Liste der Ermordeten


Folgende Informationen sind von Rosa Wallner verfügbar:

geboren am 19.08.1870 in Wien
letzte bekannte Wohnadresse
andere Wohnadresse(n)
Deportation von Wien nach Wlodawa am 27.04.1942
gestorben - Todesdatum unbekannt -
Die Recherche wurde von Marion und Sissi, 17 Jahre, BRG Franklinstr. 26, 1210, übernommen.

Die Lebensgeschichte und wie die Recherche verlaufen ist:

Der Brief an den/die Ermordete/n :

Sie versprachen sich Erlösung, die Linderung ihrer Not, die Flucht aus ihren Alltagsqualen, gewillt dieser prekären Situation der stetig (Heim-) Suchenden und Heimgesuchten zu entschwinden, zutiefst entschlossen diesen grausamen Fluch des trostlosen Daseins zu besiegen, sich aus dorn sie engumgarnenden Geflecht materieller Armut zu winden, ihre Rolle als vermeintlich sozial tiefgestellte Menge abzustreifen, um nach langer Zeit endlich wieder zu leben. Geleitet von schier unerschöpflichem Willen zum Sieg, reich beschenkt mit einem, in ihren Augen, genialen Verstand und nahezu „übermenschlichen" Kräften, versprachen sie sich unendliche Größe, ja, uneingeschränkte Macht, suchten sie das Irdische zu überwinden um zu neuen Höhen emporzusteigen, wollten sie das Unmögliche sogleich realisiert sehen, strebten sie nach der Unvergänglichkeit ihrer eigenen Genialität, um letztendlich in ihrem Größenwahn und sich auf die für sie scheinbar einzig wahre Ideologie stützend, ein blutgenährtes Meer der Qual und des Verderbens zu schaffen. Die Verluste des „Ersten Weltkrieges" krampfhaft verdrängend und sich in tiefster Gedrücktheit befindend, suchten sie verzweifelt Halt zu finden, das letzte Quäntchen Hoffnung in einer steten Inhaltslosigkeit des Seins und einer scheinbaren Aussichtslosigkeit des Werdens aufzuspüren, den letzten sprühenden Funken menschlicher Hoffnung, menschlichen Optimismus, zu entlarven. Sie ließen nichts unversucht um ihn zu entdecken, nicht zuletzt von einer Flut innerer Empörung, inneren Hasses und gewiss auch Neides angetrieben und fanden ihn zuletzt und mit ihm die Überzeugung unübertrefflich zu sein, unbezwingbar, in jeder Hinsicht überlegen, die Art Mensch, die sie sich früher nur zu erträumen gewagt hatten. Die erhabene Obrigkeit verkörpernd versuchten sie nun zu kategorisieren, zu vereinheitlichen, von ihrer grausamen Macht uneingeschränkt Gebrauch zu machen, all jene zu verurteilen, die sich in irgendeiner Form von ihnen unterschieden, die mit ihren Vorstellungen und Wünschen nicht konform gingen, all jene, die angeblich versuchten sie zu vernichten, jene, die sie schlussendlich vernichteten. Der vermeintliche „Funken der Erlösung" hatte ein Lauffeuer purer Grausamkeit und Verachtung geschürt. Wie schrecklich musste es wohl für Sie, liebe Frau Rosa Wallner, gewesen sein, in ihm eingeschlossen zu sein, sich als „verlorenes" Glied einer, als inferior bezeichneten, verachteten Gesellschaft wiederzufinden. Ich weiß nicht, ob ich es vermag diese Gefühlsregungen nachzuempfinden, mir die Gedanken vorzustellen, die einem Menschen in einer solch grausamen Situation durch den Kopf gehen müssen. Wie fühlt man sich wohl, wenn es keinen Ausweg mehr zu geben scheint, wenn der letzte Hoffnungsschimmer verblasst und nur die einsame Erkenntnis des Verstoßenseins zurückbleibt. Verachtet man, hasst man? Ich denke, ich würde sie verachten; sie, die es so weit kommen ließen, sie, die der Nüchternheit ihres Geistes vollkommen Ausdruck verliehen, sie, die kaltblütig mordeten, ohne Grund und ohne Reue zu zeigen, sie, die Menschen aufgrund ihrer Herkunft verurteilten, sie, die sich der Grausamkeit ihrer Taten nicht gewahr zu sein schienen. Ja, ich denke, ich würde sie hassen. Nur, was weiß ich schon, ich, die, glücklicherweise, kein Teil dieser erbarmungslosen Szenen gewesen war. Doch wir dürfen diese Geschehnisse nicht verdrängen, müssen sie aufarbeiten, dürfen sie auf keinen Fall vergessen, denn das Vergessen ist die Basis neuen Leides, neuen Unglücks. Sie, liebe Frau Rosa Wallner, waren eine Heldin, sie alle waren Heiden und sie werden nicht vergessen, werden in uns weiterleben, in unseren Herzen, als Teil von uns allen, als Sterne, in unseren Gedanken hell leuchtend, Sterne, deren strahlender Glanz niemals erlöschen wird. Rosa Wallner wurde am 19.8.1870 in Wien geboren. Am 27.4.1942 wurde sie nach Wlodawa deportiert, wo sie vermutlich bald ihr Leben ließ.

Marion und Sissi

Der Brief an die Zukunft (stieg am 5. Mai 2003 an einem Luftballon gebunden in den Himmel):

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