. Anton zum Skiparadies.
Am 9. November 1907 heiratete Gomperz Clara Susanna Westphal und im Februar 1911 kam Tochter Thordis Liselotte Ulla zur Welt.
Als 1914 der I Weltkrieg ausbrach, musste Gomperz gleich einrücken, wurde aber als waffenunfähig wieder entlassen. Gleich darauf meldete er sich freiwillig an die Front. Nach dem Ende des Krieges, verlor Gomperz die Reste seines Vermögen durch die Inflation. Er kehrte nicht nach Arlberg zurück sonder ging nach Deutschland wo er in einem Unternehmen als Prokurist wirkte.
1925 ließ er sich von seiner Frau scheiden, heiratete aber noch im selben Jahr Maria Theresia Anna Stecher. 1922 kam Sohn Rudolf Walter und 1925 Sohn Hans Theodor zur Welt.
Im Jahre 1926 wurde Gomperz von den Arlbergern gebeten, in St. Anton den Schisport und den Fremdenverkehr erneut aufzuziehen, so kehrte er mit seiner Familie nach Österreich zurück und wurde diesmal für seine Tätigkeit entlohnt.
Mit seiner Idee eine Seilbahn in St. Anton zu erbauen, fand er zunächst nicht viele Anhänger.
Mit der Machtübernahme Hitlers in Deutschland, begannen auch für Gomperz die Diskriminierungen und so verlor er gleich die Mitgliedschaft des Deutschen Schiverbandes.
Die finanzielle Lage zwang Rudolf Gomperz , erneut in ein Dienstverhältnis zu treten. Er übernahm das Büro des Verkehrsvereins und konnte mit bescheidenen 450 Schilling pro Monat kaum seine Familie ernähren.
Als dann 1937 doch die Galzigseilbahn erbaut wurde, blieb Gomperz, als Dr. Guido Schmidt als deren Pionier lobend erwähnt wurde, still im Hintergrund.
Mit dem Anschluss Österreichs an Deutschland verlor er seine österreichische Staatsbürgerschaft, durfte sich aber noch in St. Anton aufhalten.
Trotz verschiedener Gnadengesuche an den Führer gelang es ihm nicht das Unheil abzuwenden. Zur Sicherheit der Söhne gab Gomperz Ehefrau einen anderen Vater an. Auch der Beitritt beider Söhne zur SS konnte Gomperz nicht retten.
1942 musste er seine Wohnsitz nach Wien verlegen, hatte dort jedoch noch Briefkontakt mit seiner Frau und seinem Sohn Rudi.
Wenige Wochen später wurde er nach Osteuropa deportiert, wo er im Sommer 1942 in einem Vernichtungslager starb.



Dadurch, dass ich Unterlagen (Zeitungsartikel aus „Format“ vom Juni 2001 und das Buch “Wir lebten wie sie“ von Thomas Albrich) zur Verfügung hatte, gab es keine Probleme bei den Recherchearbeiten.




Der Brief an den/die Ermordete/n :

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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