Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Alfred Rotter verfügbar:

geboren am 12.09.1918 in Hausbrunn
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Litzmannstadt am 28.10.1941
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Klemens, HS Hausbrunn, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Großeltern: Jakob und Theresia Rotter
Vater: Adolf Rotter (verst. 1936)
Mutter: Anna Rotter (geb. Berger)
Alfred Rotter wurde am 12. 9. 1918 in Hausbrunn geboren. Seine Schwester Irma war 2 Jahre älter als er. Da der Vater bereits 1936 (an einer Blinddarmentzündung) verstarb und Mutter und Sohn zu den 7 Hausbrunner Holocaust-Opfern zählen, war die Tochter das einzige Mitglied der Familie, das (in der Emigration in Großbritannien) überlebte und Ersatzansprüche geltend machen konnte. Die Eltern führten eine Gemischtwarenhandlung (Haus Nr. 82 an der Hauptstraße) und vertrieben auch Lederwaren aller Art. Gemeinsam mit Leopold Berger (Bruder von Frau Rotter, weiteres Hausbrunner Holocaust-Opfer) betrieben sie außerdem einen Ziegelofen in der Nähe des ehemaligen Teiches. Alfred war geistig behindert und hatte große Probleme mit dem Sprechen. Mitunter gab er Laute von sich, die nur von den nächsten Angehörigen verstanden werden konnten. Später schaffte er es immerhin, 2 oder 3 Wörter miteinander zu verbinden. Obwohl seine Eltern beliebte und angesehene Geschäftsleute waren, wurde Alfred - leider - von den anderen Kindern sehr viel gehänselt. Das trauten sie sich aber nur dann, wenn die Mutter nicht in der Nähe war. In den Zwanzigerjahren ließen die Gleichaltrigen den kleinen Alfred nur dann mitspielen, wenn er sich dafür „einkaufte“ d. h. gewissen Mengen an Süßigkeiten aus dem elterlichen Geschäft an sie verschenkte bzw. unter ihnen verteilte.
Eine Zeitzeugin erinnert sich an eine unendlich tragische Szene, die sich zwischen 1936 und 1938 öfter wiederholte:
Alfred ging auf dem Gehsteig mit erhobener Hand - oder mit erhobenem Zeigefinger auf und ab und sprach die Passanten an. Er wiederholte dabei unzählige Male den Satz „Hitler gefährlich! Hitler gefährlich!“
Man hat insgesamt den Eindruck, dass die Fürsorge seiner Mutter das positivste Moment im gesamten Leben des Alfred Rotter war. Nach der „Arisierung“ ihres Besitzes durch die Gemeinde übersiedelte die Familie nach Wien. Die Mutter weigerte sich, zu emigrieren. Der letzte Satz, der ihr - nach Aussage der Hausbrunner - zugeschrieben wird, ist: „Ich lasse mein Kind nicht allein!“
Mutter und Sohn wurden am 28.1O. 1941 von Wien nach Litzmannstadt deportiert.

Er wurde am 28.10.1941 mit
seiner Mutter Anna (ihre letzte Wohnadresse war Wien 2, Rembrandtstraße
4/6) nach Litzmannstadt (Lodz) deportiert (ihre dortige "Ghettoadresse"
war Alexanderhofstraße 28/3). Anna Rotter wurde am 24.07.1889 in
Hausbrunn geboren, Mädchenname Berger. Ihre Todeserklärungen findet man
im Wiener Stadt- und Landesarchiv unter der Signatur 48 T 101/49. Diese
Todeserklärung wurde höchstwahrscheinlich von Alfreds Schwester Irma
1949 beantragt, die den Holocaust überlebte. Den Vermögensanmeldungsakt
von Anna Rotter , also die Unterlagen der Vermögensentziehung durch die
sogenannte Vermögensverkehrstelle der Nazis, findet man im
Österreichischen Staatsarchiv (siehe Formular für die Anfrage attached).

Im Haus Rembrandtstraße 4 findet man dann noch Margarethe Rotter,
geboren am 21.11.1901 in Wien, Mädchenname Schaffa. Sie war Alfreds
Tante, also verheiratet mit dem Bruder seines Vaters, Leopold Rotter.
Sie wurde ebenfalls am 28.10.1941 nach Litzmannstadt deportiert. Leopold
Rotter wurde am 12.09.1890 in Egbell geboren. Er war Zuckerbäcker. Seine
letzte Wohnadresse war Wien 6, Stumpergasse 48. Er wurde am 20. 10.1939
nach Nisko deportiert.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Zurück zur Übersicht