Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Gerhard Löwi verfügbar:

geboren am 28.06.1926 in Innsbruck, Tirol
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n) Innsbruck, Tirol
Deportation von Prag nach Theresienstadt am 27.07.1942
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Anna und Mona, 15 Jahre, Heinrich Jacoby Schule Telfs, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Lebensgeschichte

Gerhard Löwi, kommt am 28.6.1926, zwei Jahre nach der Hochzeit seiner Eltern (die Hochzeit war am 10.6.1924), in Innsbruck/Tirol als jüdisches Kind auf die Welt. Er hat einen Bruder namens Renee, Geboren am 22.7.1920. Die vier sind dann ziemlich sicher, gleich nach Gerhards Geburt, nach Wien gezogen, weil sie in Innsbruck nie gemeldet waren. Als er 1 ½ Jahre alt ist, zieht mit seinen Eltern Friedrich ( geboren am
31.3.1887 in Maschau) und Margarete ( geboren am 11.12.1904 in Jenbach) am 20.12.1927 nach Aussig an der Elbe, wo sie bis 1938 leben. Sie wohnen in diesen 11 Jahren zuerst in der Templitzerstrasse 37 dann Eigenerherd 8 und zum Schluss in der Kapustastraße 2.
Susanne, die Schwester von Gerhard kommt am 9.2.1934 auf die Welt.
Ende September 1938 zieht die Familie nach Binnenland. Am 18.1.1939 wohnen sie im Hotel "Smitka" in Pilsen. Ihre letzte Wohnadresse ist: Prag, Komensky-Straße 16/III.
Am 27.7.1942 werden alle mit dem Transport AAu nach Theresienstadt deportiert. Dieser Transport beinhaltet 1000 Opfer. Insgesamt werden 140.890 Menschen dorthin gebracht. Dank vieler Künstler, Schriftsteller und einer Bibliothek gilt Theresienstadt als Vorzeigeghetto des NS-Regimes. Die Hygienischen und Ärztlichen Verhältnisse sind katastrophal und das Lager ist völlig Menschen überfüllt. 33.500 Menschen müssen in Theresienstadt ihr Leben lassen, die anderen werden in umliegende KZ's deportiert. So auch die Familie Löwi.
Am 4.8.1942 (Gerhard ist gerade mal 16 Jahre alt) werden sie mit dem Transport AAz nach Maly Trostinec (Minsk/Weißrussland) Deportiert. Nachdem im November 1941 die Deportationen aus dem "Reich" und dem "Protektorat" ein vorläufiges Ende gefunden hatten, wurden zwischen Mai und Oktober 1942, in 16 Zügen mehr als 15.000 Menschen aus Wien, Königsberg, Köln und Theresienstadt nach Maly Trostinec gebracht und nach Anweisungen des Chefs der "Sicherheitspolizei" und des DS "Reinhard Heydrich" sofort ermordet.
Die Exekutionen liefen meist folgendermaßen ab: Meist zwischen 4.00 und 7.00 Uhr früh, nach der Ankunft der Züge in Minsk auf einem Güterbahnhof, sorgte eine Gruppe des KdS für das Ausladen der Menschen und ihres Gepäcks. Danach wurden alle zu einem Sammelplatz getrieben, wo ihnen Wertsachen (Geld, Schmuck usw.) abgenommen wurden. Dort wurden auch von Dienststellenangehörigen die 20 bis 50 Menschen pro Transport selektiert, die später zur Zwangsarbeit auf dem Gut Maly Trostinec eingesetzt wurden. Die Übrigen wurden auf Lastwägen zu den 18 km entfernten Gruben gefahren wo sie erschossen wurden. Ab Anfang Juni wurden auch Gaswagen eingesetzt und ab August wurden die Züge in die unmittelbare Nähe des Gutes geleitet, wo nunmehr Entladung und Selektion stattfanden. Nur 17 von 9.000 deportierten Juden aus Österreich überlebten dieses Maß an Unmenschlichkeit.


Hier noch einige Informationen zur Familie Schulhof, der Familie von Gerhards Mutter: Seine Großeltern mütterlicherseits sind Anna und Josef


Schulhof. Josef wurde im Jahr 1876 in St. Elek/Ungarn geboren.
Er zog vor 1900 nach Jenbach. Am 11.12.1904 kam Tochter Margarete (Mutter von Gerhard) auf die Welt. Ungefähr 1 1/2 Jahre später folgte Sohn Alois am 11.4.1906. Von Jenbach zog die ganze Familie nach Innsbruck, wo Josef in der Museumstrasse und am Marktgraben ein Modehaus führte. Gewohnt hat er ebenfalls in der Museumstrasse 17 (240a). 1931 Kam dann der Sohn von Alois, "Walter" zur Welt. 1935 am 4.Juni wurde Josef Schulhof zum Kassier der israelischen Kultusgemeinde gewählt. 1938 Wohnten Josef, Anna und Alois in der Fischergasse 20. Alois zog dann in die Friedhofallee und flüchtete mit seiner Familie (Frau und Kind) nach Palästina. Dort war er als Schuster tätig. Seine Frau musste dort ihr Leben lassen. Josef und Anna flüchteten auch. Josef Starb. Anna kam jedoch, genauso wie ihr Sohn Alois, nach Innsbruck zurück. Laut dem Innsbrucker Adressbuch, wohnten sie 1953 gemeinsam in der Temelstraße 5. Alois zog 1957 mit seiner vermutlich 2. Frau Lily in die Müllerstraße 27. Die letzte definierbare Wohnadresse war Innsbruck, Amthorstraße 18a. Das war ziemlich sicher 1964.

Quellen:

Innsbrucker Stadtarchiv: Von dort haben wir unser ganzes Wissen zur Familie Schulhof und wir möchten uns auf diesem Wege dafür bedanken dass, wir 2 1/2 Stunden lang, das ganze Archiv von oben bis unten nach den Schulhofs und Löwis absuchen durften.

Archiv in Aussig an der Elbe: Nach langem herumtelefonieren gelangten wir über die Auskunft endlich in das Aussiger Stadtarchiv, wo uns ein gewisser Herr Kaiser bereitwillig zusagte, uns bei der Suche zu helfen. Zwei Wochen später erhielten wir dann einen Polizeimeldezettel (Archivbestand Kartoteka obyvatel Mesta Usti nad Labem 1924-1939), der besagt, das die Familie Löwi wirklich in Aussig gelebt hat. Vielen Dank deshalb auch an Meldezettel aus dem Jahre 1927, der besagt, das die Familie Löwi wirklich in Aussig gelebt hat. Vielen Dank deshalb auch an das Archiv in Aussig, speziell an Herr Kaiser. Aus den von ihnen erhaltenen Informationen konnten wir den Großteil unserer Rechercheergebnisse schöpfen.

Die Recherche war am Anfang echt schwierig, denn wir fanden in Innsbruck eigentlich gar nichts über Gerhard heraus, doch als wir uns dann an das Aussiger Stadtarchiv wendeten und von dort ziemlich viele Informationen bekamen, waren wir so Happy darüber, dass wir sogar überlegten, selbst nach Tschechien zu fahren um uns auf die Suche nach seiner Wohngegend zu machen. Aus zeitlichen Gründen ließ sich das jedoch nicht machen. Vielleicht lässt sich unser Vorhaben aber in der Zukunft noch machen.

Anna Obererlacher & Mona Trenkwalder

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Lieber Gerhard!

Wir hoffen es geht dir gut!

Zuerst einmal möchten wir uns gerne vorstellen: Wir heißen Anna und Mona, sind 15 Jahre alt und wohnen in Telfs, das ist in der Nähe deiner Geburtsstadt Innsbruck, wo wir übrigens auch oft sind.

Als wir uns zum Projekt "Letter to the Stars" meldeten, wollten wir unbedingt einen Menschen der damals in unserem Alter war und in unserer Umgebung wohnte.
Das du mit 1 1/2 Jahren nach Aussig an der Elbe gezogen bist wussten wir da noch nicht.
Wir haben das halbe Innsbrucker Stadtarchiv auf den Kopf gestellt um deinen Namen oder den deiner Eltern in irgendeiner Weise ausfindig zu machen.
Gefunden haben wir etwas über deine Großeltern Josef und Anna Schulhof und deinen Onkel Alois Schulhof.
Anna und Alois haben den Krieg überlebt und sind als eine von wenigen, nach Innsbruck zurückgekehrt. Gemeinsam lebten sie in einem großen braunen Haus in der Amthorstraße.
Wir fragen uns schon die ganze Zeit ob du deine Großeltern jemals kennen gelernt hast.

Wahrscheinlich können wir uns nur im entferntesten vorstellen, was du und deine Familie damals mitmachen mussten, doch wir sehen jeden Tag Bilder von Krieg und Schmerz im Fernseher und der Zeitung, die uns zeigen wie furchtbar und grausam ein Mensch dem anderen gegenüber sein kann.
Doch, dass Krieg schrecklich ist, muss man dir wohl nicht erklären.

Wir hoffen von ganzem Herzen, das es dir dort, wo du auch immer sein magst, besser geht und wünschen dir, dass du allen Schmerz vergessen und glücklich werden kannst.

Friedliche, schöne, liebe, lustige, fröhliche, fantastische, nette und vor allem unvergessliche Grüße senden dir

Anna Obererlacher und Mona Trenkwalder!

Ps: Wir haben bemerkt dass es immer noch zahlreiche Nazi-Opfer gibt deren Lebensgeschichte nicht recherchiert wurde. Deshalb möchten wir auf diesem Weg auch diese Menschen ganz lieb grüßen und ihnen das gleiche wie Gerhard wünschen.

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

Es bringt nichts lange darüber zu reden oder zu schreiben, was in der Vergangenheit schlimm oder furchtbar war, viel wichtiger ist, sich heute, im hier und Jetzt, mit der Rassendiskriminierung auseinander zu setzten. Jeder Mensch auf dieser Welt kann und muss bereit sein, sich tolerant und respektvoll gegenüber anderen Menschen zu verhalten. Egal welcher Hautfarbe oder Religion sie angehören, egal ob sie Homosexuell oder Behindert sind, jeder Mensch hat ein Recht auf Leben.
Einen Ausländer mit Tschusch anzureden und einen Schwulen als blöde Tunte zu bezeichnen, gehört mittlerweile in unseren Alltag, keiner weiß warum das so ist. Haben diese Menschen die so etwas sagen, Angst vor etwas? Angst dass ihnen die Türken die Arbeit wegnehmen? Oder einfach nur Angst davor sich mit etwas zu beschäftigen das anders ist?

Letter to the Stars hat uns gezeigt wie schlimm es in der NS Zeit war und immer noch ist, anders zu sein.
Wir für unseren Teil werden es uns in Zukunft doppelt und dreifach überlegen, bevor wir jemanden für etwas verurteilen. Lieber werden wir auf uns selbst sehen und versuchen unsere eigenen Fehler zu verbessern.

Was auch immer in der Zukunft geschehen wird, wir werden versuchen, stets für das Recht derer zu kämpfen die es im Leben nicht so leicht haben, ob sie nun Juden, Moslems, schwarz, weiß, grün-pink gestreift oder sonst wie sind.

Anna Obererlacher & Mona Trenkwalder

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