Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Antonie Morgenstern verfügbar:

geboren am 24.04.1878 in Holleschau
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation derzeit nicht bekannt- Deportationsdatum unbekannt -
gestorben in Wien am 10.05.1938
Die Recherche wurde von Laetitia + Esther, 14 Jahre, BG Bad Ischl, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Wir fanden den ledigen namen von Antonie Morgenstern nicht heraus, sie wurde in Böhmen, das damals Teil der k.u.k Monarchie war, geboren. Wahrscheinlich zog sie wie viele junge Mädchen nach Bad Ischl, weil es dort im Umkreis der kaiserlichen Sommerresidenz Arbeitsplätze gab. Hier heiratete sie einen Geschäftsmann,Ernst Morgenstern, die Art des Geschäftes konnten wir nicht herausfinden, vielleicht eine Drogerie oder ein Textilgeschäft. Sie gebar am 5. Feb. 1910 Zwillinge, sie nannten sie Erst und Kurt. Den zunehmenden Antisemitismus der 1. Republik bekam die Familie sicher zu spüren, wahrscheinlich ging es der Familie wegen des Tourismus (Kuranstalten)und der wirtschaftlichen Situation Ischls (Salzbergbau) relativ gut. Sie wohnte in der Jainzendorfstraße, genannt Kaiserdörfl, weil es an der Rückseite der kaiserparkareals gelegen ist. "Der Anschluss" brachte der Familie die Enteignung, Demütigungen und Verzweiflung. Wir können annehmen, dass Antonie in eine der Wiener Sammelwohnungen gebracht wurde, wo sie höchstwahrscheinlich durch Sprung aus dem Fenster (Genickbruch) ihrem Leben ein Ende setzte.(Hatte sie Eltern, Verwandten etc. helfen wollen und die Aussichtslosigkeit des Unterfangens erkannt?) Von ihrem Gatten Erst lautet die letzte bekannte Adresse:8 Melton Road, Crumpsall, Manchester,Grafschaft Lancaster. Auch die beiden Söhne konnten nach England fliehen. Fritz nannte sich Fred Morgan: 108 Bury Old Road, Galford 7, Lancaster, Kurt nannte sich Kenneth George Morgan: 105 Nottingham Road, Banford, Grafschaft Nottingham. Wir wissen aus einem Dokument des Linzer Landesarchivs (ZeitgeschichteMuseum)vom 22. Sept. 1949, dass die Rückstellungsansuchen negativ beschieden wurden: " ...,die Rückstellung des gekauften Grundstücks jedoch wegen wirschaftlicher Umgestalung NICHT TUNLICH."
GS_Buch, Unterricht, Lehrausgänge und Gruppenarbeit im ZeitgeschichteMuseum Ebensee, Recherche im dortigen Archiv, Informationen über Arisierungen, "Wiedergutmachungen", DÖW etc

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Liebe Antonie Morgenstern! Ich hoffe, es kränkt dich nicht, wenn ich dich duze, doch dieser Brief ist sehr persönlich und in den letzten Wochen habe ich mich sehr intensiv mit deinem Leben beschäftigt. So fühle ich mich irgendwie mit dir verbunden. Ich wünschte, ich könnte dir versichern,dass so ein Unrecht wie in der NS-Zeit nicht mehr passiert ist. Doch dies wäre eine scheinheilige Lüge! Die traurige Wahrheit ist, dass sich nach deinem Tod zwar die Lage in Österreich, Deutschland . . . die lage verbessert hat, doch heute gibt es mehr Länder denn je, in denen Menschen wegen ihrer Herkunft, Behinderung, Hautfarbe oder wegen einer anderen Glaubensrichtung zum Tode verurteilt werden. Gerade geht ein sechswöchiger Kireg im Irak zu Ende, der sehr viel Elend über die ohnehin schon arme Zivilbevölkerung gebracht hat. Das Leben einer einzelnen Person zählt in dieser Zeit nicht viel, es sei denn, diese Person ist ein "hohesTier". Doch ich bin mir sicher, eines Tages werden alle dafür verantwortlichen Personen vor Gericht stehen, wen auch nicht mehr auf dieser Welt . . . Mit freundlichen Grüßen, deine neuen Freundinnen Laetitia und Esther

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Ich weiß nicht, wie lange die Menschheit noch auf dieser Welt leben kann oder ob es bald noch bessere und somit für uns Menschen noch gefährlichere Waffen geben wir. Doch eines weiß ich ganz gewiss: Kein Lebewesen und schon gar nicht ein Mensch, hat das Recht seine Mitmenschen zu richten, zu diskriminieren oder zu töten! Ich wünsche mir, dass die Jugend von morgen und übermorgen diese schrecklichen Jahre des Rassenhasses als mahnendes Beispiel nie vergisst und dass so soch große und furchtbare Ungerechtigkeit nie wieder passieren kann. Denn ich bin sicher, dass durch Krieg, Gewalt, Bedrohung, Erpressung und Hass die Welt einst untergehen wird. In der Bibel steht, dass der Mensch klüger ist als alle Tiere, so soll er dies auch sein. So schreckliche Verbrechen wie in der NS-Zeit sollen durch Aufklärung verhindert werden. Denn was braucht der Mensch zurzeit mehr als Liebe & Frieden.

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