Folgende Informationen sind von
Moritz Beisser verfügbar:
geboren am |
03.05.1876 in Wien |
letzte bekannte Wohnadresse |
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andere Wohnadresse(n) |
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Deportation |
von Wien nach Maly Trostinec am 02.06.1942 |
gestorben |
in Maly Trostinec- Todesdatum unbekannt -
|
Die Recherche wurde von
Roman, 14 Jahre, BGBGRBORG22 Polgarstraße 24,
übernommen.
Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:
Moritz Beisser
Er lebte zuletzt mit seiner Gattin Adele in Wien 2, Grosse Pfarrgasse
23/6.Am 2.6.1942 wurden sie gemeinsam Mit Transport 24 nach Minsk/Maly
Trostinec deportiert. Die Tochter der beiden, Gertrude Glücksmann ließ
sie 1946 für tot erklären, 48 T 2573/46.
Vor der Einweisung in die Sammelwohnung im 2.Bezirk lebte die Familie in
Baden, Habsburgerstrasse 18.
Adele Beisser wurde am 18.11.1881 in Wien geboren und hieß als Mädchen
Grünwald |
Der Brief an den/die Ermordete/n :
Lieber Moritz Beisser!
Ich kenne dich zwar nicht persönlich, aber in den letzten Wochen haben meine Freunde und ich uns mit deiner Lebensgeschichte beschäftigt.
Du wirst dich bestimmt fragen, warum wir gerade deine Lebensgeschichte bearbeiten. Nun, dies lässt sich ganz leicht mit deinem Geburtsdatum erklären, dem 3.5.1876. Es ist, bis auf die Jahreszahl natürlich, identisch mit dem Geburtsdatum von Roman Klement, ein Mitglied unserer Gruppe.
Wir haben jedoch nur einige wenige Fakten über dein Leben herausgefunden. Beispielsweise wissen wir, dass du mit deiner Gattin Adele in der Grossen Pfarrgasse in Wien 2 gelebt hast, doch wir wissen nicht, wie du gelebt hast. Aber wie soll man denn auch in einer Sammelwohnung leben? Bestimmt war es grässlich und beängstigend. Heutzutage sieht das Haus völlig „normal“ aus. Damit meine ich nicht, dass es zu deiner Zeit abnormal ausgesehen hat, vielmehr will ich damit sagen, dass es, von außen zumindest, ein recht schönes Haus ist. Es ist mindestens einmal renoviert worden. Ich hätte mich zwar gerne in deiner Wohnung umgesehen, jedoch durfte ich nicht hineingehen.
Wir wissen auch, dass du davor in der Habsburgerstrasse 18 in Baden gelebt hast. Ich habe keinerlei Informationen über dein voriges Haus, oder deine vorige Wohnung, deshalb kann ich nichts darüber schreiben. Aber ich bin mir ziemlich sicher, dass du es dort besser hattest als in Wien.
Wir erfuhren auch, dass du und Adele am 2.6.1942 ins KZ Maly Trostinec deportiert wurden. Ich war zwar nicht dort, aber dafür besuchten wir Mauthausen, ein KZ in Oberösterreich. Ich denke dort war es so ähnlich wie in deinem KZ.
Dir zu erzählen, was ich dort erfahren habe, ist wohl unnötig, da du es ja bestimmt besser weißt als ich. Ich kann mir so ein Leben in einem Konzentrationslager vorstellen und ich weiß, dass ich in dieser Hölle keinen Tag überlebt hätte.
Du und all die anderen Opfer müssen schrecklich verzweifelt und mutlos gewesen sein. Bestimmt wurdest du schon anfangs von deiner Frau getrennt. Es muss furchtbar sein, von dem einzigen Menschen, den man noch liebt, abgesehen von deiner Tochter natürlich, entzweit zu werden. Bestimmt hast du dich Tag und Nacht gefragt, wie es ihr geht und ob sie überhaupt noch lebt.
Ich weiß auch nur, dass du in Maly Trostinec gestorben bist, nicht aber wie und wann. Vielleicht hast du Selbstmord begangen, weil du diesem Schmerz nicht mehr standhalten konntest. Oder du bist, wie soviel andere Opfer, vergast worden. Oder vielleicht bist du auch von einem der Nazis erschossen oder zu Tote geschlagen worden. Diese Dinge wird wohl nie jemand erfahren, aber eigentlich ist es auch nicht so wichtig, es ist schlimm genug, dass du überhaupt unschuldig ermordet wurdest.
Wie schon erwähnt, weiß ich auch, dass du eine Tochter, Gertrude Glücksmann, hast. Über sie überfuhr ich allerdings gar nichts, außer dass sie dich und Adele 1946 für tot erklären ließ. Ich weiß zwar nicht, wieso sie nicht auch ins KZ gekommen ist, aber ich bin glücklich, dass wenigstens ein Mensch aus deiner Familie überlebt hat.
Heutzutage ist alles anders, sagt man. Viele meinen, so etwas wie der NS-Terror kann nicht mehr passieren, aber da bin ich mir nicht so sicher. Es könnte bestimmt wieder jederzeit passieren, dass es jemandem gelingt an die Macht zu gelangen und andere zu unterdrücken.
Das aktuellste Beispiel ist der Irak. Saddam Hussein gelang genau das selbe, und niemand unternahm etwas dagegen. Inzwischen ist der Irak in den Händen der Amerikaner, die über 20 Tage Krieg mit Hussein geführt haben. George W. Bush sieht sich selbst natürlich als Befreier der armen Iraker, aber an die zivilen Opfer, die bei den alltäglichen Bombenangriffen ums Leben gekommen sind, denkt er nicht.
In der heutigen Zeit ist es vor allem wichtig, nicht nur zuzusehen, sondern auch etwas zu unternehmen. Aber ich denke, du kennst das.
Zum Schluss möchte ich noch sagen, dass das Recherchieren deiner Lebensgeschichte sehr interessant war und ich mich nun ein bisschen in die Leben der Opfer hineinversetzen kann.
Aber was habe ich schon über das Leben zu berichten? Immerhin bin ich erst 13 und weiß nichts von dem ganzen Leid und Elend auf der Welt. Ich spiele mich hier auf, als wüsste ich genau, wie du dich gefühlt hast und wie schrecklich dein Leben gewesen sein muss. Nein, ich bin davon überzeugt das deine Frau noch lebt, genauso wie du noch lebst. Du und all die anderen Opfer werden ewig leben, und zwar in den Gedanken und den Herzen deren Menschen, die sich mit eurer Geschichte befassen.
Klaus Kronawetter
(in der Gruppe von Roman Klement, Lukas Geiszler und Matthias Jaksch)
Als Anhang möchte ich noch gerne etwas über dieses Projekt erzählen, falls diesen Brief irgendjemand findet. Viele Schüler/innen in Österreich schreiben solche Briefe als Teil eines großen Projektes, das „Letter to the Stars“ genannt wird. Wir berichten also über die Lebensgeschichte einiger Opfer der NS-Zeit, und lassen diese Briefe dann am 5. Mai 2003, mit Hilfe von Luftballons, am Wiener Heldenplatz in den Himmel steigen. Genauer wird dieses Projekt allerdings auf www.lettertothestars.at erläutert.
Falls dieser Brief tatsächlich jemanden erreicht, kann sich die/derjenige mit meiner unten angeführten Adresse in Verbindung setzten. Ich währe sehr erfreut über eine Nachricht.
Klaus Kronawetter Zachgasse 7 1220 Wien/Österreich
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Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):
Ich weiß nicht, an wen genau ich schreibe doch hoffe ich, dass man das hören wird. In letzter Zeit haben meine SchulkollegenInnen und ich von den Gräuel des Holocaust erfahren. Ich hoffe natürlich, dass so etwas so bald nicht wieder vorkommt. Wir wissen nicht wie man sich nach all solchen Demütigung fühlt. Solche Erniedrigungen darf keiner mehr erfahren, theoretisch zu mindestens. Man denkt, dass die Menschenrechte und all diese anfangs so brillianten Einfälle die Lösung für die Ungerechtigkeit unter den Menschen wäre. Doch findet man heutzutage auf der ganzen Welt ähnliche Zustände wie 1945. Trotz aller Maßnahmen werden Menschen gedemütigt und verfolgt. Da kommt sich der Exekutierte im letzten Moment seines Lebens als unbedeutend vor und verliert dadurch seine Würde. Auch bei anderen Geschehnissen kann dies oft passieren. Daher wünsche ich mir, dass niemand mehr ohne Würde die Welt verlassen muss. Um die Zukunft zu bessern, muss man die Gegenwart belehren.
I have a dream,........
LukasG. und Crew
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