Folgende Informationen sind von
Käthe Blau verfügbar:
geboren am |
02.12.1872 in Wien |
letzte bekannte Wohnadresse |
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andere Wohnadresse(n) |
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Deportation |
von Wien nach Litzmannstadt am 15.10.1941 |
gestorben |
in Litzmannstadt am 18.04.1942
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Die Recherche wurde von
Sophina, 16 Jahre, GRG3, Kundmanngasse 20-22,
übernommen.
Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:
Die Lebensgeschichte von Käthe Blau
Geboren: 1872 in Wien
Gestorben: 1942 im Ghetto in Litzmannstadt (Lodz; Polen)
Unter all den Schandtaten, die im Nationalsozialismus begangen wurden, war die Verfolgung der Juden, Homosexuellen und Behinderten das Schlimmste. Wir haben im Geschichteunterricht davon gelesen und gehört; doch all das waren Zahlen und Fakten. Nun haben wir durch das Projekt „Letter to the Stars“ die Möglichkeit gehabt, uns genauer mit den einzelnen Opfern zu befassen. Aus den Zahlen der Opfer sind Namen geworden. Namen, mit einem Hintergrund, einem Leben, und aus den Fakten sind Schicksale und Lebensgeschichten geworden. Wir, eine Generation nach dieser Zeit, die die Wahrheit nie richtig zu spüren bekommen hat, wissen jetzt mehr über unsere Vergangenheit – mehr über uns selbst. Wir sind die Generation, die verhindern muss, dass so etwas noch einmal passiert. Mit mehr persönlicher Beziehung liegt uns jetzt mehr daran.
Hier ist nun die Lebensgeschichte von Käthe Blau, die ich ohne die Hilfe von Frau Liselotte Hofer, ihrer Großnichte, nie so genau niederschreiben hätte können.
Im Jahre 1872 brachte Risa Blau ihr viertes von acht Kindern zur Welt: Käthe. Bis 1897 lebte die ungarischstämmige Familie in Oberdöbling in der Ferdinandsgasse 5. Doch nach einem tragischen Unfall am 22.08.1889, bei dem sowohl Käthes Vater (Albert Blau) als auch ihr Bruder (Rudolf Blau) ums Leben kamen, konnte ihre Mutter nicht mehr in dem Haus weiterleben. So zog die Witwe mit ihren Kindern nach Hietzing in die Hietzinger Hauptstraße 56. Käthe besuchte mit ihrer Schwester das Töchterinstitut in Wien Alsergrund, Währingerstraße 22. Nach ihrem Gesangsstudium ging Käthe als Opernsängerin nach Karlshohe (Deutschland). Ein Streit mit einem Dirigenten veranlasste sie nach Wien zurückzukehren. Ihre Brüder Hans und Jacques zogen nach Budapest, um dort eine Hundezucht zu beginnen. Wie Käthe Blau wurden auch sie Opfer der Judenverfolgung. Die beiden Brüder kamen im KZ in Ungarn ums Leben. Ihre anderen Brüder Stephan und Georg gingen nach Bolivien, Artur starb 1937. Käthe und ihre Mutter nahmen 1926 die österreichische Staatsbürgerschaft an. Sie heiratete nie und blieb wie ihre Brüder kinderlos. Ihre Schwester heiratete Hugo Wietz und brachte drei Kinder zur Welt (Albert, Trude und Marta). 1913 zog sie mit ihrem Mann in die Hietzinger Hauptstraße 71. Bereits 1914 erkrankte sie an einem Gehirntumor und starb 1916 mit 47 Jahren. Von nun an kümmerte sich Käthe Blau um Marta und Trude und wurde für die beiden wie eine zweite Mutter. Nebenher pflegte sie auch ihre alte, kranke Mutter, die 1936 starb. Käthe bildete ihre Nichte Marta zur Opernsängerin aus (Marta Wietz, später Wied).
Nach ihrer Karriere als Opernsängerin gab sie Unterricht in Gesang und führte mit ihren Schülern kleine Mozartopern auf (wie z.B. in Mauterndorf). Nach dem Tod ihrer Mutter (1936) machte Käthe Blau, die große Hundeliebhaberin, zahlreiche Urlaube in Budapest bei ihren Brüdern oder in Niederösterreich, um in der Nähe ihrer Verwandten zu sein. Ihr Ziel war es immer nach Südamerika zu ihren Brüdern zu ziehen. Sie sparte auch für diese teure Reise, die sie jedoch nie antreten konnte. Als Hitler an die Macht kam und die Judenverfolgungen begannen, glaubte die Jüdin den Drohungen Hitlers nicht und blieb trotz Warnungen ihrer Verwandten in Wien. Sie hatte die Möglichkeit in die Schweiz zu gehen, wo eine Wohnung, ein kleines Startkapital als auch Freunde für sie da gewesen wären. Mit den Worten: „Einen alten Baum verpflanzt man nicht!“ lehnte sie jede Hilfe ab. Sie glaubte nicht, dass Hitler sogar alte Menschen abtransportieren lassen wollte. Schon bald sollte sie das Schicksal vom Gegenteil überzeugen. Juden wurden aus der Gesellschaft ausgeschlossen und bekamen zahlreiche Verbote. Sie durften weder Hunde, Klaviere noch Telefone haben. So musste sich die Hundeliebhaberin von ihrem Hund und von ihrer Musik trennen. Ihr Hund kam nach Ungarn, aber das Klavier konnte geschickt durch eine Testamentsabänderung in der Familie untergebracht werden, wo es heute noch steht. Fremde Juden wurden bei ihr einquartiert, die sich dann vier Wochen später das Leben nahmen. Ende 1940 bekam Käthe Blau ihre letzte Möglichkeit, über die Alpen in die Schweiz zu gelangen. Doch trotz Bittens und Flehens ihrer Verwandten, sich in Sicherheit zu bringen, beharrte sie auf ihrer Meinung in Wien zu bleiben.
Schließlich kam im Jahre 1941 eine Verständigung von der Gestapo. Käthe Blau sollte sich am 15.10.1941 in der Castellezgasse ? mit einem Koffer einfinden und dort mit dem Transport 6 ins Ghetto Litzmannstadt (heute Lodz) gebracht werden. Angehörige durften nicht einmal zum Bahnsteig mit. Sie nahm ihr Schicksal hin und fuhr nach Lodz. Durch geplante Abkoppelung des Gepäckwaggons verlor sie ihren Koffer, der – in ihrem Fall auf Anraten der Verwandten nur mit Kleidung gefüllt – zum Kilopreis versteigert wurde. Als die Gestapo ankündigte, nun auch ihre Möbel aus ihrer Wohnung zu holen, verhinderten das ihre Verwandten und brachten ihr Hab und Gut in einer Nachtaktion in die Meitensgasse 4 in eine Kellerwohnung. Die Gestapo konnte nun suchen, wo sie wollte – wenigstens Käthe Blaus Möbel waren in Sicherheit.
Das letzte Lebenszeichen von Käthe Blau bekamen ihre besorgten Verwandten 1942, als Käthe in einem Brief um Geld bat. Auf den Antwortbrief reagierte sie nicht mehr. Sie starb vermutlich am 18.04.1942 im Ghetto Litzmannstadt (Lodz), obwohl sie auf der Liste des KZ von Auschwitz steht. Bis heute ist nicht geklärt, ob sie in der Gaskammer den Tod fand, einer schweren Krankheit erlag oder gar verhungern musste. Auch nach zahlreichen Versuchen die Tante zu retten, gelang es der Familie nicht sie aus dem Ghetto zu befreien. Erst 1949 ließ sie ihr Neffe Albert Wietz für tot erklären (Todeserklärungsnummer: 48 T 737 / 49).
Das Haus, in dem sie lebte, wurde 1945 von Bomben zerstört und somit wurde auch ihr Lieblingsplatz im Gartenhaus vernichtet, der ihr Zuflucht und Geborgenheit gab.
Für mich war es erschütternd und berührend zugleich, mit ihrer Großnichte zu sprechen, die mit so viel Zuneigung, Offenheit und Ehrlichkeit über das Schicksal der fröhlichen Hundeliebhaberin berichtete und in Erinnerungen schwelgte, als wären nicht viele Jahre, sondern nur ein paar Wochen seit dem letzten Wiedersehen vergangen. Käthe Blau hat ihren festen Platz in den Gedanken und im Herzen ihrer Familie.
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Der Brief an den/die Ermordete/n :
Liebe Käthe Blau!
Ich habe versucht, dein Leben zu recherchieren und deinem Tod die Sinnlosigkeit zu nehmen. Natürlich konnte ich dir damit kein Leid ersparen, doch ich hoffe, dass aus deinem Namen auf der Opferliste nun eine Person mit einem persönlichen Schicksal geworden ist. Du fehlst deinen Verwandten, und sie haben sich große Sorgen um dich gemacht. Ich durfte mir Fotos von dir anschauen; deine Hunde, deine Jugend sehen; überall warst du fröhlich, obwohl du ein schweres Schicksal hattest. Ich habe von deiner Großnichte gehört, dass du perfekt Ungarisch konntest. Ungarisch ist meine zweite Muttersprache.
Du hast Hitler nicht geglaubt – so brutal kann doch keiner sein! Konnte er doch – und andere können es immer noch. Die Welt hat Narben von der Zeit des Nationalsozialismus – aber etwas daraus gelernt haben bis jetzt nur einige Staaten Europas. Mit diesem Projekt für Schüler versucht man, jungen Leuten klar zu machen, wie schrecklich diese Zeit war und dass so etwas nie mehr passieren darf.
Mir ist durch dein persönliches Schicksal gezeigt worden, wie gemein und brutal die Welt sein kann. Doch du hast mir dann gezeigt, dass man trotz mehrerer Schicksalsschläge auch glücklich sein kann.
Danke!
Sophina
(sophina.trubel@vienna.at) Projekt „Letter to the Stars“
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Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):
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