Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Rudolf Buchbinder verfügbar:

geboren am 18.03.1872 in Melk, NÖ
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Theresienstadt am 22.07.1942
gestorben in Theresienstadt am 15.04.1945
Die Recherche wurde von Dominik, 16 Jahre, BRG Wieselburg, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Dr. Rudolf Buchbinder, geboren am 17.3.1872, kam am 2.4.1913 als Gemeindearzt nach Neumarkt. Im Ersten Weltkrieg war er Lazarettarzt in Hubertendorf bei Blindenmarkt. Er bekam unter anderem das Ehrenzeichen II Klasse vom Roten Kreuz mit Kriegsdekoration für seine guten Taten verliehen. Mit seiner Ehefrau Hedwig, geborene Sommer, hatte er 2 Kinder, Ella und Egon. Wahrscheinlich war die ganze Familie jüdisch. Dr. Rudolf Buchbinder war wohnhaft in 3371 Neumarkt an der Ybbs, Nummer 80, welches Hauk Haus genannt wurde und wird. In diesem Haus hatte eine Frau namens Fanny Sommer gelebt, die wahrscheinliche Schwiegermutter.
1942 wurde Rudolf Buchbinder in ein Sammellager nach Wien 2, Czerningasse gebracht. Seine Kinder waren damals schon zum Studieren im Ausland, seine Tochter in England, der Sohn in Amerika. Am 22.7.1942 ist er mit seiner Gattin in das Ghetto Theresienstadt in der ehemaligen Tschechoslowakei deportiert worden. Am 15.4.1945 ist Dr. Rudolf Buchbinder kurz vor Kriegsende verstorben. Seine Frau kam nach Kriegsende nach Österreich zurück.
Aus zuverlässigen Quellen erfuhren wir, dass Rudolf Buchbinder nie seinen Beruf zum Reichwerden verwendet hat. Er half auch dann, wenn der Patient nicht zahlen konnte. Deshalb wurde er nie wirklich wohlhabend. Auch bei Kindern war er beliebt, da er stets Zuckerl auf Vorrat hatte. Sein riesiger Einzugsbereich erstreckte sich von Neumarkt bis Säusenstein und auch am Hengstberg hatte er Patienten. (Region Ybbs an der Donau/Mostviertel)

Die Recherche war anfangs sehr problematisch, da viele Menschen nicht über diese Zeit reden wollten. Andere Menschen konnten im Gegensatz gar nicht mehr gestoppt werden. Doch schließlich erfuhren von Zeitzeugen und verschiedenen Institutionen (z.B. Dokumentationsarchiv des österreichischen Widerstands) nützliche Informationen.

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Sehr geehrter Herr Dr. Rudolf Buchbinder!
Ich habe von meinem Nachbarn, in Neusarling, erfahren, welch ein großartiger Mensch Sie waren und deshalb Sie zu diesem Projekt ausgewählt um mehr über Ihr Leben und Ihr tragisches Schicksal zu erfahren. Ich konnte viel von ihren ehemaligen Patienten erfahren, die sie nie vergessen haben. Besonders die Kinder von damals - heute älter Menschen - haben Sie in sehr guter Erinnerung. Noch heute sprechen sie darüber, welche Freude Sie ihnen mit damals nicht alltäglichen Kleinigkeiten machten. Eine ältere Dame erzählte mir heute - fast 60 Jahre nach dem schrecklichen Ereignissen - , dass sie immer schon sehnsüchtig auf ihre Ankunft am Bahnhof warteten, um ein "Zuckerl" zu bekommen. Durchwegs wurde mir über Ihre großartigen Taten im Bereich der Krankenpflege berichtet, viele Menschen konnten sich an konkrete Situationen mit ihnen erinnern und haben mir diese freudig erzählt, zugleich aber gezeigt wiesehr sie Ihr tragisches Ableben berührt.
Ich konnte auch einiges über traurige Details von Ihrem Leben erfahren. Es ist schlimm, dass jene, denen man am meisten hilft, sich daraufhin gegen einen wenden.

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Sehr geehrter Herr Dr. Rudolf Buchbinder!
Ich habe von meinem Nachbarn, in Neusarling, erfahren, welch ein großartiger Mensch Sie waren und deshalb Sie zu diesem Projekt ausgewählt um mehr über Ihr Leben und Ihr tragisches Schicksal zu erfahren. Ich konnte viel von ihren ehemaligen Patienten erfahren, die sie nie vergessen haben. Besonders die Kinder von damals - heute älter Menschen - haben Sie in sehr guter Erinnerung. Noch heute sprechen sie darüber, welche Freude Sie ihnen mit damals nicht alltäglichen Kleinigkeiten machten. Eine ältere Dame erzählte mir heute - fast 60 Jahre nach dem schrecklichen Ereignissen - , dass sie immer schon sehnsüchtig auf ihre Ankunft am Bahnhof warteten, um ein "Zuckerl" zu bekommen. Durchwegs wurde mir über Ihre großartigen Taten im Bereich der Krankenpflege berichtet, viele Menschen konnten sich an konkrete Situationen mit ihnen erinnern und haben mir diese freudig erzählt, zugleich aber gezeigt wiesehr sie Ihr tragisches Ableben berührt.
Ich konnte auch einiges über traurige Details von Ihrem Leben erfahren. Es ist schlimm, dass jene, denen man am meisten hilft, sich daraufhin gegen einen wenden.

Ihr Schicksal zeigt, dass die Nationalsozialisten ihre Ziele nicht erreicht haben, denn die Erinnerung an die guten Taten die Sie vollbracht haben lebt in den Gedanken der Menschen weiter. Sie haben erreicht, dass man sich auch 60 Jahre nach ihrem tragischen Tod im Ghetto Theresienstadt noch freudig an Sie erinnert, einen Mann der immer zu den Schwachen geholfen hat und für den das Wohl der Menschen - seiner Patienten - weit wichtiger war als die eventuelle Anhäufung von Reichtum.

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